Marokko 2023, 1 Tag

Am 1. April kam ich aus USA zurück, wollte meine Sachen in Ruhe packen und das Auto vorbereiten, und dann am Freitag, den 14. April nach Marokko abreisen. Aber die Rückkehr vom über 30 Grad heißen Florida ins ziemlich kalte Taunusstein war schrecklich, einfach nur schrecklich. Ich bin in eine tiefe Depression verfallen. Am liebsten wäre ich sofort abgereist, aber es gab einiges zu erledigen, das Auto musste in die Inspektion. Und an Ostern wollte ich ja auch meine Familie sehen. Die Abreise wurde auf Donnerstag vorverlegt. Am Dienstag dann das Auto aus der Werkstatt geholt und gepackt. Aber Bahman hat es nie so eilig mit der Rechnung, ich soll am Nachmittag vorbei kommen und zahlen. Ich wollte noch ein paar Stunden schlafen und dann am Mittwoch sehr früh losfahren. Aber der Tanusstein Blues hat mich so sehr im Griff, ich pfeife auf eine zusätzliche Hotelnacht während der Reise, ich muss einfach nur weg. Bei Bahman die Rechnung eingefordert, ich glaube, er wäre am liebsten mitgefahren, und nichts wie weg.

Im Navi habe ich einfach mal eingestellt: Tarifa mautfrei. Und bekam eine Route, die ich so noch nie gefahren bin. Sonst ist es ja immer Mühlhausen – Besançon – Lyon – Narbonne – Barcelona – Almeria – Algeciras, kenne ich aus den Effeff, aber was neues macht Spaß. Auch wenn die Fahrt auf Landstraßen viel länger dauert. Ich habe ja Zeit. Und schlafe einfach gerne in Hotels. War aber auch bereit, die erste Nacht im Auto zu ruhen.

Der Beginn war eher langweilig, über Mainz nach Saarbrücken Autobahn, dann über die Grenze und nach ein paar Kilometern war dann die Autobahn kostenpflichtig. Also Landstraße. Aber auf der Route immerhin viel weniger Verkehr als die Standardstrecke über Karlsruhe. Dann eine Autostraße, das ist nett, auch wenn man nur 110 fahren darf. Dann wurde es dunkel. Sehr dunkel. Und die Autostraße ging über in winzige Landstraßen. Mein Navi hat wirklich die kürzeste Route gesucht, über Straßen, die ich besser mit meinem Rad fahren könnte. Die Dörfer um mich herum stockfinster, alles zu. Dann kam ich nach Blaise und sah einen Wegweiser zu einem Hotel. Ehem, Hotel? Ich sah eigentlich mehr oder weniger einen Zigarettenkiosk. Traute mich aber hinein zu gehen, einen Kaffee bekomme ich doch sicher, eine Pause brauche ich, es ist immerhin schon 22 Uhr. Sehr schüchtern fragte ich dann, avez – vous des chambres? Mais oui, Madame!

Prima. Auto vor dem Fenster geparkt und tatsächlich gibt es einen extra Anbau mit 10 Zimmern. Netter Wirt. Wenn ich nun nicht mehr fahren muss dann könnte ich doch auch noch was trinken. Einen Aperitif bitte. Was trinken die Leute hier so? Also, den Namen habe ich sowieso nicht verstanden, aber es war genau das richtige. Wir sind hier im Süden der Champagne und der Champagner Aperitif, den gibt es nur lokal. Einfach göttlich. Ja klar, musste auch ein zweiter her.

Also wenn jeder Tag meiner Reise so läuft dann werde ich mich nicht beschweren.