Das Frühstück mit hausgemachten Pfannkuchen war lecker und stärkend und so fuhren Maria und ich wie geplant um 8:30 Uhr los. Fran war schon um 6 Uhr aufgebrochen, um die Hitze zu vermeiden. Es gehört schon was dazu, auf diesem Wege zu reisen, mein Ding wäre es nicht, aber jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Maria war jedenfalls ganz froh, dass sie mal nicht radeln musste. Die neue Straße nach Tassent bot wieder unglaublich schöne Ausblicke. Was ist Marokko doch für ein herrliches Land. So wunderschöne Natur und so abwechslungsreich. Nach 35 km trafen wir Fran, nach weiteren 15 km musste Maria dann aussteigen, da ich in die andere Richtung weiter fuhr.
Ich wollte einen Tipp von Hamou ausprobieren und eine Strecke nach Tounfite fahren, die nicht in der Karte ist, für die ich keine Koordinaten hatte und von der ich nicht genau wusste, wie der Zustand ist. Kurz nach der Abzweigung lag ein Lastwagen auf der Seite. Wie gut, dass es mich nicht miterwischt hatte. In meinen 31 Jahren Marokko hatte ich noch nie einen Unfall und ich drücke alle Daumen, dass es auch so bleibt. Meine Strecke war zunächst asphaltiert bis zum 10 km entfernten Ort, in den ich natürlich auch reinfuhr. Die Leute schauten mich komisch an, wussten halt sehr genau, dass ich falsch war und machten mir Zeichen. Das ist manchmal das knifflige an Asphaltstraßen. Man fährt so schön vor sich hin, aber sie gehen nicht immer in die gewünschte Richtung.
Nun, die freundlichen Leute am Wegesrand halfen mir, den richtigen Einstieg in die Piste zu finden. Ich hatte für den Tag ja noch ziemlich viel vor und war gespannt, wie es läuft, ob ich wirklich am Abend in Midelt ankommen würde wie geplant und reserviert. Deshalb war ich auch sehr erfreut, als sich herausstellte, dass die Piste nur 7 km lang war, danach folgte eine zwar sehr schlechte Teerstraße, aber sie war dennoch schnell genug zu befahren.
Mein Wunsch für heute war der Cirque de Jaffar. Dieser Name hat schon immer für alle Pistenfahrer einen legendären Klang, jeder muss ihn mal gefahren haben. Ich tat dies auch, in meinen ersten Reisejahren, noch mit dem kleinen Suzuki. Und seitdem hatte es sich nie wieder ergeben. Hatte die Beschreibung auch längst aus meinem Reiseführer raus genommen, denn sie war ja völlig veraltet. Schade, denn sie gehört in jeden Marokko-Straßenführer. Ob ich es heute schaffe? Von der Zeit her und von der Schwierigkeit, denn ich möchte spätestens um 16 Uhr in Midelt sein.
Es war 13 Uhr, als ich die Strecke begann. Der Beginn zwar wie erwartet Schotterpiste, doch nach wenigen Kilometern Teer. Das kann nicht sein und ich habe sehr gut aufgepasst, um den Pisteneinstieg nicht zu verfehlen. Der eigentliche Beginn des Cirque kam dann nach 20 km, nun musste ich mich entscheiden. Die Asphaltstraße hätte mich in 46 km bequem nach Midelt gebracht, der Cirque sollte 53 km lang sein und nach meiner Erinnerung schlechte Piste. Das kann schon 3 Stunden in Anspruch nehmen. Aber es war ja noch Zeit und zudem ein sehr schöner sonniger Tag und es hatte eine Zeitlang nicht geregnet, beste Voraussetzungen also für die schmale Piste am Hang, die bei Regen ganz schön glitschig sein kann. Los ging es also. Ich war vollkommen allein, es kam mir niemand entgegen, was aber auch gut war, denn an den meisten Stellen hätten wir nicht passieren können. Ab und an kamen mal Frauen mit Maultieren vorbei, die Futter oder Feuerholz gesucht hatten. Und irgendwie war ich enttäuscht. Diese landschaftliche Schönheit, die ich in Erinnerung hatte, war einfach nicht mehr wiederzufinden. Aber vermutlich bin ich verwöhnt. Damals hatte ich noch nicht viel von Marokko gesehen, kannte noch nicht die wunderschönen Bergpisten im Hohen Atlas, die dieser Landschaft im Mittleren Atlas einfach überlegen sind. Und auch die Piste, die ich als sehr schwer und manchmal unpassierbar in Erinnerung hatte, war eine Überraschung, ging sie doch bereits nach 20 km in eine gut ausgebaute, autobahnähnliche Trasse über. Ja, so verändert sich das Land und ich auch.
So kam es also, dass ich rechtzeitig nach Midelt kam, sogar noch Zeit hatte, einen Halt und kleinen Lunch in der Auberge Jaffar zu machen, den Campingplatz in Midelt, der leer nicht nur an Gästen, sondern auch an Personal war, zu besuchen und pünktlich um 16 Uhr in der Kasbah Asmaa vor der Tür stand, wo ich für heute eingebucht war.