Lokal shoppen

Wenn ich auch in meinem bisherigen Leben die Reisetante war, die, die ins Land eintauchen will und es von innen heraus kennenlernen wollte, so war dies in der DomRep nicht so. Das letztemal habe ich es damit entschuldigt, dass ich zu Hause von einem Jahr Corona geschädigt war und einfach nur meine Ruhe haben wollte. Hatte sogar einen Mietwagen für eine Woche und bin nur zweimal damit gefahren. Es war mir einfach nicht danach. Diesmal habe ich erst gar kein Auto gemietet, bin einfach zufrieden in diesem  schönen Hotel.

Doch gibt es hier in einem 30 minütigen Strandspaziergang ein kleines Dorf. Dort hat man sich natürlich ganz auf die Touristen eingestellt, es gibt eine Souvenirboutique nach der anderen mit Bildern, Schmuck, farbenfrohen karibischen Kleidern und vieles mehr.

Nichts davon brauche ich. Mein Zuhause ist voll mit wunderschönen Mitbringseln aus Marokko, da ist einfach kein Platz für die Karibik. Außerdem bin ich ja auch nicht hier, um das Land kennenzulernen, sondern einfach nur, um die Zeit abzusitzen bis zur Einreise nach Florida. Und dafür gibt es wahrlich schlechtere Orte. Das Hotel ist wunderschön, aber was es ausmacht, ist vor allem das Personal. Es ist sehr, sehr freundlich. Natürlich freuen sie sich über ein Trinkgeld, aber das ist nicht alles. Auch ohne sind sie sehr, sehr lieb. Heute beim Lunch habe ich mich hingesetzt, die junge Kellnerin kam sofort und fragte: Champagner? Nur weil ich gestern welchen bestellt hatte. Nie zuvor war ich in einem All-Inclusive Hotel, aber ich muss sagen, es ist schon schön.

Aber, man kann es nicht verleugnen, die Insel besteht nicht nur aus den Hotels. Es gibt auch Menschen, die hier leben und vor allem, die ihr Leben bezahlen können wollen. Die meisten Touristen setzen keinen einzigen Fuß aus dem Hotel heraus und wenn, dann mit einer im Hotel angebotenen Tour.

Ich bewege mich gerne und so brach ich schon im März beim ersten Aufenthalt auf in das kleine Dorf, es liegt gut 2 km entfernt und der beste Zugangsweg läuft entlang des Strandes. Beim letztemal fand ich schließlich eine Dame, die mir recht gute Maniküre und Pediküre bot. Das wollte ich wieder, zusammen mit meiner Enkelin. Doch wir fragten überall, jeder kannte zwar Anita, doch sie ward schon lange nicht mehr gesehen. Dann traf ich auf Alberto. Das ist ein Deutscher, der eigentlich Albrecht heißt, was aber hier kein Mensch aussprechen kann. Er sitzt einsam vor seinem Laden und wartet auf Kunden, denen er Ausflüge anbieten möchte. Außerdem arbeitet er mit einer lokalen Zigarrenmanufaktur zusammen und bekommt dort Kommission für alles, was in seiner Begleitung eingekauft wird.

Traurig zu sagen, dass ich absolut nichts brauche. Außer dieser Maniküre und Pediküre. Da Anita nicht da ist empfiehlt Alberto mir eine andere junge Dame. Sie hat einen kleinen Souvenirladen gegenüber von Albertos Geschäft und die Beiden arbeiten zusammen. Wir nehmen an. Okay, so gut wie Anita ist sie nicht. Ich sitze schon über eine Stunde hier, kann mich nicht mit ihr verständigen, da ich kein Spanisch spreche, Albrecht muss übersetzen. Und dann plötzlich erfahre ich, dass die Dame aus Haiti stammt. Damit ist das Eis gebrochen, wir reden Französisch miteinander. Fast die ganze Shopping Meile ist in haitischen Händen und so steht der Kommunikation künftig nichts mehr im Wege.