Leicht ist es nicht, zu Hause eingesperrt zu sein. Am Anfang war ich noch voller Energie, habe mein Treppentraining gemacht und vor dem Fernseher getanzt. Doch irgendwann reicht das nicht mehr. Und als auch kein Mensch anrief, da ging es mir wirklich schlecht. Kam nicht von der Couch auf, stopfte alles Mögliche in mich hinein. Das ging zwei Tage so und ich fühlte mich miserabel. Das Virus ist vielleicht eine Gefahr, aber es gibt auch viele andere Gefahren und man muss immer abwägen, was das schlimmere ist. Für mich ist es auf jeden Fall das Eingesperrtsein. Was ja auch noch viel mehr bedeutet. In meinem Leben ist ein ganz wichtiger Punkt das Schreiben. Ich schreibe gerne meine Reiseführer über Marokko, ich habe wunderschöne Reisen dorthin für Kunden organisiert, musste täglich einige Stunden arbeiten, um Anfragen zu beantworten und Buchführung zu machen. Und plötzlich war das alles weg. Einfach weg. Keine Bestellungen mehr, keine Anfragen, kein Lebensinhalt.
Solange ich in Florida war, war das ein wenig ausgeglichen. Es hat mir unglaublich viel Freude und Energie gebracht, den Bikeführer Florida zu schreiben, in meinen Gruppen unterwegs zu sein, Menschen zu treffen. Doch mit Corona war auch das eingeschränkt. Zwar hat sich weiterhin mein Buch verkauft, ja gerade in der Krise sind die Menschen verstärkt aufs Bike gestiegen, aber mein persönlicher Kontakt war weggebrochen. Dennoch konnte ich täglich meinen Blog schreiben, konnte meine einsamen Aktivitäten in Facebook posten, bekam zumindest so einige Kontakte.
Doch dann ging es zurück nach Deutschland und in mein persönliches Gefängnis. Hier ist nichts. Einfach nichts. Das ist schwer. Und als ich eine Freundin anrief, eigentlich die einzige wirklich alte Freundin, die ich habe, und sie sagte zu mir, heute habe ich mich so sehr gelangweilt, dass ich Bekannte XY anrief, um zu plaudern, da war es um mich geschehen. Da war ich einfach am Ende. Wir kennen uns 40 Jahre und ich war es nicht wert, dass man mich anruft, wenn einem langweilig ist. Das war ein Schock. Wie schon gesagt, zwei Tage lang war ich völlig am Boden, fühlte mich sehr mies, doch dann habe ich mich hochgezogen. So kann es nicht weiter gehen. So leicht kann ich nicht die super Fitness, die ich in Florida erworben habe, wegwerfen. Und deshalb bin ich heute trotz Nieselregen durch den Wald getrabt, zwei Stunden lang einsam, der Wald beginnt ja gleich vor meinem Haus und ich treffe niemanden. Und nun geht es mir besser. Nein, ich lasse mir das nicht nehmen, lasse mich nicht unterkriegen. Es wird vorbei gehen, und so schnell wie möglich.