Leben im Hotel

Ich weiß, viele haben sich gefragt, was ist denn mit der Edith los, sie schreibt ja überhaupt nichts mehr. Aber ich musste eine Auszeit nehmen, um mein Buch fertig zu schreiben und an die Druckerei zu senden. In der kurzen Zeit, die ich in Deutschland sein werde, muss es geliefert werden, damit ihr im Dezember/Januar die neue Ausgabe in der Hand halten werdet. Und dazu bin ich in die Kasbah Sahara Services gefahren und lebe nun mein Leben in einem Hotel, wie so manche Prominente das auch schon getan haben.

Und ganz ehrlich, es hat viele Vorteile. Nicht nur brauche ich mich nicht um Kochen oder sauber machen zu kümmern, vor allem habe ich immer tolle Gesellschaft. Jeder Tag ist spannend, wer kommt denn heute? Und ich habe schon so viele interessante Menschen kennengelernt. Wenn man den ganzen Tag arbeitet gibt es nichts Schöneres, als am Abend mit netten Leuten zusammenzusitzen. In meine Wohnung in Taunusstein kommt niemand, aber hier ist immer jemand.

Mal überlegen. Zuerst kam ein Geländewagen mit Dachzelt aus der Schweiz. Eine Familie mit zwei Kindern und zwei großen Hunden und alles passte irgendwie in den Wagen. Sehr nette Leute, Pistenfahrer, die schon oft in Marokko waren. Auch Reiseführer dabei hatten, aber mein Bücher noch nicht kannten. Nun kennen und kaufen sie sie.

Dann waren da die zwei jungen Mädchen aus Österreich. Eigentlich sahen sie aus, als hätten sie gerade die Schule fertig gemacht, aber in Wahrheit hatten sie bereits das Medizinstudium abgeschlossen, ein neunmonatige Assistenzzeit im Krankenhaus hinter sich und wollten nun erst einmal die Welt sehen, bevor sie sich auf eine Fachrichtung festlegen. Sie hatten am Tag zuvor die Kasbah in Agdz besichtigt, aber wenig über die Geschichte erfahren, denn in anderen Reiseführern steht nichts darüber und die Führung war in Französisch. Als sie meinen dicken Reiseführer sahen, wollten sie ihn sofort haben. Und als ich meinen Freund Anouar anrief stellte sich heraus, ja, die Führung war von seinem Vater gemacht.

Dann kamen meine zwei Kundinnen, die eine Rundreise ab Marrakech bei mir gebucht hatten

www.marrakechtours.de

Sie hatten den Abend zuvor in dem eleganten Riad Dar Sofian in Zagora verbracht, aber auch in der Kasbah Sahara Services gefiel es ihnen sehr gut, wenn wir auch nur das Mittagessen zusammen einnahmen. Sie haben bei mir die Filmtour gebucht, wo man einige Stätten besichtigt, an denen berühmte Filme gedreht wurden. Daher hatten sie auch in der Casbah-des-Arts genächtigt, die von dem Filmproduzent Kamal el Kacimi restauriert wurde. Den hätten sie natürlich gerne einmal persönlich getroffen. Aber wozu gibt es facebook? Im Nu hatten wir den Kontakt hergestellt und die Beiden sind nun mit Kamel für Sonntag verabredet.

Danach habe ich ihnen noch ein wenig die Umgebung gezeigt, bevor sie dann auch zu einer Wüstentour aufbrachen. Ich habe hier ja meine geheimen Orte. Okay, nein, sie stehen natürlich auch in meinem Buch, aber wenn ich die Leute persönlich führe ist es doch etwas ganz anderes. Und das mache ich sehr gerne. Also kommt alle her.

Am nächsten Tag lagen zwei Männer am Pool, gerade angekommen, aus Hamburg. Auch mit ihnen kam ich ziemlich schnell auf Reiseführer zu sprechen. Sie hatten zwei, einer schön detailliert, der andere nicht so. Von wem ist der bessere? Wussten sie nicht, rannten aufs Zimmer, und, ja klar, es war natürlich mein Südmarokkoführer. Sie waren sprachlos, dass die Autorin nun ihnen gegenüber saß. Okay, nicht ganz so sprachlos, denn auch mit ihnen habe ich einen wunderbaren kommunikativen Abend verbracht. Und dafür, dass sie meinen Reiseführer „nur“ aus der Bibliothek ausgeliehen hatten, entschädigten sie mich mit einer Einladung zu einem Glas Wein. Am nächsten Tag wollten sie zu einer zweitägigen Wüstentour aufbrechen.

Doch zuvor saß noch ein Mann mit Wuschelkopf am Pool. Er telefonierte in Spanisch, verstehe ich nicht, aber ein Wort fiel, das ich als Mauretanien deutete. Nach dem Gespräch bin ich also sofort hin, fragte ob er auch Englisch spricht. Er antwortete, ja, aber ich spreche auch Deutsch. Er ist Argentinier, lebt aber sein einiger Zeit in Leipzig und ist mit einer Deutschen verheiratet. Hat drei Töchter, eine vierte ist auf dem Weg und von seiner Frau bekam er eine kurze Auszeit geschenkt, eine Woche Marokko. Die wollte er allein mit seinem Zelt in der Wüste bei Mhamid verbringen, hielt es aber nur zwei Tage aus in der Hitze, dann stolperte er zurück und wurde von Redouane halb verhungert aufgelesen, dem Manager der Kasbah. Er gab ihm einen super Preis und er bleibt nun zwei Tage. Wir setzten uns mit den zwei Männern aus Hamburg zum Abendessen zusammen und es war wieder ein einmalig schöner Abend, von dem man hier fast jeden Tag einen hat.

Am nächsten Tag fuhr ich dann mit einem Fahrer zum Erg Chegaga, um alle Biwaks zu sehen. Die kenne ich zwar schon zur Genüge, aber es hat sich viel verändert. Darüber werde ich in einem nächsten Blog berichten. Zunächst haben wir die drei Biwaks besichtigt, dann fuhren wir ins nahe gelegene Oued. Das ist ein sehr schöner Platz mit kleinen Sanddünen und schattigen Bäumen. Wenn man zwei Nächte in Chegaga bleibt kann man mit dem Kamel her reiten und hier ein Picknick machen, und hier fand ich auch meine zwei Freunde aus Hamburg. Zwar waren sie überrascht, mich plötzlich zu sehen, aber auch nicht zu viel, denn das „Telefon Arabe“, das schon vor der Telefonie hervorragend funktionierte, hatte längst die Nachricht übermittelt, dass eine Frau zu ihnen auf dem Weg sei. Und dann haben wir drei ein herrliches Picknick unter einer weitausladenden Tamariske gehalten.