Am nächsten Tag laufe ich nochmal in den Ort, um Albrecht zu treffen und ein wenig über Land und Leute zu erfahren. Ich bringe ihm ein paar Dosen Bier aus meiner Minibar mit und wir trinken eines zusammen. Wie schon gesagt, er bietet Ausflüge an, die sicher sehr schön sind, weil sie direkt zu den Einheimischen gehen, aber ich möchte keinen machen. Stattdessen zeigt er mir die lokale Zigarrenmanufaktur. Das ist echt interessant. Die dominikanischen Zigarren sind zwar nicht so berühmt wie die aus Kuba, aber genauso gut. Wer in Begleitung vom Alberto hier etwas kauft bekommt viel über die Hintergründe erzählt und Alberto erhält danach eine kleine Kommission. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass meine Maniküre französisch spricht hatte ich sie natürlich auch gefragt, ob sie an Alberto Kommission zahlen musste. Ja muss sie.
Inzwischen habe ich im Hotel Gabi getroffen, diese wirklich tolle Frau, die ich nur zu gerne dauerhaft in meiner Nähe haben möchte. Warum nur wohnen die wirklich netten Menschen immer so weit weg, hier in Alabama. Wir leeren unsere Minibar, ich sammele sogar Red Label Jonny Walker ein und mit schwerem Rucksack laufen wir zu Albrecht. Auch Gabi möchte den Zigarrenladen sehen, kauft sogar etwas, dann sagt Albrecht, trinken wir doch ein Bier zusammen. Gerne, so hatte ich das auch geplant. Doch zu meiner Bestürzung führt uns Albrecht in ein lokales Cafe, genau das, wo er auch unsere Beute in den Kühlschrank gestellt hat, schlägt aber vor, eine der großen dominikanischen Flaschen Bier zu kaufen und uns die zu teilen.
Ich bin entsetzt. Sage gar nichts mehr. Gabi unterhält sich nett mit ihm, sie hat auch das Bier bezahlt. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich es nicht zur Sprache bringen würde. Ich war so sauer auf den Alberto, schwor mir, nie wieder dorthin zu gehen und ihm erst recht keine Kunden zu bringen. Wir verließen das Cafe und in einem ruhigen Moment sprach ich ihn darauf an. Ich vergleiche das Land oft mit meinen marokkanischen Erlebnissen und hier hätten die Jungs alles abgestritten. Aber Albrecht überraschte mich. Er sagte einfach die Wahrheit. Sagte dass er absolut blank sei, irgendwie um sein Überleben kämpfen muss und seine Taschen völlig leer seien. Selbst für die Flasche Bier würde er ein paar Pesos Kommission bekommen, die er einfach braucht, um weiter zu leben.
Ich war sehr betroffen. Und er verdient meinen Respekt, dass er das so offen sagt. In den folgenden Tagen brachte ich ihm noch Kundschaft, aber nur wenig, weil Gabi einfach die kommunikativere von uns war und inzwischen abgereist ist. Aber Alberto bedankte sich herzlich und ich freue mich, dass ich ihm doch ein wenig helfen konnte. Auch appelliere ich an alle, die in die Region kommen. Geht zu ihm, er ist sehr nett, ihr könnt viel über das Land erfahren und er haut euch nicht über Ohr.