Die Kasbahs von Asslim

In meinem Reisehandbuch habe ich ausführlich über diese beiden Kasbahs in Asslim berichtet, die Jahrhunderte alt sind. Asslim ist ein Ortsteil von Agdz. Sie liegen sich gegenüber und ich kenne beide bereits seit 1987.

Der letzte Kaid der Familie, Si Ali, lebte Anfang des 20. Jahrhunderts zu der Zeit, als die Franzosen den Süden Marokkos unter ihre Kontrolle bekommen wollten. Der Glaoui, der in den Bergen von Telouet wohnte, war vom Pascha als Repräsentant für den ganzen Süden eingesetzt. Um seine Macht zu vergrößern, half er den Franzosen. Er versuchte, die Kaids zur Unterstützung zu gewinnen, aber die vom Sultan eingesetzten Fürsten hielten zu ihrem Herrn. Kaid Si Ali wurde zu einem großen Gegenspieler des Glaoui. Doch die Franzosen schafften den Durchbruch und der Sultan ging ins Exil.

Mitte der vierziger Jahre gelang es dem Glaoui schließlich, Si Ali von seinem Amt zu vertreiben und einen anderen Kaid einzusetzen. Als Mohammed V 1955 aus dem Exil zurückkam, pilgerten alle Kaids, die ihm die Treue gehalten und dafür ihr Amt verloren hatten, zu ihrem Sultan. Darunter war auch Kaid Ali. Aber er selbst war schon alt, einer seiner zahlreichen Söhne sollte sein Amt übernehmen. Doch jeder wollte diesen einflussreichen Posten, eine Einigung kam nicht zustande, das Kaidat ging der Familie verloren. Noch im selben Jahr starb Si Ali. Die etwa zehn in seinem Besitz befindlichen Kasbahs wurden unter seinen Kindern aufgeteilt. Sohn Si Ahmed bekam die Kasbah Asslim und wohnt dort noch heute mit seiner Familie, sein Bruder erhielt die Kasbah direkt gegenüber, verstarb aber früh.

Kasbah Caid Ali

Damals waren die Söhne der Familie gerade dabei das Gelände der noch intakten Kasbah Caid Ali zum Campingplatz auszubauen, und ich habe dabei eifrig mitgewirkt. War viele Jahre mit der Familie freundschaftlich verbunden. Später hat dann Sohn Aziz die Französin Gaelle geheiratet und den Campingplatz geführt. Sie war besonders für ihre wunderbaren Führungen durch die ein wenig restaurierte Familienkasbah bekannt, in drei Sprachen. Die Einrichtungen des Campingplatzes waren nie vorbildlich, aber die Gäste kamen einfach wegen dem unvergleichlichen Panorama, der Platz war trotz nicht perfekter Sauberkeit sehr beliebt.

Aber die Familie ist groß, es gibt viele Söhne, der Vater lebte lange und war der Patriarch. Das war nicht einfach für Gaelle und eines Tages beschloss sie, mit ihrer Familie zurück nach Frankreich zu gehen. Was letztlich ja auch der Schul- und Berufsausbildung der Kinder zugutekommt. Und seitdem ist die Kasbah abgestürzt, die verbliebenen Menschen haben sich mehr schlecht als recht um den Campingplatz gekümmert und schließlich wurde er geschlossen. Ich finde dies ist auch eine geschichtliche Lücke. Lest gerne nochmal im Reisehandbuch nach, ich habe sehr viel darüber geschrieben.

Casbah des Arts

Gegenüber dieser noch bewohnten Familienkasbah lag eine Ruine, die den gleichen Ursprung hatte, aber über die Jahre verfallen war. Bis Kamal El Kacimi, ein marokkanisch-deutscher Filmproduzent bei seinen Dreharbeiten in Südmarokko darauf aufmerksam wurde. Zusammen mit dem Erben, Abderzak Ait El Kaid, restaurierte er in fast fünfjähriger Arbeit dieses herrliche historische Bauwerk und rettete es vor dem endgültigen Verfall. Die Kasbah steht auf einem Hügel und ist so das höchste Gebäude des alten Ksar, von seiner höchsten Terrasse überblickt man die Palmeraie und schaut bis zum Oued Dra, hinter dem der Djebel Kissane, der Hausberg von Agdz, aufragt.

Während die meisten anderen Kasbahs, die als Gästehaus angeboten werden, neu errichtete Gebäude sind, ist diese Kasbah ein Denkmal der Geschichte und bietet dem Gast die Möglichkeit, in einer solchen Umgebung zu wohnen und sich als Teil dieser Geschichte zu fühlen. Ins Labyrinth der unzähligen Räume und elf Terrassen führen enge hohe Treppen, es geht ständig treppauf- und treppab und am Anfang macht es Mühe, das eigene Zimmer wiederzufinden.

Doch war ich bei meinem heutigen Besuch ziemlich enttäuscht. Seit der Renovierung damals, die ja noch lange nicht abgeschlossen war, hat man nichts mehr getan und die Zimmer entsprechen wahrlich nicht mehr dem heutigen Standard. Es ist ein Jammer, ein ganz großer Jammer, diese beiden geschichtlichen Denkmäkler in solch schlechtem Zustand zu sehen.

Deshalb habe ich keine neuen Fotos gemacht, sondern poste alte. Für beide Kasbahs.