Oh mein Gott. An manchen Tagen kommt es knüppeldick. Das ist einer der Tage, die ich am liebsten vergessen, aus dem Kalender streichen würde. Ein Tag, an dessen Ende ich die Wahl hatte entweder auf der Straße zu schlafen oder Alleinherrin auf einem Campingplatz zu sein. Die Entscheidung zwischen beiden war nicht sehr schwer und das Ende vorhersehbar.
Aber fangen wir doch ganz von vorne an. Der Tag begann genauso angenehm wie er am Tag zuvor aufgehört hatte. Gut ausgeschlafen und mit weniger Schmerzen im Rücken begab ich mich zum Frühstück, Brahim und Brigitte bestürmten mich, doch noch einen Tag zu bleiben, aber ich sagte ihnen, ich habe mich bei Naji in Foum Zguid angekündigt, der mir trotz Hochsaison ein Zimmer zugesagt hat und dann muss ich das auch nehmen, immerhin kann er am Ostersamstag das Zimmer dreimal belegen. Brahim sagte, ja du bist deutsch und immer korrekt, aber nimm dir Zeit. Doch ich bestand auf meiner Verabredung. Auf dem Weg dorthin habe ich noch in Tamnougalt Halt gemacht, hatte viele schöne Erlebnisse dort, habe mir die Casbah des Caids angeschaut, habe bei Chez Yacoub gegessen, wurde auch hier zum Bleiben aufgefordert, aber nein, Foum Zguid und Bab Rimal rufen mich. Auch in Agdz hätte ich halten können, dort hätte es viel für mich zu tun gegeben. Aber nein, ich habe eine Reservierung in Bab Rimal und dort geht es hin.
Gut gelaunt kam ich dort um 16:30 Uhr an. Das Hotel ist proppevoll, nichts anderes habe ich erwartet. Der eher unfreundliche Mann von der Rezeption fragt, was er für mich tun kann, ich sage, er kann mir mein Zimmer zeigen, doch er sagt, er hat keins mehr. Ich sage ihm, dann frage doch Naji, den Besitzer. Aber Naji ist in der Wüste und auf der mir bekannten Nummer dort nicht zu erreichen. Einige Telefonate ergeben schließlich, dass doch noch ein Zimmer frei ist und zwar in einem extra-Block, in dem sonst die Chauffeure schlafen. Mir gefällt das Zimmer überhaupt nicht, es hat keine Luft, keine Terrasse wie die sonst so schönen Zimmer bei Naji, man kann nicht draußen sitzen und muss etliche Treppen hochsteigen. Ich lehne ab. Telefoniere schließlich doch mit Naji und sage ihm, ich suche mir was anderes im Ort. Doch ich finde nichts. Foum Zguid ist nicht grade eine Hotel-Hochburg. Es gibt nur wenige, und dann sehr einfache Unterkünfte. Ich lande bei Said auf dem Campingplatz und kann mich endlich mal aussprechen. Foum Zguid hat drei Campingplätze, wobei Rose de Sable von Said am Ortsausgang am wenigsten ansprechend ist. Das gilt aber nicht für den Besitzer, er kümmert sich immer persönlich um seine Gäste, ist freundlich und engagiert und ich kenne ihn schon lange. Ist immer hilfsbereit und der einzige im Ort, mit dem man wirklich reden kann. Schließlich bin ich noch einmal am Telefon mit Naji und sage zu, das Chauffeurs-Zimmer zu nehmen. Ich fahre zurück zu Bab Rimal, es ist ein ewiges Hin und Her, und der „liebenswerte“ Mohammed an der Rezeption sagt, tja, Pech gehabt, auch dieses Zimmer ist nun weg. Was folgt ist ein Heißlaufen meines Telefons, nun mit Najis Bruder, Naji ist in der Wüste abgetaucht. Ewig lang und sehr heftig, aber es ist nun mal kein Zimmer mehr frei. Man schlägt mir vor, nach Tissint zu fahren, doch es ist spät und ich will nicht mehr fahren. Schließlich sage ich mich von unserer Freundschaft los und fahre ab. Doch wohin? Wirklich auf der Straße schlafen? Ich war einem Weinkrampf nahe und erwische gerade noch Said, der mangels Gästen den Campingplatz schließen will und er ist so lieb. Ich kann jedem nur raten, wenn er in Foum Zguid ein Problem hat, geht zu Said, er ist immer freundlich und hilfsbereit. Er hat ein offenes Ohr, hört zu und hilft einfach. Gibt mir sofort eines seiner neuen Zimmer, die auch ein Bad haben. Schlägt sogar vor, auch in einem der Zimmer zu schlafen, weil ich vielleicht Angst hätte allein, aber ich schicke ihn heim zu seiner Familie und bin nun ganz allein auf dem Campingplatz, über mir ein herrlicher Vollmond. Ich packe meine Vorräte aus, die ich zum Glück trotz normalerweiser Hotelverpflegung dabei habe und labe mich an einem Rotwein mit österreichischem Bergkäse. Ein Brot hatte mir Said noch gebracht.
Sable d‘Or hatte lange keinen Stromanschluss, doch das ist nun geregelt und der Platz wird schöner werden, auch der Pool wird nun bald das ganze Jahr über Wasser haben. Ich bin sicher, Said wird sich seinen Platz unter den Campingmöglichkeiten erkämpfen. Einfach mit seiner Freundlichkeit und Engagement.