In meinem Reisehandbuch habe ich ausführlich über das Moussem berichtet und werde dies hier nicht wiederholen. Ich war einmal dort, und zwar im Jahr 1994, also vor 31 Jahren. Ich war gespannt, wie das heute wohl aussehen wird. Das Moussem geht ja über mehrere Tage, wobei die Hochzeitszeremonie am letzten Tag stattfindet. So lange wollte ich nicht bleiben. Damals wohnte ich bei einer einheimischen Familie, war ja auch entsprechend jünger und fand nichts dabei, mit den Familienmitgliedern wie die Sardinen in der Büchse alle nebeneinander auf dem Teppich zu schlafen.
Hier ein Foto von einem späteren Besuch bei der gleichen Familie.
Heute ziehe ich da doch ein bequemes Bett vor und eine Tür zum zumachen. Das Moussem findet ja auch nicht wirklich in Imilchil statt, sondern auf einem Platz 10 km davor, wo es keine Hotels gibt. Da ich von Süden kam, Imilchil liegt nördlich, war mein Plan nur, mir alles anzuschauen und dann nach Tamtatouchte, um dort zu übernachten.
Schon 2 km vor dem Festplatz waren die Straßenränder mit Autos zugeparkt. Ich meinte doch tatsächlich, ach fahre ich mal weiter, ich finde schon was etwas näher. War das eine Falscheinschätzung. Ich verstehe auch die Organisatoren nicht ganz, das könnte man doch besser planen. Rechts der Straße liegt eine weite Hügelfläche, dort ist das Marabut und 1994 fand dort der ganze Trubel statt. Heute ziehen sich Verkaufsbuden und Essensstände auch entlang der Straße. Zwar ist viel Polizei vor Ort, aber hätte man das nicht besser organisieren können? So drängen sich Menschen zwischen die Autos, die noch nicht mal im Schritt, sondern nur zentimeterweise vorankommen. Das ist immerhin eine ganz normale Nationalstraße, nicht eine kleine Nebengasse. Es war die reinste Hölle, schlimmer als die Medina von Marrakech. Ich will ja niemand über die Füße fahren.
Nachdem ich etwa 30 Minuten für 500 Meter gebraucht habe reichte mir es. Ich sprach einen Polizisten an und bat ihn, mir zu helfen, dass ich umkehren kann. Denn klar war ja, ich muss das Ganze auch wieder zurück. Der war nett, hielt die Autos an, drängte die Personen zur Seite und ich konnte drehen. Wieder 500 Meter in 30 Minuten.
Ich konzentrierte mich natürlich vor allem nach vorne und hoffte, dass ich rechts keine Füße überfuhr, konnte es ja eh nicht sehen vom Steuer aus. Doch plötzlich tat es einen Schlag, und ein Holzkohlebecken, auf dem man die Brochette grillt, gefüllt mit glühender Kohle, fiel um. Zum Glück nicht in Richtung Auto, und scheinbar wurde auch kein Beistehender verletzt. Der Polizist winkte mich jedenfalls schnell weiter. Dann kam ich wieder an die kleine Auberge Kasbah, sie liegt etwa 2 km vor dem Festplatz, und bat um einen Parkplatz. Ein Mann winkte mich ein, ich Geizhals warf ihm einen 20 DH-Schein zu und war einfach froh, dass ich stand und zum Moussemplatz laufen konnte.
Heiratsmarkt
Das Besondere an diesem Fest noch im Jahr 1994 war ja, dass die Mädels sich ganz besonders schön machten, ihre traditionelle Kleidung trugen, die ihnen wirklich gut stand, dann auf dem Markt herum schlenderten und den jungen Männern zuzwinkerten. So konnten sie sich evtl. einen Schönen aussuchen und ihn dann am dritten Tag heiraten. So jedenfalls die jahrhundertealte Tradition.
Ich möchte mal sagen, davon ist nichts übrig geblieben. Leider sind meine Fotos von damals nicht digital und daher nicht auf meinem Computer, ich hatte so sehr gehofft, neue Fotos zu bekommen. Aber niemand zieht sich mehr den alten Traditionen entsprechend an, höchstens ein paar alte Frauen. Sehr schade. Und zum Flirten in diesem Gedränge ist ja auch kaum Platz. Es ist heute hauptsächlich ein riesiger Verkaufsmarkt, wobei unsere Altkleidersammlungen wohl einen sehr großen Teil beitragen. Wichtig sind auch die vielen Essensbuden, überall liegen geschlachtete Hühner, werden Fleischspieße über Holzkohle gegrillt oder die leckeren Schmalzkringel gebacken. Vielleicht geht man hier ohne neuen Ehemann heim, aber ganz sicher nicht hungrig.
Früher sah man auch überall traditionelle Musikgruppen bei ihren Darbietungen, das soll es immer noch geben, aber vor allem am Abend, als ich schon nicht mehr da war. Auch in Imilchil selbst soll viel stattfinden. Aber ich schaute es mir nicht an.