Nouakchott

Nachdem mein Gepäck nicht da ist können wir nicht auf unsere Tour aufbrechen und müssen warten, was sich heute Nacht tut. Ich kann kaum zählen, mit wieviel Menschen Idoumou deswegen heute am Telefon gesprochen hat. Er will ihnen Dampf machen. Glaube zwar nicht, dass es einen Unterschied macht, aber egal. Sieht so aus, als sei ein Koffer schon gleich in Frankfurt hängen geblieben, der andere hat es immerhin bis nach Casablanca gebracht. Und angeblich sollen heute Nacht beide kommen. Ich glaube es jedenfalls noch nicht. Da ich in der Nacht ohne mein Melatonin absolut keine Minute geschlafen habe, habe ich mir in der Apotheke ein leichtes Schlafmittel gekauft, aber noch wirkt auch das nicht.

Um den Tag wenigstens etwas zu nutzen sind wir in der Nähe geblieben. Zunächst habe ich Idoumou Geld wechseln lassen. Hier hat es ja kürzlich eine Geldumstellung gegeben und der Ouguiya (MRU) verlor eine Null. Es wurden neue Geldscheine ausgegeben, die alten sind wertlos, und das Chaos ist komplett. Aber da ich die neuen noch nicht kannte und wusste, wie gerne man den unwissenden Touristen die alten andreht, habe ich das lieber Idoumou machen lassen und für 100 Euro 4.000 Ouguiya bekommen. Wenn man auf dem Markt nach Preisen fragt bekommt man meistens noch den alten gesagt und es ist nicht so leicht, sich da zurecht zu finden.

Dann besichtigten wir die Auberge Sahara. Das war immer eine Institution für alle Traveller in Nouakchott. Der Mitinhaber Aurélien war sehr engagiert und half auch bei allen Fragen. Doch hier zeigt sich schon der krasse Wandel, den die Hotelszene in Mauretanien in den letzten Jahren genommen hat. Der Einbruch im Tourismussektor hat seine Spuren hinterlassen. Die alten Treffpunkte der Reisenden existieren nicht mehr, die Inhaber mussten sich etwas Neues suchen. Das sieht man vor allem am Menata, über Jahrzehnte eine feste Institution. Es wurde aufgegeben. Auch die Auberge Awkar wurde abgerissen. Aber das Sahara ist noch da. Es heißt nun Le Sahara, wurde renoviert und hat im Erdgeschoss 7 Zimmer, drei davon mit privatem Bad, für die anderen gibt es ein ordentliches WC und Dusche, Wasserboiler vorhanden. Aber der nette Aurélien ist weg. Dennoch kann man die Auberge empfehlen, es ist sauber und im Hof ist die nun einzige Campingmöglichkeit der Stadt.

Noch immer da ist aber Nicola. Er hat vor der Stadt die Strandanlage Les Sultanes. Früher mit sehr primitivem Klo, heute wurde das neu gebaut, es gibt einen sauberen WC, aber das Wasser wird nur auf Verlangen bzw. wenn Camper da sind, angestellt. Dies sind nun wirklich die einzigen Campingmöglichkeiten, die Nouakchott noch hat. Ansonsten müssen Reisende in Hotels gehen. Das Les Sultanes hat noch immer ein gutes Restaurant, hier kann man echt preiswert Fisch essen, zum Beispiel dieses große Prachtstück für 400 Ouguiya, also 10 Euro. Für den kleinen Hunger gibt es nun auch Hamburger, aber der hat mich nicht überzeugt. Überraschenderweise ist es heute absolut nicht heiß, es weht eine angenehme Brise und ich höre, dass der Juli in Mauretanien im Gegensatz zum Mai und Juni ein angenehmer Monat ist. Neben einigen mauretanischen voll bekleideten Familien liegt auch eine Europäerin in ziemlich knappem Bikini am Strand, ein Anzeichen dafür, dass es hier absolut sicher ist.

Inzwischen kann man schon nicht mehr sagen, dass ich müffele, es stinkt zum Himmel. Ich muss mir dringend etwas wegen meiner Kleidung einfallen lassen. Also setzt Idoumou mich am Markt ab und ich schaue zunächst nach Unterwäsche. Ohweia, das ist nichts für mich. Alles Kunststoff und das in der Hitze. Die sehr mickrige Qualität wird aufgewogen von exorbitanten Preisen, ein schrecklicher Kunststoff-BH ohne jeden Halt soll 2500 MRU kosten. Okay, nach Handeln geht er runter auf 800 MRU, aber 20 Euro für das Teil, nein, dann lieber weiter stinken. Bei den Unterhosen das gleiche. Anders sieht es aus bei der Kleidung. Zwar liegen an den meisten Ständen Melahfas in allen Regenbogenfarben aus, aber das hilft mir nicht, denn erstens kann ich es nicht drapieren, zweitens nicht damit laufen und drittens muss man noch was unterziehen. Doch dann umkreisen mich die Straßenhändler mit Armen voller einfach zusammengenähter luftiger Kleider. Das ist doch genau, was ich suche und ich bekomme ein nettes Teil für nur 200 MRU.

Zurück im Hotel mache ich mich nackig, wasche Unterwäsche und schweißdurchtränktes Kleid mit Shampoo, presse es im zusammen gerollten Handtuch so gut es geht aus, hänge alles irgendwo im Zimmer auf und springe unter die Dusche. Oh wie tut das gut, auch wenn das Wasser immer noch nur kalt tröpfelt. Ich hülle mich in mein neues Gewand und versuche auf meinem runden Prachtbett zu schlafen anhand dieser komischen Pillen. Was aber nicht klappt. Also setzte ich mich an den PC und schreibe alles auf.