Corona hat uns fest im Griff

Nur 4 Tage sind seit meinem letzten Blogbeitrag vergangen, aber in dieser kurzen Zeit wurde die Welt auf den Kopf gestellt. Nichts ist mehr so wie zuvor, auch in meinem Leben ist der Virus angekommen. Nein, keine Sorge, ich bin nicht krank. Aber mein Rückflug wurde gestrichen. Er sollte erst am 19. April sein, deshalb kann man jetzt noch nicht sagen, wie es weiter geht. In die Zukunft planen ist unmöglich geworden, was ich mir heute für morgen vornehme, kann morgen schon verboten werden. Die Grenzen sind gesperrt, Flüge werden gestrichen, in Marokko sind die Mittelmeerhäfen geschlossen, Reisebüros können vor Überlastung keine Anfragen mehr beantworten und Botschaften helfen nicht. Ich habe den zweiten Weltkrieg nicht miterlebt, aber es muss wohl ein wenig so gewesen sein. Es macht mir Angst. Und was die Sache noch verschärft ist, dass ich hier mit meinen Sorgen allein bin. Die Menschen, die ich hier kenne, sind Amerikaner, sie haben andere Sorgen als ich Ausländerin. Außerdem sind es oberflächliche Bekannte, mit denen ich zusammen kayake, Rad fahre oder wandere, und in den Gruppen sind immer andere Menschen. Jemand, mit dem man persönliche Aspekte austauschen kann, ist nicht vorhanden. Die Familie zu Hause ist nur klein, und auch sie haben Sorgen, wie es weitergeht. Die Schulen sind geschlossen, die Arbeitgeber versuchen, ob Homeoffice möglich ist.

Wenn ich allein im Haus bin wird es jetzt oft kritisch. Meine Gedanken kreisen nur noch darum. Mir ist ein geordnetes Leben wichtig, ich habe gern alles gut organisiert und weiß, wie die nächsten Tage aussehen werden. Und genau das geht jetzt nicht mehr und macht mir sehr zu schaffen. Hätte man einen Menschen an seiner Seite wäre es etwas einfacher, man könnte seine Sorgen teilen.

Daher ist es für mich lebenswichtig, dass meine sportlichen Aktivitäten weiter laufen. Und auch da fürchte ich, dass dies nicht mehr lange weiter geht. Dass die Bikeweek nach 8 Tagen vorzeitig abgebrochen wurde hat mich nicht sonderlich berührt, ich empfand diese Entscheidung als überfällig. Aber auch meine Gruppe Explore Volusia, die ja von der Kreisverwaltung veranstaltet wird und meist nur bis höchstens 25 Teilnehmer hat, überlegt schon, die Aktivitäten zu beenden. Roger Fulton ist da noch ein Hoffnungsschimmer, seine geführten Touren sind ja eher privater Natur und in kleinerem Kreis, er wird sicher weiter machen. Aber er ist nur noch bis zum 15. April da, ist ja auch ein Snowbird. Doch ist es möglich, dass auch er verlängert. Das Haus, in dem er hier zur Miete wohnt, gehört einer Dame mit doppelter Residenz. Sie ist zur Zeit in England und kann wahrscheinlich von dort nicht weg. Sie hat Roger angeboten, so lange zu bleiben, wie er will. Zudem in seinem Heimatstaat New York noch mehr Krankheitsfälle sind. Aber ich kenne Roger nun ein wenig, er ändert nicht gern Pläne.

Auf einer kürzlichen Tour habe ich Jeff kennengelernt. Er hat mich zum Essen eingeladen und wir haben uns sehr gut unterhalten. Eigentlich das erstemal, dass ich wirklich jemand für ein persönliches Gespräch getroffen habe. Das ist mir so wichtig zur Zeit. Er wohnt in dem magischen Ort Cassadaga und kommt heute auf einen Besuch. Ich freue mich sehr darauf, da ich diese menschlichen Kontakte im Moment so sehr brauche.