Jeff

Sonst schreibe ich hier nicht über persönliche Dinge, aber heute muss ich doch über den Besuch von Jeff berichten. Ich hatte ihn zweimal zuvor auf einem Bikeereignis getroffen und heute wollten wir ein wenig am Strand spazieren gehen. Er machte auf mich einen sehr netten und großzügigen Eindruck. Außerdem wollte er meine kaputte Steckdose reparieren. Er ist Elektroingenieur und kam auch mit einem kleinen Kasten voll Werkzeug. Aber vor allem mit einem Fieberthermometer. Er tat so als wolle er mir ja eigentlich nur das tolle Teil zeigen, man macht den Mund auf, hebt die Zunge hoch und dann misst das Gerät ohne Berührung auf Distanz. Mit 98,7 Fahrenheit bestand ich den Test. Und hatte ziemlich stark das Gefühl, dass dies doch ernst gemeint war.

Er bastelte an der Steckdose herum, versteht ganz sicher was davon, fand den Fehler aber dennoch nicht. Aber das ist nicht sein Fehler. In diesen alten Häusern ist so manches sehr seltsam verlegt und ich wollte nicht, dass er nun alle Steckdosen und die Sicherungsbox zerlegt. Also zum Strand. Es war ganz nett, aber ich war dennoch ziemlich enttäuscht. Ich hatte es ja schon in meinem letzten Blog geschrieben, die Amerikaner hier verstehen meine Probleme nicht, sie haben halt andere. So richtig aussprechen konnte ich mich nicht.

Dann kamen wir aber beim Essen im schönen Hidden Treasure auf Ponce Inlet auf Politik zu sprechen. Wir kennen ja eigentlich alle die Regel, in USA nie über Politik oder Religion zu sprechen. Doch dann waren wir mittendrin. Und das wurde so heftig. Mit Beschuldigungen du hast doch gesagt, nein du hast angefangen und solchen Infos wie: die Demokraten in New York unter Bloomberg töten neu geborene Kinder und nennen das Schwangerschaftsabbruch. Es wurde so heftig, dass wir uns fast an die Kehle gingen und die anderen Leute schon hersahen. Und ich muss doch mit ihm noch ein ganz langes Stück zurücklaufen und ihn dann in meinem Wagen mitnehmen.

In solchen Momenten kann ich aber ganz gut das Steuer umdrehen, ist mir in Marokko auch schon geglückt. Ich bat ihn eindringlich, nicht mehr über Politik zu sprechen und beantwortete einfach keinen seiner Sätze über dieses Thema mehr. Auf dem Weg zum Auto kehrte dann langsam wieder Ruhe ein und auf der Heimfahrt erzählte ich ihm von der Klimaanlage in meinem Auto. Sie kühlt nicht mehr genug und ich habe mich morgen in der Werkstatt angemeldet. Das brachte sofort wieder die Hilfsbereitschaft von Jeff zutage und wir schlossen Frieden. Zuhause kauften wir zunächst eine Flasche Kühlmittel, die er der AC dann fachmännisch einflössen wollte. 50 $ im Vergleich zu einer sicher viel höheren Werkstattrechnung. Doch zuvor schlug er vor, die Temperatur der Kühlung zu messen. Und dabei kam Erstaunliches zutage, die AC kühlt einwandfrei. Es war einfach nur mein Gefühl, das mir etwas anderes sagte. Alles in Ordnung also, Jeff fuhr heim und ich muss erstmal sehen, ob wir uns nochmal treffen. Mir geht es ganz klar darum, einen Menschen zum Austausch zu haben und vermutlich wird sich kein besserer finden. Meine geliebte Gruppe Explore Volusia hat nun auch alle Aktivitäten wegen dem Virus eingestellt. In Miami wurden die Strände geschlossen, hier sind sie noch auf. Wie lange noch?