Gestern zum Kayakfahren mit zwei langen Hosen übereinander, oben drei Lagen Shirts und Jacke. Heute in ganz kurzen Hosen und T-Shirt, genau das ist Winter in Florida. Ich habe ja schon so viel erkundet mit meinem rosa Bootchen, aber ich war noch nie im nahe gelegenen Cracker Creek paddeln. Das stand heute an diesem schönen Tag auf dem Plan, zur Abwechslung mal ganz allein. Cracker Creek liegt am Ortsrand von Port Orange, meinem Wohnort, und ist ein kleiner privater Park mitten im Wald bzw. Hammock. Und direkt am Spruce Creek, einem kleinen Fluss der sich durch den Urwald schlängelt. Man kann Bootstouren mitmachen oder sich selbst ein Kanu mieten, aber man kann auch sein eigenes Boot mitbringen und zahlt dann 5 $ Launchgebühr.
Erst als ich am Ufer stand und eine Frau mich fragte, in welche Richtung ich denn nun losziehen will ging mir auf, dass ich mich nicht weiter um die Örtlichkeit gekümmert und auch kein GPS dabei habe. Sie meinte, ich solle rechts ab fahren, wäre schöner, links käme ich recht bald zur Straße. Also so ganz hat das nicht gestimmt, wie ich nun weiß. Hier kann man den Flusslauf schön erkennen, mein Ausgangspunkt an der Pin-Nadel.
Also gut, dann rechts rum. Unglaublich schöne Landschaft, so muss es ausgesehen haben, als die Indianer dieser sumpfige Land noch für sich hatten und mit den Kanu zum Fischen gefahren sind. Allerdings war es damals mit Sicherheit leiser. Heute grenzt an den Fluss, aber so, dass man es nicht sehen kann, die Spruce Creek Fly-in. Und dort starten und landen Flugzeuge fast minütlich. Aber Flugzeuge haben mich noch nie gestört und es ist einfach schön. Was ich ein wenig vermisse ist Tierleben. Ein einziger Vogel ist zu sehen und leider auch kein Alligator. Dabei sieht es absolut so aus, als könnte es ihnen hier gefallen. Aber das Wasser ist glasklar und alle Bäume sind zweimal zu sehen, einmal in echt, einmal als Spiegel, man wird richtig schwindlig. Traumhaft.
Doch die Fahrt ist nicht ganz einfach. Der Wasserlauf und sein sumpfiger Rand sind naturbelassen. Da fallen während eines Hurrikans auch öfter mal Bäume ins Wasser und versperren den Weg, ich muss mich oft ducken. Und irgendwann geht es einfach nicht mehr weiter und ich muss umkehren. Das Google Earth Foto hatte ich ja vorher nicht gesehen, dort sieht man, dass der Creek immer schmaler wird und dann irgendwie versickert. So ganz recht hat die Frau also nicht gehabt und ich kehre um. Vor allem, wenn man ganz allein unterwegs ist, ist es ja nicht so einfach, man kennt das Wasser nicht und weiß nicht, was noch kommt. Denn außer mir ist kein Mensch unterwegs.
Ich fahre also zurück und habe für den Abstecher tatsächlich nur 30 Minuten gebraucht. Also fahre ich doch noch in die andere Richtung. Ja, der Fluss ist hier breiter, das große Pontonboot fährt hier ja auch, aber es ist trotzdem noch eine sehr schöne Landschaft. Es gibt kaum sichtbare Anwohner. Und auch hier keine Alligatoren. Schließlich erreiche ich einen Bootsanlegesteg ohne Verbotsschild, also öffentlich zugänglich. Das ist selten. Es sind Anlegebuchten für drei Kayaks, aber weitere können am Rand festmachen. Aber heute macht mir keiner die schöne Kayakbucht streitig.Paddeln kann ich ja ganz gut trotz meinem beschädigten Rücken, aber das Aussteigen aus dem flachen Ding! Das ist schon echt schwierig und ich habe Glück, dass ich nicht im Wasser lande.
Ein Schild besagt, dass es sich hier um die Russel Property handelt und dass mit öffentlichen Geldern diese Anlegestelle gebaut wurde. Sie ist ja wirklich komfortabel, was umso ungewöhnlicher ist als man sie von Land nicht anfahren kann. Das Haus auf dem Gelände steht leer und ein Tor verschließt die Zufahrt. Aber es gibt einen Picknicktisch und ein Dixieklo, also ganz klar ist dies als Zwischenstation für Kayakfahrer gedacht. So etwas habe ich bisher noch nie angetroffen und nehme es gerne an. Das nächstemal muss ich mir echt ein Picknick mitbringen und hier länger bleiben. Und als dann noch eine Schar Wanderdrosseln Station macht und ich fotografieren kann bin ich restlos zufrieden.
Insgesamt hat die gemütliche Paddelei hier zwei Stunden gedauert und ich komme zufrieden zurück.