Von Marrakech über Demnate nach Skoura

Wie schön, wieder im Auto zu sitzen und weiter zu fahren. Für heute steht auf meiner To-Do-Liste, die Strecke Demnate – Skoura abzufahren. Hier hatte ich mal ein interessantes Erlebnis. Etwa im Jahr 2000 oder 2001, als ich noch liebend gerne Pisten fuhr, war ich in Ouarzazate, wollte nach Marrakech und fand in der Karte eine Piste über den Atlas Richtung Demnate. Hatte sonst keinerlei Infos. Ganz zu Anfang noch Asphalt, dann Piste und je höher ich auf den Berg kam, desto schmaler wurde die Piste, bis es nur noch eine Maultierspur war. Das Problem war, die Piste lief am Hang entlang, rechts Berg, links tiefer Abgrund, ich steckte fest und keinerlei Möglichkeit, das Fahrzeug zu drehen und zurück zu fahren. Das war in einer Zeit, als man noch keine digitalen Fotos machte, deshalb kann ich euch darüber nichts zeigen. Es war echt heftig. Auf dieser extrem schmalen Spur musste ich zurück fahren, Schritt für Schritt, und eine Kamera hatte das Auto auch noch nicht. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Als ich es endlich geschafft hatte, sah ich abseits ein kleines Dorf und fuhr hinein, um mich zu erkundigen, aber auch, um meine Nerven zu beruhigen. Man wollte mir sofort ein Maultier besorgen, wenn ich denn über den Berg muss, aber nein, mit Auto geht es nicht. Es war eine ganz liebe Familie, es wurde sofort ein Essen für mich gekocht und da ich zurück nach Ouarzazate musste, gaben sie mir noch die Oma mit, die eine andere Tochter dort besuchen wollte. Und Eier bekam ich auch noch mit. So hatte der Schrecken ein gutes Ende.

Das Jahr 2003 war aber ein besonderes Jahr für mich. Es war das erste und einzige Mal, dass ich nicht mit 4×4 nach Marokko reiste, sondern mit einem Mazda MX5, also einem absolut nicht pistentauglichen Zweisitzer. Ich wollte die gleiche Familie wieder besuchen und war völlig baff, als ich feststellte, dass es nun eine fast komplett durchgehende Asphaltstraße gab, die ich tatsächlich mit dem Roadster fuhr. Hier einige Fotos dieser Reise, denn inzwischen war ich digital geworden. Das erste zeigt das Dorf, das mir damals Zuflucht gab.

 

Aber genau diese Asphaltstraße hat es in sich. Hart sind die Winter im Atlas, und jeder Regensturm kann wieder große Schäden anrichten. Es ist geradeso, als wollten die Berge die Straße nicht. So kann man sich nicht darauf verlassen, dass man durchkommt und muss vor einer Fahrt sich bei Einheimischen, am besten LKW-Fahrer, erkundigen, wie der Zustand ist. Ich war nun schon eine Weile nicht mehr da und weil so oft danach gefragt wird, bin ich also nun gestern die Strecke R 307 /N 23gefahren.

Gleich nach Imi-n-Ifri war dann auch eine wunderbare breite Asphaltstraße und ich fragte mich schon, warum hier nicht mehr Leute fahren, war ich doch für lange Strecken alleine auf der Straße. Gut, am Ende wusste ich dann, weshalb. Und auch empfehle ich allen Lesern, vor Antritt der Fahrt nach dem Zustand zu fragen und vor allem, bei Regen nicht zu fahren. Jaja, aber das gilt doch nicht für mich, oder?

Jedenfalls wurde es mir ganz schön mulmig, als immer mehr Straßenschäden auftraten und zudem schwarze Wolken am Himmel auftauchten. Es kommt mir ja keiner entgegen, werde ich durchkommen? Oder muss ich den ganzen Weg zurück nach Marrakech und dann den Tizi-n-Tichka fahren? Habe mir für heute Abend ja das schöne Chez Talout gebucht, darauf möchte ich auf keinen Fall verzichten.

Teilweise war die Straße vollkommen weg gerissen, aber die Bagger waren überall im Einsatz. Manchmal musste ich warten, bis mir ein Weg frei geschaufelt wurde. Aber ich kam durch. Vor allem, als ich die große Brücke über das Oued Tessaout gequert hatte, wurden die Wolken dunkler und ich fuhr, ohne in Toufghine anzuhalten. Schade, denn dort ist eine kleine Auberge, die ich kenne.

Ich beeilte mich also, und auf dieser letzten Etappe kamen mir doch tatsächlich auch ein paar Autos entgegen. Es regnete mal kurz, aber das war es dann, und ich kam gut im Chez Talout in Skoura an. Aber die Bilder, die am Abend durch Netz gingen, zeigten mir, was für ein Glück ich hatte. Sturzbäche kamen nur ein wenig weiter westlich herunter, bei Toundout, Straßen waren blockiert und das hätte ich nicht auf dieser Strecke erleben wollen.

Die Straße ist und bleibt ein Abenteuer.

Hier das Video der Strecke: