Arganbäume sind endemische Pflanzen, das heißt sie wachsen nur in einer bestimmten Region und können nicht verpflanzt werden. Und zwar im Großraum Essaouira – Agadir – Taroudannt. Seit Jahrhunderten waren es traditionell die Frauen, die aus den Kernen in mühseliger Handarbeit das kostbare Öl gewonnen haben. Zunächst jede Frau alleine zu Hause für den eigenen Bedarf, dann schlossen sie sich in Gruppen zusammen, um das Öl gemeinsam herzustellen und zu vermarkten. Bis dahin waren das reine Frauenkooperativen.
Arganöl war aufgrund der aufwändigen Herstellung schon immer relativ teuer, kostete Anfang der 2000er etwa 8 Euro/Liter. Doch dann wurde das Öl von der Kosmetikindustrie entdeckt und die Preise explodierten. Und gleichzeitig traten die Männer auf den Plan, übernahmen das Marketing, bauten statt der bis dahin einfachen Lehmhütten riesige Verkaufspaläste und die Preise stiegen auch in Marokko enorm, z.B. 20 Euro für 200 ml.
Dieses Geschäft wollten sich dann auch andere nicht entgehen lassen, angebliche Frauenkooperativen entstanden entlang von touristischen Routen im ganzen Land und so wurde nun auch bei Merzouga die erste angebliche Frauen-Kooperative aufgemacht. Zur Zeit gibt es etwa fünf Alibi-Frauen, die hier arbeiten, das heißt, sobald Touristen auftauchen setzen sie sich auf den Boden und bearbeiten die Kerne. In Säcken werden die Kerne aus Agadir hergebracht, im Laden verarbeiten die Frauen diese Kerne und wohnen auch da, aber den Reibach machen hier wie überall die Männer. Und die fertigen, in schöne Flaschen verpackten Produkte werden aus den Fabriken in Agadir hertransportiert.
Moha hat in Tafraoute im Anti-Atlas bereits einen solchen Laden und hat nun eine Filiale in Hassi Labiad aufgemacht, das Maison La Dune Dorée. Er verkauft hier alle möglichen Arganprodukte sowie andere natürliche Schönheitsmittel, auch Kunsthandwerk aus Tafraoute wie die bestickten Pantöffelchen. Die Preise sind extrem hoch.
Ich will nun jedem selbst überlassen, ob er dort hingeht und etwas kauft. Viele kommen auf ihrer Reise ja nicht in die Argangegend. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies keine von Frauen aufgebaute und betriebene Unternehmung ist. Hier steckt ein Geschäftsmann dahinter, er macht den Reibach. Sicher ist es schön, wenn die fünf Frauen nun etwas verdienen können, aber es nur wenig und es darf nicht übersehen werden, dass sie nur eine Alibifunktion für den ansonsten sehr teuren Laden haben und kaum ein Erzeugnis dort wirklich von ihnen hergestellt wird.