Erinnerungen ….

In diesen Coronazeiten hat der Reisende ja nur noch seine Erinnerungen, ansonsten ist er zu Hause eingesperrt. Gestern postete Abdellah vom Riad Fennek Sahara ein Foto eines Feneks, eines Wüstenfuchses. Und das weckte Erinnerungen in mir.

Es ist unendlich lange her. Wann war es? Vielleicht so Mitte der 1990er. Ich war in Merzouga, besuchte meinen guten Kumpel Hassan, der bisher sein Geld verdiente, indem er Touristen auf seinem Kamel vor der großen Düne für ein Foto posieren ließ. Das brachte ihm den Namen Hassan le Touareg und auch etwas Geld ein, so dass er eine kleine Auberge eröffnen konnte und natürlich wohnte ich bei ihm. Die Auberge war noch ganz einfach, aber ich hatte ein kleines Zimmerchen und draußen waren Gemeinschafts-WC und Dusche. Damals brauchte man nicht mehr.

Aber Hassan hatte noch etwas Besonderes. Bei seinen Ritten durch die Sahara hatte er ein kleines Fennek Baby gefunden, das wohl keine Mutter mehr hatte. Er nahm es mit, baute ihm einen kleinen Käfig und zog es auf. Besonders liebte er die frischen Erbsen, die Hassan vor der Auberge zog. Und dann kam ich. Natürlich verliebte ich mich sofort in den kleinen Kerl und der sah mich bald als seine Mutter an, er folgte mir überall hin. Inzwischen durfte er tagsüber frei laufen, unter Aufsicht, denn er soll ja nicht von Raubtieren gefressen werden. Nachts sollte er in den Käfig. Aber natürlich nicht mit mir. Ich nahm ihn mit ins Zimmer und bald schlief er in meinem Bett. Okay, gut, ganz sauber war er nicht. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf für so ein süßes Baby.

Doch irgendwann musste ich wieder heim und als ich im nächsten Jahr wiederkam fragte ich natürlich sofort nach meinem Fennek. Doch Hassan hatte ihn frei gelassen, seiner Wüste zurück gegeben.

In diesem Jahr hatte ich aber noch ein anderes Tier-Erlebnis. Ich war mit Kumpel Ali Mouni unterwegs, kam an einer Auberge vorbei, die wegen Renovierung geschlossen war. Sie liegt auf einem Hügel, bietet eine tolle Aussicht und heißt deshalb auch Panorama. Wir waren hoch gefahren um die Aussicht zu genießen. Und hörten ein jämmerliches Miauen. Ein Kätzchen, ganz offensichtlich eingeschlossen und schrecklich hungrig. Die Auberge war leer und verlassen, keine Ahnung, wie die Katze da rein gekommen war. Jedenfalls bemühten wir uns und bekamen schließlich die Tür unten so einen kleinen Spalt auf, dass ich meine Hand hinein schieben und das Kätzchen greifen konnte. Im Auto hatten wir noch eine Dose Ölsardinen und das Kätzchen fraß sich erstmal satt. Aber nun, wohin damit? Ali hatte noch lange nicht seine Auberge, aber da gibt es doch Hassan. Nichts wie hin zu ihm und um Asyl für das kleine Kätzchen gebeten. Und dort lebte es noch lange.

Und aus der kleinen Auberge, von der ich keine Fotos mehr habe, ja, damals gab es noch kein Smartphone, auf das man immer drückte, wurde die wunderschöne Auberge Le Toureg, eine der vielen Erfolgsgeschichten von Merzouga. Und ich kann nur hoffen, dass Corona ihr nicht den Garaus macht.