An einem heißen Tag gibt es für die Einwohner von Marrakech nichts Schöneres als einen Ausflug ins kühle Ourikatal. Ich war ein paar Jahre nicht mehr da und hatte mir vorgenommen, heute dort hin zu fahren. Es ist Montag, also kein Wochenendverkehr und Ruhe, so dachte ich zumindest. Doch wenn das noch vor wenigen Jahren ein entspannender Ausflug war, so ist im Ourikatal heute doch ein ziemlicher Rummel. Das enge Tal an sich ist sehr schön, ein donnernder Gebirgsbach rauscht über riesige Felsbrocken hinab und so kann man sich nichts Schöneres vorstellen, als mittags hier zu sitzen und ein Tajine zu verspeisen. Doch nun hat wirklich jeder, der ein Haus an dieser Straße besitzt oder auch nur ein Grundstück, daraus ein Restaurant für die Ausflügler gemacht. Tajine bruzzelt auf Holzkohle, Tische und Stühle stehen unter schattigen Bäumen bereit, direkt am kühlen Bach. Parkplatz ist knapp, so hat man auch noch auf dem letzten ebenen Stückchen Land Parkstreifen eingezeichnet und die Parkwächter versuchen, die Touristen abzufangen. Jeder, der hält, ist ja auch Kunde für das Restaurant. Kamele stehen für kurze Touren bereit, Keramikstände bieten die am Ort gefertigten Produkte an, Arganien-Kooperativen bieten das Öl, dessen Grundstoff überhaupt nicht hier gewachsen ist, und Teppiche kann man natürlich auch kaufen.
Ich fühlte nur noch Horror. Ein Wahninns-Verkehr, unzählige Vans mit geführten Touren, dazwischen jede Menge Taxis. Man kommt kaum durch, es geht meist im Schritttempo. Für Wohnmobile wird die Fahrt eher nicht empfohlen. Die Straße ist eng, der Verkehr mörderisch und die Parkplätze sind klein. Entspannen Sie auf dem Campingplatz und buchen von dort eine geführte Tour, Sie haben mehr davon.
Eigentlich wollte ich recherchieren, wollte schauen, ob es neue Hotels gibt, was die alten machen. Ich war sehr erstaunt, dass sich in relativ kurzer Zeit so viel getan hat. Zwar gibt es einige neue, aber die alten sind fast alle zu. Es sieht für mich so aus, als gäbe es im Ourikatal hauptsächlich noch Tagesausflügler, während früher doch viele Leute, bepackt mit Rucksack, für 1 – 2 Tage kamen. Heute scheinbar nur noch zum Essen und natürlich muss man am Ende, in Setti Fatma, hoch zu den Wasserfällen klettern. Aber ich hatte dazu heute absolut keine Lust. Ich fuhr bis ans Ende der Straße, was eine echte Herausforderung war, drehte und fuhr wieder zurück. Unterwegs sah ich dann doch noch ein nettes Hotel, eines, das ich noch nicht kannte, und hielt an. Ourika Garden heißt es und es hat mir richtig gut gefallen. Hier gibt es einen privaten Parkplatz, wird man nicht von Parkwächtern genötigt, sitzt gemütlich drinnen oder draußen. Heute ist das Wetter nach den heißen Tagen in Marrakech ziemlich kühl, also lasse ich mir einen Tisch drinnen geben und setze mich zum Lunch. Die Vorspeise ist ideal für mich, viel Gemüse, dazu Linsen, und alles sehr gut gewürzt. Danach kommt ein Hähnchentajine, ich esse nur das Fleisch. Doch beim Nachtisch, einem warmen Zitronenkuchen, werde ich dann doch schwach und esse ihn. Für die, die es noch nicht wissen, ich versuche eine Low Carb-Diät einzuhalten, nur am Morgen gibt es etwas Brot, ansonsten den ganzen Tag keine Kohlehydrate mehr. Auf Reisen in Marokko ist das nicht so ganz einfach, es geht halt am besten, wenn man selbst kocht.
Mein Hotel heute ist die Kasbah Bab Ourika. Ich dachte natürlich, sie liegt an der Straße ins Tal, aber das war nicht der Fall, sie liegt zu Beginn des Tales abseits der Straße hoch oben auf einem Hügel und war erstmal nicht so einfach zu finden. Erbaut von Engländern wird hier eine sehr teure Unterkunft geboten, ich bin eingeladen, diese Preise könnte ich nicht bezahlen. Und ehrlich gesagt, ich finde nicht, dass es das wert ist. Die Aussicht ist fantastisch, wirklich, meine Suite ist sehr schön und hat einen offenen Kamin, gefüllt mit Holz, ob ich es anstecken sollte? Das Bad liegt zwar um eine Ecke, so dass man nicht direkt hineinsehen kann, aber eine Tür gibt es nicht. Das kann manchmal peinlich sein, wenn man mit Freunden reist. In einer Suite dieser Preisklasse sollte es ein abgeschlossenes WC geben. Das Zimmer hat einen Heizkörper, das Bad einen Handtuchwärmer, die aber beide nicht individuell eingestellt werden können und nur wenig Wärme geben. Nein, 5 Sterne ist das nicht. Hübsch ist die Glastür, die den weiten Blick in das Ourikatal frei gibt, und draußen stehen Liegestühle bereit, nur die Sonne fehlt. Es ist ziemlich kühl und windig.
Aber die Preise sollen ja bis zu 400 Euro für eine Nacht liegen, das ist doch ein wenig viel. Und Wi-Fi gibt es nur an der Rezeption in einem zugigen Hof, es gibt paar Sitzgelegenheiten, aber nicht genug, und keinen Tisch für meinen Computer. Nein, unter Service verstehe ich doch etwas anderes. Natürlich gibt es zum kompletten Abschalten auch keinen Fernseher, sondern viele Bücher zum Lesen. Ja, vielleicht sollte man im Urlaub mal ausspannen und abschalten, aber ich habe ja keinen Urlaub und muss arbeiten, und auch die anderen Leute drängen sich mit ihren Smartphones in dem kalten Bereich, sitzen teils auf dem Boden. Bequem ist das nicht, vor allem wo es gleich nebenan absolut gemütliche Aufenthaltsräume mit einem knisternden Feuer, aber ohne Empfang, gibt.
Das Abendessen ist wenigstens in einem schön mit Kerzen erleuchteten Raum, die Wärme kommt von zwei Kaminfeuern in den Nebenräumen. Der Service ist gut, das Essen sehr, sehr übersichtlich. Wäre ich nicht auf Diät, ich würde für die 31 Euro nicht satt. Es schmeckt sehr gut, international in Anlehnung an marokkanische Küche.
Vor dem Schlafen gehen muss ich nun aber erstmal die vielen gelben Blüten einsammeln, mit dem Bett und Bad geschmückt sind. Das ist ja ein netter Touch. Und das Frühstück war auch gut. Obstkompott, Naturjoghurt und Haferflocken, so dass man sich sein Müsli zusammenstellen konnte, 3 Sorten Crêpe mit Butter und Konfitüre und eine Karte, aus der man sich eine Eierspeise aussuchen konnte. Aber ich darf ja nicht so viel essen.