Der erste Tag in Marokko ist ganz schön abwechslungsreich

Mein Hotel in Tanger war zwar nicht romantisch, aber zweckmäßig und das Personal freundlich. Und am besten war die geräumige Tiefgarage, wo mein voll gepackter Land Rover gut übernachtet hat. Am Morgen ging es dann ins nahe Asilah, wo ich die seit meinem letzten Campingführer neu organisierte Campingwelt recherchieren wollte. Das klappte auch ganz gut. Weiter sollte es nach Larache gehen. Dort hatte einer meiner Leser mir einen Tipp für einen Stellplatz am Meer gegeben, den wollte ich nun selbst erforschen. Und das war eine Wahnsinns-Entdeckung.

Von der Hauptstraße zweigt eine breite, vierspurige Straße mit Mittelinsel ab, die in 4 km zu einer riesigen Hotelanlage mit Golfplatz geht. Kein Mensch auf der Straße. Aber schon hier bin ich völlig hin und weg von der Schönheit der Landschaft. Der breite, wasserführende Fluss Oued Loukos schlängelt sich hin bis zum Meer, darauf vereinzelte Fischerboote, auf der anderen Seite auf einem Hügel die weiße Stadt Larache, die leider fast ganz im Nebel verschwindet. Was für eine grandiose Aussicht. Und so unbekannt. Der einzige Gegenverkehr, genauer gesagt kreuzt der Verkehr die Straße, sind Schildkröten. Irgendwie ist das der Tag der Schildkröten. Zunächst wollte ich anhalten und sie retten, aber dann fuhr ich drumherum, es war ja eh kaum Verkehr. Und es kamen immer mehr.

Die Entdeckung kommt 1 km später, wo die nun schmale Straße am Meer endet. Dort sind einige hübsche Strandcafés, die bei gutem Wetter sicher gern besucht werden. Heute ist es eher neblig und kühl. Ein Stück weiter eine Betonplatte direkt vor dem schmalen Sandstrand, dort kann man mit der Nase zum Meer stehen und der Brandung zuschauen. Einfach traumhaft. Natürlich wird dieser Platz sofort für den nächsten Campingführer notiert.

Zurück an der Hauptstraße liegt die punisch-römische Ruinenstätte Lixus. Ich bin vor Jahren schon mal allein durch die Trümmer gewandert, hatte keinen Führer gefunden, und einige Fotos gemacht. Doch das war vor der digitalen Zeit und so hielt ich an. Das ganze Gelände ist nun eingezäunt, es gibt ein Wärterhäuschen und ein Museum ist im Bau. Der Eintritt ist kostenlos, aber die Führer erhalten ein Trinkgeld. Und dieser Führer hat sich wirklich gelohnt, denn ich hatte die vielen Ruinen auf der Berghöhe bei meinem Alleingang nicht gefunden. Und dann erst der Ausblick! Die Punier hatten sich da schon eine tolle Stelle ausgesucht für ihre Stadt.

Ab Larache ging es auf die Autobahn und an der ersten Raststätte hielt ich für einen Kaffee an. Doch bevor ich zum Café gelangte sprachen mich zwei Jungen an. Sie hatten große Steigen mit Erdbeeren, Riesenfrüchte, fast so groß wie ein Apfel. Das wäre doch ein leckerer Mittagsnack für mich. Aber die Steige war mir doch zu groß und ich kaufte dem Jungen nur eine Schale ab. Sie wollten schon gehen, da rief ich die Beiden zurück, gab ihnen ein paar von meinen Karnevalsbonbons. Sie haben sich total gefreut. Aber kaum saß ich auf der Bank und wollte meine Erdbeeren essen, kamen noch drei andere hinzu. Okay, ich habe ja noch Bonbons und die Kinder waren nett. Als ich sagte, nachher, wenn ich gegessen habe, haben sie dies sofort akzeptiert. Behielten mich aber trotz ihrer Verkaufsaktivitäten genau im Auge und waren zur Stelle, als ich zum Wagen ging.

In Facebook gepostet gab es mal wieder eine riesige Aufregung. Gibt halt immer Themen, an denen sich der liebe Deutsche aufhängt. Wie kann man Kindern nur Bonbons geben, wie kann man nur die Bettelei unterstützen. Die Kinder sollen lieber in die Schule gehen, wenn man Bonbons gibt, gehen sie nicht mehr. Vermisst habe ich das Argument, dass die Bonbons die Zähne zerstören.

Also ich habe mich freundlich zurückgehalten, aber ich finde diese deutsche Überheblichkeit zum Kotzen. Wofür sind Bonbons eigentlich da? Für Kinder, denen man mal eins zur Belohnung gibt. Und nicht nur für übergewichtige deutsche Kinder, die sie vom reichlichen Taschengeld kaufen können, auch ärmere Kinder freuen sich über ein Geschenk. Geschenke geben gehört zum Menschsein doch dazu. Und gebettelt haben sie ja nicht.

Viel eher müsste man die Frage untersuchen, warum sie wohl Erdbeeren verkaufen. Ich kann nicht beurteilen, ob sie die Schule besuchen. Einige waren so alt, dass sie die vorgeschriebenen 6 Jahre schon hinter sich haben konnten, sie konnten auch etwas französisch, was auf Schule schließen lässt. Und es war Nachmittag, also kann die Schule schon aus gewesen sein. Aber alle meine deutschen Facebook-Freunde wissen das ja besser. Nein, ich sammele weiter Bonbons an Karneval und gebe sie weiter an Kinder, die das verdienen.