Von Leesburg aus gibt es keine gemütlichen Back Roads, nur verkehrsreiche Highways und ein State Trooper begierig, einen Falschfahrer zu fangen. War oft auf einer Linie mit mir, aber ich habe mich genau an alle Speed Limits gehalten, so hat er sich einen anderen rausgepickt, der für mich ebenso unschuldig schien. Irgendwann kam ich dann aber doch in Silver Springs an und wollte zunächst mal schauen, ob alles mit meinem Hotel direkt neben dem Park in Ordnung ist. Gut so. Denn nichts war in Ordnung. Erstens war das Days Inn ein ziemlich herunter gekommenes Motel, für immerhin 74 $, und dann hatte man keine Reservierung. Ich zeigte meine Bestätigung, und wir fanden den Fehler. Ich hatte versehentlich das Days Inn in Ocala gebucht. Ich entschied mich, es dabei zu belassen, obwohl es bedeutet, dass ich 12 Meilen zurück fahren muss.
Also zunächst in den Park. Der Kayak Launch war ganz schön besucht, die meisten Leute hatten ihr eigenes Kayak mitgebracht. Schnell stellte sich aber heraus, dass meine Entscheidung richtig war, statt einem unsicheren Transport lieber ein Kayak zu mieten. Es kostete mich nur 20 $ für 2 Stunden, und für einen Launch meines Bootes hätte ich auch 4 $ zahlen müssen. Außerdem kostete es noch 2 $ Parkeintritt.
Der eigentliche Grund für meine Central Florida Rundfahrt war ja, dass ich endlich die Rhesus-Affen in diesem Park sehen wollte. Beim ersten Besuch vor ein paar Wochen hatte sich kein einziger blicken lassen, aber ein Filmbericht vor kurzem zeigte, dass ein Gruppe von Kayakfahrern ziemlich aggressiv von den Affen angegriffen worden waren und man konnte zudem die wunderschöne Flusslandschaft sehen. Nach dem Film hatte ich spontan das Hotel gebucht. Also, wo sind die Affen?
Ich bekam auf einer Karte den knapp 2 km langen Rundtrip gezeigt und paddelte los, ganz allein. Es war einfach unglaublich. So viele Vögel so nahe, den Anhinga, der auf einem Baumast seine Federn trocknete, konnte ich fast anfassen, und überall sonnten sich Schildkröten in allen Größen. Das Wasser war glasklar, wird es ja von einer Quelle gespeist, die nahe zum Zentrum schön warm ist. Und dann war er da, der große Alligator. Bewegungslos lag er am Ufer, fast nicht zu sehen, da seine Tarnung aussieht wie ein Baumstamm. Den grinsenden Kopf abgewandt von mir war er wohl einfach nur müde und nicht hungrig. So ganz leicht ist es ja nicht, alleine zu paddeln und dabei noch zu fotografieren, ohne dass man selbst oder die Kamera ins Wasser fällt und ohne das Reptil zu sehr auf mich aufmerksam zu machen. Ich traute mich auf etwa 5 Meter an ihn heran. Hin und wieder traf ich andere Kanuten sowie einen weiteren großen Gator und schließlich erreichte ich die Bootsanlegestelle im Park, wo die Glasbodenschiffe mit den Touristen abfahren. Aber so ein Kanute fühlt sich absolut nicht als Tourist, hier ist man Teil der Natur, wie es sonst kaum noch möglich ist. Hier kann ich mich in die alten Indianer hineinversetzen, deren Land es einst war. Da ich nur 70 Minuten für die Runde gebraucht hatte, war noch genug Zeit, noch einmal durch die stillen Gewässer zu paddeln und einfach nur den Tag zu genießen. Es war eine der schönsten Kayaktouren, die ich je gemacht habe, aber Affen – Fehlanzeige. Die haben sich mir nicht gezeigt.
Ich ging dann noch mal in den touristischen Teil des Parks, der sehr an einen Kurpark erinnert, aber das ist einfach nicht meine Welt und ich erinnerte mich, dass es ja noch einen zweiten Eingang gibt ein paar Kilometer entfernt. Hier kann man mit dem Wagen einfahren, es kostet 5 $ für eine Person, mit bis zu 5 Personen 8 $. Ich zeigte mein 2 $ Ticket vor und konnte einfahren, Geld gespart, schön. Die Straße führt zu einer Picknick Area mit einem Museum und einem Campingplatz. Dort stieg ich dann aufs Rad um. Es gibt wunderbare natürliche, also unasphaltierte Wege durch den Park, ich fuhr zunächst den Weg zum Fluss und folgte dann dem ausgeschilderten Biketrail. Zu Beginn war ein Warnschild, dass der Weg sehr feucht sei. Als ich dann aber nach etlichen Kilometern an die Stelle kam, wo man im Bogen umdrehen musste, war zwar von Wasser keine Spur, aber der Wald inklusive Pfad vollkommen blockiert von umgestürzten Bäumen. Zu Fuß hätte man die noch überklettern können, mit den Rad war einfach kein Durchkommen. Also musste ich leider den ganzen Weg wieder zurück fahren. Man hätte am Beginn ja auch darauf hinweisen können. Aber wie meinten die Radler, die ich unterwegs traf: das ist Teil des Abenteuers, und so ist es ja auch.
Als ich wieder zum Wagen kam war ich doch ziemlich geschafft nach zwei so aktiven Tagen und freute mich auf mein Hotel. Schließlich sollte es besser sein als das schäbige am Eingang. Die verkehrsreiche Straße brachte mich also etwa 20 km in Gegenrichtung hin, ich hoffte auf ein schönes Hotel im Stadtzentrum, und was bekam ich? Ein Motel direkt an der Autobahn, das gerade vollkommen renoviert wurde, die Arbeiter liefen herum, die Lobby war teilweise gesperrt. Nein, das gefällt mir nicht. Der sehr freundliche Rezeptionist meinte zwar, ich käme doch in ein Zimmer, in dem nicht gebaut würde, aber ich lehnte dankend ab. Und er akzeptierte meine Stornierung, was ich sehr nett fand. Ich fuhr also die 20 km wieder zurück, denn am Park gab es noch mehrere Hotels, die ganz nett aussehen. Doch es war Rush Hour, die Straße vierspurig, und die Hotels immer gerade auf der Seite, wo ich nicht war und nicht durchkam. Ich hatte also keine Chance und musste Richtung Heimat weiter fahren, ca. 150 km. Zwar die Übernachtung gespart, aber ich muss auf den Park verzichten, den ich gerne am nächsten Morgen noch gemacht hätte, Juniper Springs.