Nun muss ich aber wieder zurück nach Agadir, doch auf dem Weg liegt Biougra. Und ganz in der Nähe davon hat sich ein Belgier angesiedelt und einen Stellplatz eröffnet. Dieser Platz ist zwar schon in meinem Campingführer, aber ich hatte ihn noch nicht selbst besichtigt. Er postet immer in Facebook Fotos von seinen wunderbaren Gerichten, das hat mich neugierig gemacht und ich möchte es unbedingt probieren. Als ich ihm meinen Besuch ankündigte schickte er mir sofort einen Menüvorschlag:
- Hausgemachter Aperitif, Duo aus Entenpastete und Rillette
- Entenmagensalat
- Duo-Gericht aus Enten- und Taubenpastilla
- Bio-Himbeersorbet Dessert
Ja, da läuft mir doch schon das Wasser im Mund zusammen. Als wir eintreffen stehen Aperitif und Hors d’Oeuvre schon auf dem Tisch. Christian ist sehr nett und hat viel erzählt, vor allem, als ich fragte, wie er auf die Idee kam, diesen Stellplatz zu eröffnen. Ich gebe hier einen kurzen Abriss der langen Geschichte:
Christian lebte und arbeitete in Belgien. Als ihn seine Frau verließ war er auf dem Tiefpunkt und dachte, in seinem Leben muss sich etwas ändern. Also packte er seinen Koffer und fuhr nach Agadir, vor allem auch, weil er hier mit seiner Muttersprache gut zurechtkommt. Er kaufte schließlich ein Gelände bei Biougra und begann mit Landwirtschaft, Gemüse zum Export. Die Souss-Ebene ist ja das größte Landwirtschaftszentrum Marokkos. Allerdings merkte er schnell, dass man es ihm hier als Ausländer nicht ganz leicht machte.
Er heiratete eine Frau mit zwei Kindern, adoptierte diese und auch noch zwei weitere Kinder. Deren allein erziehende Mutter starb an Diabetes, eine der größten Todesursachen in diesem Land mit seinem süßen Pfefferminztee. So lebten sie ganz gut, bis die Covid Pandemie begann. Es gab sofort sehr strenge Restriktionen und Christian beschloss, zum Marjane in Agadir zu fahren und dort Grundnahrungsmittel in sehr großem Stil einzukaufen. Dann fuhr er zum nächsten Souk und kaufte alles an Schlachttieren ein, was er kriegen konnte. Schafe, Ziegen, Hühner, Enten usw. Dann schloss er sein Tor ab und überstand die Pandemie im Kreis seiner Familie.
Als sich das Land wieder öffnete hatte er sich so an seine Tiere gewöhnt und wollte keine Landwirtschaft mehr betreiben. Zufällig lernte er den französischen Campingführer – Autor Emile Verhoost kennen und freundete sich mit ihm an. Der schlug ihm dann die Idee mit dem Stellplatz vor, und seitdem stürzt sich Christian mit Feuereifer darein. Ununterbrochen überlegt er, was für schöne Gerichte man mit seinen Enten und Tauben zaubern kann, und die werden dann von seiner Frau Hanane umgesetzt. Er bietet nun etwa 10 Stellplätze an, es geht ihm nicht darum möglichst viel Geld zu verdienen, sondern ein schönes Leben zu haben und freut sich immer, wenn Camper kommen und er neue Freunde macht. Überall auf dem Bauernhof gibt es kleine Sitzecken, es ist einfach, aber gemütlich und das Essen ist einfallsreich und lecker. Christian bietet seinen Camping-Gästen auch die Möglichkeit der Halbpension zu 145 DH pro Person an, zum Frühstück gibt es ganz leckere Konfitüren, natürlich selbst gemacht. Die Produkte der Farm wie kandierte Entenschenkel kann man auch kaufen.