Coronazeiten

Schon vor Ausbruch der Krise war ich in USA und beobachte wie alle anderen Menschen auch die Lage. In meinem Fall interessieren mich aber Deutschland, USA und Marokko. Es ist schlimm, sehr schlimm und bringt einschneidende Veränderungen für jeden Menschen. Was ich aber absolut hasse ist die Aufpasser-Mentalität in Deutschland. Dort wird genau beobachtet, was der andere macht, und dann in den sozialen Medien angeschwärzt. Einfach furchtbar. Das gibt es in USA in diesem Maße nicht. Ein verstärktes Miteinander kann ich im Umgang mit Deutschland nicht finden. In USA auch nicht, aber hier wird wenigstens nicht so viel angeschwärzt. Hier lebt jeder sein Leben weiter, so gut es eben geht mit den Einschränkungen. Ich merke einfach, dass die Menschen in Deutschland in einen Panikmodus geschaltet haben, der sie die Sache nicht mehr realistisch sehen lässt.

Eine Situation wie diese hatten wir noch nie. Jeden Tag gab es neue Entwicklungen und jeden Tag mussten und müssen neue persönliche Entscheidungen getroffen werden. Und Personen sind nun einmal unterschiedlich und leben auch unter unterschiedlichen Bedingungen. Was die Marokkofahrer anbetrifft, so konnte man natürlich nicht zu Beginn absehen, was sich später entwickeln würde. Aber auch da werden Menschen fertig gemacht, nur weil sie andere Entscheidungen getroffen haben. Zu Anfang war die Idee gar nicht so dumm, die Lage einfach in der Sahara auszusitzen. Dort unten im dünn besiedelten Gebiet ist die Ansteckungsgefahr sehr gering, auf jeden Fall weniger als auf einer Rückfahrt durch Spanien, Frankreich, Italien mit vielen Infizierten. Ängstliche fuhren sofort nach Hause, das ist ihnen unbenommen, aber andere dachten mit gutem Grund, dass sie in Marokko gut aufgehoben sind. Nun sind die Grenzen dicht und etliche sitzen fest. Ich kann Marokko durchaus verstehen, sie meinen, sie können die Gefahr so eindämmen. Doch ich verstehe auch die Reisenden, die bis dahin dachten, sie wären sicher. Es gibt einfach keine vergleichbaren Ereignisse, aus denen man Lehren ziehen konnte.

Auch meine Situation ist noch ungeklärt, aber ich beobachte die Lage genau und hoffe, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Noch fühle ich mich in Florida sicherer als in Deutschland und vor allem auch auf einem Rückflug. Aber die Lage kann sich täglich ändern, denn der Höhepunkt der Krise ist hier noch nicht erreicht, es fängt erst an. So wie ich es sehe, kommt Corona in Wellen. Zunächst war Asien dran, dann schwappte es nach Europa über, das in meinen Augen gerade den Höhepunkt erlebt, und nun kommt es nach USA. Ein Land mit einem Präsidenten, der ganz sicher keine klugen Entscheidungen trifft, aber Gouverneuren in den einzelnen Staaten, die eine bessere Arbeit machen.

Ich beobachte und hoffe …