Cave Vinicole Cleebourg

Es regnet sich ein. Deshalb arbeite ich zunächst ein wenig am PC und fahre dann gegen 12 Uhr mit Auto zum 2 km entfernten Hotel-Restaurant Le Cleebourg für den Mittagstisch. Den Hinweis darauf hatte ich schon gestern an der Tür gefunden. Und da ich ja aus bitterer Erfahrung weiß, dass man es mit der Mittagstischzeit sehr genau nimmt, bin ich rechtzeitig da, obwohl ich lieber später gegessen hätte. Ich bekomme einen netten Tisch neben einem deutschen Paar, sie reichen mir freundlicherweise schon die Karte. Dort keine Spur vom Mittagsmenü. Aber ich weiß ja Bescheid und bestelle es. Als Vorspeise Croque Monsieur und dann Kassler in Blätterteig mit Kartoffelsalat, sehr lecker. Den Nachtisch spare ich ein, denn ich habe ja noch eine Zitronentarte von gestern. Die deutschen Nachbarn sind überrascht, denn man hat ihnen nichts von der Mittagskarte erzählt, wohl dem ganzen Lokal nicht. Scheint so eine Insidergeschichte zu sein.

Ich bleibe nach dem Essen noch ein wenig, denn um 14 Uhr soll ja die Kellerführung gleich nebenan stattfinden. Und so finden sich auch einige Leutchen ein, die Wartezeit wird mit einem Gläschen Wein versüßt. Dann geht es hinab in den Keller. Ich war vorgewarnt worden, die Führung sei nur in Französisch, kein Problem, kann ich. Aber natürlich nicht das schnelle Rattern des Kellermeisters, der mit Fachausdrücken nur so um sich wirft. Aber egal, es ist nicht meine erste Kellerei und es macht Spaß. Cleebourg ist ein Zusammenschluss der Winzer der Region und ich sagte es ja schon, es gibt hier einen wirklich hervorragenden Wein zu einem angemessenen Preis. Aber nicht nur Wein, es wird vor allem auch der hervorragende Cremant hergestellt, in Flaschengärung. Deshalb die merkwürdige Palette mit den Flaschen, die die in regelmäßigen Abständen gedreht werden müssen.

Nach der Führung geht es natürlich wieder an die Theke und obwohl schon einige Kistchen im Wagen sind kaufe ich dennoch ein wenig mehr. Denn ich bekam eine Idee. Nächste Woche habe ich Freunde eingeladen, wusste noch nicht, was ich zum Essen machen soll, aber nun ist es klar. Es wird eine Elsässer Weinprobe mit entsprechender Brotzeit! Habe den Kellermeister auch gefragt, auf wieviel Grad ich meinen schönen neuen Weinkühlschrank einstellen soll zum Servieren der herrlichen Weißweine. 8 Grad!

Das war wirklich die perfekte Beschäftigung für diesen regenreichen Tag und als ich wieder heraus komme ist es doch tatsächlich trocken. Von Sonnenschein kann man noch nicht sprechen, aber nachdem ich mir bei Daniel wieder einen Kaffee gekocht und meine Zitronentarte gegessen habe setze ich mich aufs Rad und fahre nach Seebach. Soll einer der schönsten Orte in der Gegend sein. Stimmt ja, ist sehr hübsch. Hätte gerne ein Häuschen hier. Und ich komme tatsächlich ohne einen Regentropfen wieder zurück von der 20 km Tour. Noch nicht richtig angekommen kommt draußen wieder ein Regenschauer runter.

 

Daniel

Daniel besitzt in Rott ein echtes Elsässer Bauernhaus gleich neben der Kirche. Sein Garten eine Wüstenei, weil er irgendetwas mit Holz arbeitet, was sich mir noch nicht so ganz erschlossen hat. Der Wohnbereich teilt sich in das Haus, in dem er wohnt, im Erdgeschoss die Küche, die auch ich betreten darf, weil da nämlich der Kaffee-Vollautomat steht. Arbeitet mit Bohnen und nicht mit den überteuerten Kapseln! Sehr gut. Ansonsten absolutes Chaos im Haus wie auch im Garten.

Aber daneben ist quasi ein Extrabereich, der meine Wohneinheit sein wird. Mein Zimmer ist ein kleines Kämmerchen, aber es ist alles da, was ich brauche, einschließlich einem Arbeitstisch, an dem ich gerade sitze und schreibe. Neben meinem Kämmerchen ist das multifunktionale Bad, dort ist eine Kochecke mit Mikrowelle, Induktionskochplatte, Kühlschrank, Spüle, Dusche und Sauna. Extra gibt es noch einen WC. Und da hier nur dieses eine Gästezimmer ist, ist dies also meine kleine private Wohnung. Und anders als der Daniel-Bereich ist es hier aufgeräumt und sauber. Ich fühle mich wohl. Mein Fahrrad findet einen Platz direkt im Flur vor meiner Zimmertür.

Am Abend habe ich zunächst mal die Sauna angestellt und freue mich wahnsinnig. Ist doch die Sauna in meinem Haus schon lange geschlossen. Herrlich und entspannend, so sehr dass ich danach völlig erschöpft ins Bett falle und richtig gut schlafe.

Am Morgen wecken mich die Regentropfen. Ja, auch heute ist wieder den ganzen Tag Regen angesagt. Aber ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und frühstücke erst einmal. Habe ja alles dabei und auch eine komplette Küche zur Verfügung, koche mir sogar mein Frühstücksei. Die habe ich mir von zuhause mitgebracht, weil ich ja nicht wusste, dass Daniel Bio-Eier verkauft, 4 Euro für 10 Stück. Ich werde welche mitnehmen.

Nun werde ich ein wenig arbeiten und zum Lunch will ich das Hotel-Restaurant testen, das zum Weingut gehört und sehr gute Einträge hat. Danach Kellerführung und wenn alles gut geht gibt es am Nachmittag doch ein wenig Sonne und ich kann eine kleine Radtour machen. Ich werde berichten.

Elsasstour

Ich muss einfach raus. In Taunusstein auf der Couch sitzen ist nicht mein Ding. Und die versprochene Klimaerwärmung ist ja auch nur von kurzer Dauer gewesen. Es ist kalt und regnerisch. Die Taunussteiner Berge kenne ich in- und auswendig, also muss ich raus. Habe zunächst in die Wettervorhersage geschaut und mir Anfang August als gut rausgesucht. Und ein Zimmer in meinem geliebten Nordelsass gebucht. Nordelsass weil es nicht weit von mir entfernt ist und ich keine Lust auf lange Autofahrten habe. Es soll ja mit Auto in den Elsass gehen und dann schöne Rundfahrten mit dem Rad, natürlich mit leckerem Einkehren zwischendurch.

Schon gleich am nächsten Tag nach der Buchung der große Schock. Es ist geradeso als wollte mich das Wetter mal so richtig verarschen, plötzlich ist für diese Tage nur noch 100 % Regen und unter 20 Grad vorhergesagt, und das den ganzen Tag über. Jeden Tag schau ich rein, es wird eher schlechter als besser. Die Unterkunft habe ich in AirBnB gefunden und sie kostet gerade mal 87 Euro. Nein, nicht pro Tag, für 3 Tage! Und es gibt eine Sauna. Da kann man nicht meckern. Xmal habe ich überlegt, ob ich nicht einfach absagen soll, das Geld wird nicht erstattet, aber es ist auch nicht viel.

Doch dann dachte ich, zuhause kann ich bei Regen nur auf der Couch sitzen. Fahr doch einfach, es kann nur besser werden. Mal schön essen gehen, zum Weingut und vielleicht ist es dazwischen doch mal trocken genug für eine kleine Fahrt.

Die ganze Nacht hat es geregnet. Zumindest immer dann wenn ich mal kurz wach wurde. Auch noch am Morgen. Aber dann, oh Wunder, als ich mein Auto packen wollte, Fahrrad drauf und so, kam die Sonne hervor. Um 10 Uhr ging es dann los nach Bad Bergzabern (Deutschland). Dort am Kurhaus geparkt und ab aufs Rad. Ich hatte mir eine schöne 30 km Rundfahrt ausgesucht über Weissenburg (Frankreich) und zurück über das Weintor in Schweigen. Es hat alles richtig schön geklappt, zwar drohte mal eine schwarze Wolke am Himmel, aber sie hat sich zurückgehalten und ich war sogar dankbar, dass ich meine Sonnenbrille eingepackt hatte.

In Weissenburg gibt es viele schöne Restaurants und ich ging wieder dorthin , wo ich schon einmal war und recht zufrieden. Doch diesmal, nein, absolut nicht. Die Bedienung schaute erstmal überhaupt nicht nach mir und als ich endlich, endlich bestellen konnte, das Mittagsmenü zu 13,50, da meinte sie, nein, das gibt es nur bis 13 Uhr. Ja, so kann man es auch machen, die Leute sitzen lassen bis 13 Uhr vorbei ist. Ich war eh nicht sehr hungrig, stand abrupt auf und machte mich auf den Weg zu meinem Quartier. Zunächst aber zum Supermarkt um für das entgangene Menü einzukaufen, das ich dann in meinem Zimmer nehmen wollte.

Doch nicht, ohne zuvor bei meinem Cave vorbei zu schauen. Der Cave Vinicole de Cleebourg, den ich mal auf einer Fahrradtour entdeckt hatte, ist weit über die Grenzen bekannt, auch viele deutsche Kunden sieht man dort, weil es einfach einen vorzüglichen Wein gibt zu akzeptablen Preisen. Und an der Tür stand ein großes Schild, dass immer Mittwoch eine Führung durch den Keller ist, heute ist Dienstag, also das werde ich mir morgen nicht entgehen lassen.

Dann ging es zur Unterkunft. Kein Hotel, sondern Privatunterkunft über AirBnB. Ich sagte es ja schon oben. Preiswert. Sehr preiswert. Von daher kann man nicht viel erwarten. Aber ich komme auch mit wenig zurecht. Es gab im Angebot viele Fotos, von daher wusste ich ziemlich gut, was mich erwartet. Und so war es auch. Daniel ist ein junger Deutscher (ja, in meinem Alter ist fast jeder jung, aber könnte wirklich mein Enkel sein), ganz locker drauf und wirklich nett. Wir sitzen draußen an einem Tisch in seinem Garten und unterhalten uns, ich trinke Cremant de l‘Alsace zu einem herzhaften Brie. Das mag ich, nicht so ein anonymes Wohnen.

Danach geht es mit dem Rad nochmal die 3 km nach Wissembourg für einen Stadtbummel und da springen doch zwei leckere Törtchen in meinen Korb.

Kaufrausch

Seit ich wieder in Deutschland bin habe ich einen richtigen Kaufrausch. Keine Ahnung warum, vielleicht einfach, weil ich 8 Monate nicht zuhause war und einige Investitionen notwendig sind. Das schönste war der Weinkühlschrank gleich zu Beginn. Aus dem Elsass hatte ich wunderbare Weine mitgebracht und wünschte mir einfach eine gute Aufbewahrungsmöglichkeit, mein Keller ist leider sehr weit von meiner Wohnung entfernt. Wollte das Teil auf dem Balkon unterbringen, habe dort einen sehr guten Platz neben dem Grill, völlig regenwassergeschützt. Das hielt aber nur ganz wenige Tage, dann kam die Hitze und die Kühlschranktemperatur stieg auf 27 Grad. Also ab ins Wohnzimmer. Ist nicht ideal, aber egal. Die Weinchen sind wichtig und machen mir Spaß.

Es gab noch etliches andere was ich gekauft habe, und ich gestehe, ja, eigentlich alles von Amazon. Egal ob für das Büro oder den Haushalt, auch für mein Fahrrad, Amazon ist einfach heute der Ort, wo man alles bekommt. Hier ist die große Auswahl, hier muss man nicht von Laden zu Laden rennen, hier ist es gleich am nächsten oder übernächsten Tag bei mir.

Nicht aber bei meiner neuen Balkon Bank. Auch das fiel unter Kaufrausch. Plötzlich konnte ich den Tisch mit Bank und zwei Stühlen nicht mehr sehen. Gedacht, um dort mein Frühstück einzunehmen, der Balkon ist gleich vor der Küche. Aber tatsächlich habe ich das außer dem ersten Tag in all den 13 Jahren noch nie getan. Und der Balkon ist mir einfach zu eng. Ich wünschte mir eine schöne Sitzmöglichkeit, kein Tisch, sondern einfach nur eine gemütliche Bank, wo ich die Morgensonne genießen und ein Buch lesen kann. Und ja, in Amazon gab es genau die richtige Bank. Während jedes winzige Päckchen von Amazon mit der Sendungsverfolgung auf die Stunde genau angekündigt wird, gab es das sowohl für den großen Weinkühlschrank wie auch die Bank nicht. Es hieß, sie sollte Dienstag oder Mittwoch kommen, also konnte ich getrost über das Wochenende wegfahren. Und bekam dann am Samstagmittag eine Email, dass die Bank nicht zugestellt werden konnte. Das Teil ist groß und wiegt 25 kg.

Montag bin ich kurz mit dem Rad im Postshop vorbei gefahren um mir die Sache anzusehen. Ja. Ist da. Und groß. Und schwer. Auto geholt, geparkt. Keine Chance, es alleine reinzubekommen. Ein netter Autofahrer half mir. Zu Hause geparkt, das Paket rausgezerrt. Niemals bekomme ich das die Treppen hoch. Also Nachbar Aleksander angerufen. Er kam und half. Und nach zwei Stunden Aufbauzeit konnte ich sitzen. Und tue es seitdem fast täglich.

Und keine Angst, die alten Möbel wurden nicht zum Sperrmüll gestellt. Ein Foto an die ukrainische Nachbarsfamilie und schon haben sie es abgeholt. Ziert nun ihren Balkon.

Invictus

Ich schlafe ziemlich schlecht und um wieder einzuschlafen schalte ich im TV Medical Detectives ein und kann ganz schnell wieder einschlafen. Doch an diesem Morgen so um fünf lief schon der Genios-Mediashop. Der Invictus Akku-Staubsauger wurde vorgeführt. Eigentlich habe ich mir so ein Teil schon immer gewünscht. Mein Sohn hat einen von Dyson, viel zu teuer für mich, aber es ist schon schön, mit diesem relativ leichten Teil kabellos durch die Wohnung zu hüpfen. Man muss ja immer ganz schön lange warten, bis man den Preis erfährt. 259 Euro hieß es. Das könnte ich mir vielleicht auch leisten. Aber es muss unbedingt mitsamt dem Wischmop sein. Ich rief also an und erfuhr, dass der Preis leider nur die Basisversion umfasst. 21-teilig würde  es 359 Euro es kosten, plus 9,95 Porto. Aber ohne Wischmop. Mist. Aber egal, ich habe es bestellt.

Dann Frühstück. Und Zeit nachzudenken. Und zu googeln. Ach, auch Amazon hat einen Genios Shop. Und es war gerade Amazon Business Prime Day, was bedeutet, es gibt einige Dinge im Angebot. Den Invictus X8 mitsamt Wischmop für 299,95 Euro!!!! Wahnsinn. Mal sofort in den Warenkorb getan, die Versandadresse eingestellt und schon hieß es 414 Euro!

Ich habe es xmal versucht, immer das gleiche. Dann den Kundendienst von Amazon angerufen. Ja, den gibt es und ich habe ihn schon öfter genutzt. Der freundliche Andre meinte, wie weit sind Sie denn im Kaufvorgang gegangen. Da habe ich auch durchgeblickt und bin einen Schritt weiter, Kreditkarte angegeben. Und schon war ich wieder bei 299,95 Euro. Ganz ohne Versandkosten. Ich also bestellt.

Heute kam nun das gute Stück. 23-teilig. Mein Gott, das ist eine Menge. Und die Aufbauanleitung sehr schwer verständlich. Nun ist die ganze Küche voller Pakete. Was ich alles habe. Aufbewahrungsstation, Tierhaarbürste (aber kein Tier), motorisierte Elektrobürste, Hartbodenbürste, Mini-Bürste, Wischmop, Fugenbürste. Zuerst bin ich mal in Youtube und habe mir alles angeschaut, was ich mit den einzelnen Teilen machen kann. Das witzigste war dort die Tierhaarbürste, wo die Dame das Kätzchen direkt abgesaugt hat.

Also ich werde mir was einfallen lassen, zuerst muss ich mir aber mal überlegen, wo ich die vielen Teile unterbringe. Für 300 Euro ein echtes Schnäppchen.

Mautfrei durch Frankreich

Ich liebe einfach das Elsass. Fahre da gerne mal hin zum Essen und Einkaufen oder neuerdings auch zum Radfahren. Unser Lieblingshotel ist das Cheval Blanc in Niedersteinbach im Nordostelsass, weil man da so wunderbar, wenn auch teuer, isst. Und diese Region würde ich gerne in meine Tour einbinden, auch wenn es einen kleinen Umweg bedeutet. Morgen ist Sonntag, ich möchte also gerne bis kurz vor die deutsche Grenze, dort noch mal gut essen, am nächsten Morgen einkaufen und dann die nur etwa 160 km nach Hause fahren, um dann mit meiner Familie am Abend schön zu essen. Das Cheval Blanc ist ausgebucht, ich finde ein Gästehaus in Obersteinbach, nur 2 km entfernt. Die Dame des Hauses fragt an, ob ich denn am Abend auch speisen möchte, ich antworte, ja gerne und freue mich auf ein schönes Elsässer Essen.

Von Confolens geht es über Landstraßen, Speedlimit 80 km/h. Das ist nicht gerade schnell. Aber es ist ja Sonntag, es sind keine Lastwagen unterwegs und ich komme recht gut durch. Immerhin sind es 750 km und lauf Google-Maps brauche ich 10: 30 Stunden dafür mit Ankunft 17:30 Uhr. Am liebsten fahre ich hinter einem zügig fahrenden Einheimischen her, der wohl gut die örtlichen Blitzer kennt. Trotzdem freue ich mich über jeden Kilometer, der dann doch über eine mautfreie Autobahn führt, vor allem kurz vor dem Ziel bin ich auf einer Autobahn Richtung Straßburg. Ich gehe nur ganz kurz einkaufen, breche mir vom frischen Baguette nur ein paar Bröckchen ab und fahre ansonsten langsam aber stetig durch. Als ich durch den Weinort Chablis komme bin ich doch etwas traurig, dass ich fest verabredet bin und nicht hier übernachten kann, denn in diesem berühmten Weinort wäre ich gerne geblieben und hätte eine Weinprobe gemacht. Dabei fällt mir etwas auf, vielleicht hätte ich ja eine Marketingidee. Dieser Ort wirkt am Sonntag völlig verschlafen. Es gibt natürlich Hinweisschilder zu den Weingütern, aber es ist kein Mensch auf der Straße und alles zu. Wenn ich so an unseren Rheingau denke, da ist in Weinorten sehr viel los, da sind Restaurants offen, gibt es Weinausschank an einem großen Fass oder ähnliches. Hier nichts davon. Eigentlich schade.

Petit Arnsbourg

Und immer freue ich mich auf mein schönes Abendessen und bin gespannt auf meine Unterkunft. Ich finde sie auf die Minute pünktlich nach google in dem idyllischen Obersteinbach, das Chambre d`Hôtes Petit Arnsbourg. Ein altes Dorfhaus, hübsch renoviert. Mein Zimmer ist im ersten Stock, hier leider keine Terrasse, wo ich sitzen kann wie in Confolens, aber dafür ist unten der schöne Garten und ich könnte dorthin. Doch ich nutze mal wieder den Schreibtisch und arbeite. Die Hausdame stellt sich als die Holländerin Karin heraus, ihr Ehemann Marcel trotz des Namens ebenfalls und ich bereue meine Zusage für das Abendessen. Ich wollte elsässisch essen, nicht holländisch. Vor allem wo meine Schwester jahrzehntelang in Holland lebte und mir immer sagte die holländische Küche sei quasi nicht-existent. Frikandelle und Pinderkas. Sie ging lieber chinesisch essen.

 

Cheval Blanc

Doch Karin ist verständnisvoll und entlässt mich aus meiner Zusage, meint ein wenig schnippisch, ich könnte ja mal schauen, ob ich im Cheval Blanc noch einen Tisch bekäme. Ja, ich bekomme. Stelle mich einerseits als Stammkundin vor, anderseits ist es noch sehr früh und die Tische werden erst später belegt. Dafür hat man Zeit für mich und wir plaudern ein wenig. Ich kenne das Haus schon etwas 15 Jahre, habe meinen 65sten dort mit der Familie gefeiert und mir fällt als erstes auf, dass die alte Chefin nicht mehr gut laufen kann. Sie bräuchte eigentlich eine Gehhilfe, doch benutzt sie dafür einen rollenden Serviertisch, fährt damit durch das Restaurant und bringt auch nur mal ein Tellerchen mit diesem Tisch zu den Gästen. Die Mannschaft ist alt geworden, der Sohn, der in der Küche stand und seine Frau, die die Gäste empfingen, sind nicht zu sehen. Ich speise gut und teuer, man gönnt sich ja sonst nichts und fahre die 2 km hinauf nach Obersteinbach. Vermisse mein Fahrrad.

Am Morgen dann habe ich Gelegenheit, die Küche des Gästehauses zu besichtigen, denn das Frühstück ist eingeschlossen. Ich muss sagen, es ist sehr gemütlich. Die Küche ist groß, in der Mitte ein langer Tisch und hier finden die Essen statt. Mit allen Gästen zusammen, nicht jeder einzeln an einem Tisch, was ich hasse. Doch es gibt ja eh nur 2 oder 3 Gästezimmer und außer mir ist nur ein französisches Ehepaar da. Es ergibt sich, dass die Hausdame Karin mit den Franzosen spricht und ich mit Marcel in ein langes Klatschgespräch über Ober- und Niedersteinbach komme. Das gefällt mir so richtig. Hier bin ich nicht anonym, sondern gehöre dazu. Habe ja auch einige Kenntnis über die Region und das Cheval Blanc und so höre ich, dass sich da einiges geändert hat. Der Sohn ist samt Frau abgereist nach Paris, arbeitet lieber in einem Haus mit festem Einkommen und möchte das Familienerbe nicht weiter führen. Inoffiziell steht das Hotel-Restaurant zum Verkauf und die alte Mannschaft macht so lange weiter, bis ihre Füße sie noch tragen. Traurig eigentlich. Dafür gibt es in Obersteinbach ein Restaurant, das früher nicht ganz konkurrieren konnte und jetzt auf dem Vormarsch ist, das Anthon. Das muss ich beim nächstenmal doch mal ausprobieren.

Mit Marcel sprechen wir auch über das Weingut Cleebourg, das ich vor einem Jahr bei einer Fahrradtour entdeckt habe. Es ist ganz offensichtlich weit und breit berühmt, auch er bezieht Wein von dort und er empfiehlt mir den Auxerrois, den ich noch nicht kenne. Google-Maps ist wieder zur Hand und sagt mir, dass es nur 4 km Umweg sind, wenn ich das Weingut einbeziehe. Eine Nachricht an meinen Sohn, brauchst du was von dort, und ein dickes Jaaa erscheint auf dem Display. Also fahre ich zunächst zum Weingut, halte mich aber beim Probieren zurück. Es ist ja noch früh am Morgen. In Wissembourg wird für das Familienessen eingekauft und schließlich fahre ich mit 45 Flaschen Wein und einem marokkanischen Teppich über die Grenze, die aber eh nicht sichtbar ist.

Rückreise

In Spanien kam ich abends gegen 21 Uhr an und war hellwach. Ich hatte keine Lust, mir ein Hotel zu suchen und wollte noch etwas fahren. Das ging auch wunderbar, einmal hielt ich an einer Raststelle und schlief direkt neben einem Polizeiauto drei Stunden. Eigentlich wollte ich am Meer noch in einem schönen Resort einen Zwischenstopp machen, aber ich fand nichts. Entweder alles ausgebucht oder zu teuer. Also entschied ich mich, in Malaga abzubiegen Richtung Madrid und kam auch fast bis hinauf zur Küste. In Vitoria-Gasteiz fand ich ein Palacio für die Nacht in booking.com.

Vitoria-Gasteiz

Na, das klingt doch mal gut, ich möchte gerne in einem Palacio schlafen. Außerdem hieß es, es gäbe einen großen ummauerten Hof zum Parken. Dem war auch so. Das Hotel war eigentlich ganz nett, wenn auch nicht wirklich palastartig. Man nennt wohl alles alte Parador oder Palacio, mein Zimmer nicht sehr groß, aber immerhin mit Schreibtisch, wichtig für mich, aber das Essen war enttäuschend. Ich hatte mich auf ein gutes spanisches Abendessen gefreut, aber die Karte lag im Zimmer und es war eher fastfoodartig. Frühstück wurde angeboten, aber nach dieser mauen Karte nahm ich es nicht in Anspruch. Zum Glück habe ich ja alles dabei für einen Snack am Abend und auch für das Frühstück.

Doch zunächst machte ich einen Stadtbummel und der war sehr schön. Vitoria ist eine typisch spanische Kleinstadt, sehr angenehm, nicht touristisch und tatsächlich voller Bars, wo man einen Drink und Tapas bekommt. Aber ich wollte einfach nicht allein dort rein, kann ja auch kein Spanisch und mich nicht mit den Menschen unterhalten. Was mir aber auffiel, Vitoria ist die Fahrradstadt schlechthin. Überall gab es nicht nur Fahrradspuren, sondern an jeder Ecke auch Fahrradparkplätze, was ja sehr wichtig ist und oft vergessen wird. Obwohl Vitoria eher flach ist liegt das alte Stadtzentrum auf einem nicht zu hohen Hügel. Und zur Krönung als Fahrradstadt führen da hinauf Laufbänder. Zum Laufen oder eben auch, um sein Fahrrad hoch zu schieben. Also das fand ich grandios.

Confolens

Ich wollte dann gemütlich weiterfahren, dank Google-Maps mautfrei durch Frankreich. Zunächst war mein km-Durchschnitt pro Stunde sehr gering, aber ich gab nicht auf und fand sogar ein Stückchen mautfreie Autobahn. Dann suchte ich in booking etwas für die Nacht, fand aber nichts, was mich so richtig reizte. Eher langweilige Hotelzimmer, ein oder zwei Campings, nichts worauf ich mich freuen konnte. Dann war ich in einem netten kleinen Ort, Confolens, und schaute, was booking mir entlang meiner Route anbot. Aha, ein Camping 500 m von mir entfernt. Also fuhr ich einfach dorthin und schaute. Und blieb. Rückblickend kann ich sagen, von meinen 4 Nächten auf der Rückreise (1x Auto, 2x Hotel, 1x Camping) war dies die allerbeste. Ich habe mich so wohl gefühlt in meinem kleinen Zelthüttchen, hatte einfach alles was ich brauchte. Ein Zelt mit Bett zum Schlafen, eine Küche mit Kocher und Kühlschrank, eine Terrasse, wo ich sitzen und essen konnte, und das alles direkt am schönen Fluss. Dazu ein mittelalterliches Städtchen, in das ich laufen konnte und kostenfreie Kanus. Hier wäre ich gerne ein paar Tage geblieben, aber ich hatte mich gerade mit meiner Familie verabredet für Montag. Wenn ich länger bleibe treffe ich meine Enkelin nicht mehr an.

 

Hotelbuchung

Es gibt genügend Hotels in Marokko, Sie brauchen keine Angst zu haben, nachts auf einer Bank schlafen zu müssen. Seit es booking.com gibt buchen immer mehr Reisende ihre komplette Tour schon vorher. Ich kann davon nur abraten. Marokko ist wunderschönes Land, ein Land voller Abenteuer, und gerade Menschen, die noch nie vorher da waren, wissen nicht genau, was sie erwartet. Es kommt oft vor, dass man zu einem Ort kommt, durch den man eigentlich durchreisen wollte, keinen Aufenthalt geplant hat, der aber so schön ist, dass man gerne bleiben möchte. Oder Sie haben nur eine Nacht geplant, treffen aber so nette Leute, dass Sie noch bleiben möchten. Diese Möglichkeit hat man nicht mehr, wenn man vorher schon alles komplett bucht. Lassen Sie sich einfach die Freiheit, Ihre Reise jederzeit ändern zu können.

Das nächste Problem ist das Hotel selbst. Ja, in booking.com sind schöne Hotels, es sind aber auch viele Nicht-Hotels, das heißt Unterkünfte von privaten Anbietern, wo man nicht versichert ist, wenn was passiert, die keine Steuern zahlen. Und keine Mitarbeiter beschäftigen, was etlichen Familien eine Lebensgrundlage gibt. Von daher ist das schon ein wenig ungerecht den offiziell angemeldeten Häusern gegenüber. Aber es kommt noch etwas hinzu. Es sind lange nicht alle Hotels in booking.com vertreten, oft sind gerade die schönsten Unterkünfte, die, die keinerlei Probleme haben, Gäste zu finden, nicht in diesem Buchungssystem vertreten, weil sie ihr Haus auch so voll bekommen. Neulich zum Beispiel war ich in Skoura und ein Reisender meinte, hier gibt es ja nicht viele Hotels. Ich fragte, wieso, hier gibt es sogar sehr viele. Ja, aber in booking ist kaum etwas drin. Das ist genau der Punkt, es hat nicht jeder nötig. Und oft bekommen Sie einen besseren Preis, wenn Sie direkt im Hotel buchen, die sich dann die teuren Provisionen sparen. Oder sogar ein besseres Zimmer, weil man in booking oft nur die schlechteren postet.

Deshalb rate ich dazu, nicht alles vorher bei booking.com zu buchen, reisen Sie, schauen Sie, was Ihnen unterwegs gefällt, es gibt so viele schöne Unterkünfte. Und wenn Sie wirklich nichts finden, dann können Sie am Nachmittag immer noch schnell in das Portal schauen und buchen.

Navigation im Laufe der Zeit

Die Art der Navigation hat sich im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Auf meinen ersten Reisen in den 1980ern benutzte ich Karte und Kompass. Da eine normale Straßenkarte keine Längen- und Breitengradlinien eingetragen hat, haben wir damals TPC-Fliegerkarten im Maßstab 1:500.000 gekauft, eine sehr aufwändige Sache, denn man brauchte gleich fünf davon, um ganz Marokko abzudecken. Und wenn man dann nach diesen Karten fuhr, kam es recht häufig vor dass man sich verfuhr. Was aber gerade bei mir zu sehr interessanten Abenteuern führte, die ich heute noch gerne erzähle.

Um das Jahr 1990 kam eine riesige Neuerung, die wahrscheinlich heute kaum noch jemand kennt: der Bosch-Carpilot. Das kleine Gerät mit Display musste von einer Werkstatt eingebaut werden, da es die Information, wie weit man gefahren ist, von den Rädern her bezog. Dazu gab es eine Antenne außen am Fahrzeug, die mit den Satelliten verbunden war. Man gab die GPS-Punkte seines Ziels ein und bekam immer die direkte Linie bis dorthin angezeigt, Straßenkarten waren darin noch nicht untergebracht. Wenn man dann an eine Kreuzung kam, konnte man anhand der Luftlinie entscheiden, in welche Richtung man abbiegen sollte. Die Fliegerkarten waren immer noch nötig, um sich die Koordinaten des gewünschten Zieles zu suchen. Es gab ja noch nicht mein Reisehandbuch, wo all dies bequem aufgezeichnet war.

Im Jahr 1994 war meine erste Reise mit dem neuartigen Garmin-GPS. Man hatte viel davon gehört unter Saharafahrern, aber es war nicht so einfach erhältlich. Die Firma Därr in München war darauf spezialisiert, Klaus Därr bot damals sogar eine telefonische Beratung an, denn dies war doch recht neu und unbekannt. Aber es war toll. Diese ersten Geräte hatten auch noch keine Karten, auch sie zeigten nur Luftlinie an, aber das war schon wesentlich genauer, der eigene Standpunkt klar zu erkennen.

1992 kam mein erster Reiseführer heraus, damals im Werner Rau Verlag, Stuttgart. Von Koordinaten natürlich noch keine Spur und selbst in der zweiten Auflage 1995 benutzte ich mein nagelneues Garmin-GPS-Gerät noch nur für mich selbst. Doch schon bald war klar, diese Punkte müssen veröffentlicht werden, sie waren gerade zum Finden der Campingplätze sehr wichtig. Denn während vorher fast nur Reisende mit Geländewagen im Land waren, Marokko bestand ja noch zum großen Teil aus Pisten, so ging es Ende der 1990er so richtig los mit den Wohnmobilen. Die Zeitschrift Reisemobil hatte einen Artikel gebracht über Spanien-Überwinterer, die aus Neugierde mal nach Marokko übersetzten und so fuhren nun immer mehr Camper nach Marokko. Und brauchten genaue Informationen über Campingplätze, mein Buch war dort empfohlen. Im Rau Verlag erschien 2002 meine neue Auflage, die endlich die GPS-Koordinaten enthielt. Ich fuhr ja Jahr für Jahr nach Marokko und erhielt neue Informationen, aber der Verlag wollte nicht so häufig neue Auflagen drucken. Also entschied ich damals, auf eigene Kosten eine CD nur mit Campingplätzen zu machen und sie anzubieten. Das kam ganz gut an, aber Herrn Rau war dies überhaupt nicht recht. Die Zusammenarbeit wurde immer schlechter.

Und so gründete ich dann im Jahr 2006 meinen eigenen Verlag und konnte tun und lassen, was ich für richtig hielt. Und natürlich gab es einen gesonderten Campingführer, der zu jedem Campingplatz die GPS-Koordinaten enthielt. Es war dann ziemlich einfach, dorthin zu finden.

Diese ersten GPS-Geräte hatten lediglich eine Antenne, um die Satelliten zu finden, aber kein Kartenmaterial. Das kam erst so langsam und damit die Navigationsgeräte für das Auto. Nun säuselte uns eine nette Stimme ins Ohr wohin wir zu fahren hätten. Die GPS-Punkte waren nicht mehr so wichtig, die Adresse genügte. Natürlich hatten die in Europa gekauften Geräte nur Karten für Europa und nicht für Marokko, die musste man entweder zukaufen oder im Internet kostenlos herunterladen. Es war nicht immer einfach, die auch auf dem Gerät zu installieren, häufig brauchte man Hilfe.

Google-Maps

Noch bis 2019 nutzte ich dieses System. Erfolgreich. Doch dann kam Corona und Marokko war geschlossen für uns Reisende. Zwar konnte man schon 2022 wieder hinein, aber der Schock hielt noch viele davon ab, auch mich. Erst 2023 kam ich nach vier Jahren wieder ins Land, schaltete mein Garmin-Navi mit der uralten Karte ein und war überhaupt nicht mehr zufrieden. Eine neue Entwicklung hat die Navigation mal wieder komplett umgewälzt. Google-Maps! Und die kommen völlig ohne Koordinaten aus, brauchen aber eine Anschrift oder den Namen eines Hotels oder Campingplatzes oder Sehenswürdigkeit. Für den Besitzer ist es also wichtig, dass er selbst dafür sorgt, dass sein Unternehmen in Google-Maps steht.

Ich war ziemlich überrascht. Natürlich ist es 2023 nicht einfach so explodiert, aber wegen Corona war ich kaum Auto gefahren, hatte es aber natürlich mit dem Fahrrad genutzt. Google-Maps kann zwar spezielle Fahrradwege aufzeigen, aber die sind nicht immer gut, in Wiesbaden z.B. führt es mich zu einer 20 Stufen hohen Treppe. Aber für Autos ist Google-Maps richtig gut. Es hat ganz aktuelle Informationen, vor allem auch über Baustellen, und zeigt immer den schnellsten Weg. Zumindest in Europa. Ist aber auch in Marokko um Längen besser als das alte Straßennavigationsgerät im Auto.

Was Google-Maps natürlich nicht zeigt in Marokko, ist der Straßenzustand und ob ich das mit dem Wohnmobil fahren kann. Und natürlich auch nicht, was es rechts und links der Strecke zu sehen gibt und ob nicht vielleicht die längere Route die schönere Landschaft zeigt. Deshalb ist das gute alte Reisehandbuch immer noch wichtig. Gerade die jungen Menschen reisen heute komplett mit Apps auf dem Smartphone und wissen gar nicht, was alles ihnen an wichtiger und interessanter Information am Wegesrand entgeht.

park4night

Aber auch im Bereich Campingplatz finden hat sich eine neue Entwicklung ergeben, auch hier gibt es nun eine App: park4night. Ich habe sie nun ausführlich getestet. Wie schon bei Google-Maps ist auch diese App eine Konkurrenz für meinen gedruckten Campingführer, keine Frage. Aber sie ist doch anders. Sie ist sehr auf das Parken ausgerichtet, wenn man also irgendwo unterwegs ist, vor allem auch in einer Stadt, kann man sehr gut den nächsten Parkplatz finden. Natürlich sind auch Campingplätze enthalten. Aber nicht alle. Ich denke, wer ein richtiges Buch in der Hand hat ist auch weiterhin sehr gut bedient damit. Die App ist gut, wenn man vor Ort ist und was sucht. Das Buch ist gut für die Planung zuvor. Wo will ich denn heute hin? Man blättert durch und schaut, was einem gefällt. Das ist einfacher, als sich im Internet durchzuklicken.

Fazit: Ich denke Google-Maps und das Reisehandbuch sind weiterhin eine ideale Kombination ebenso wie park4night und mein Campingführer.

Rückfahr-Ticket

Nicht wegen dieser unschönen Erlebnisse, schon auch vorher, hatte ich einfach den Wunsch zurück zu fahren, wieder nach Europa zu kommen. Von da aus wollte ich eine gemütliche Rückreise machen, eventuell noch ein paar Tage in Spanien am Strand verbringen.

Um 13.30 und um 17.30 Uhr sollte eine Fähre gehen für mein offenes Rückreiseticket. Ich hatte vorher Carlos angerufen, ob ich eine Reservierung bräuchte, denn auf dem Ticket stand Rückreise 30.6.2023. Merkwürdig. Aber das Büro sagte, nein, das Ticket ist für ein Jahr gültig, ich solle einfach zum Hafen fahren. Mit Zwischenstopp bei noch einigen Campingmöglichkeiten kam ich um 14.30 Uhr am Hafen an. Am Eingang fragte man nach meinem Ticket, schaute drauf und sagte, das sei für den 30.6. Nein sagte ich, es ist ein offenes Ticket. Man überlegte, verschwand im Büro, telefonierte, dann kam der Mann wieder, freundlich lächelnd und sagte, alles in Ordnung, ich bekäme noch das 13.30 Schiff, es würde in 30 Minuten abfahren? Wie? Es ist doch schon 14.30 Uhr. Aber egal, es kann ja Verspätung haben. Aber bevor er mir das Ticket wieder in die Hand drückte verlangte er ein Trinkgeld. Sehr seltsam. Aber ich dachte, naja, er hat mich noch auf dem Schiff untergebracht und wollte ihm 50 Dirham geben. Nein, er wolle 10 Euro. Habe keine Euro! Schließlich war er mit 100 Dirham zufrieden. Ja, auch eine alte Marokkofahrerin (in jeder Hinsicht) kann noch mal auf so was reinfallen.

Durch Zoll und Polizei war ich schnell, auch durch den Scanner, aber dann, gerade als der Hund mein Fahrzeug beschnüffeln sollte, kam ein starker Gewitterguss. Kann der Hund bei Regen nicht schnüffeln oder wollte der Polizist nicht raus ins Nasse, wer weiß. Ich kam also dann tatsächlich 30 Minuten später zur Ablegestelle, von einem Schiff keine Spur. Dafür ein Schweizer Wohnmobil. Ich fragte die Leute, wie lange sie schon da seien, eine Dreiviertelstunde, und auch sie hatten das Schiff nicht gesehen. Was für komische Methoden da am Eingang, die lassen sich immer was Neues einfallen. Ich machte mir zunächst Sorgen, ob ich mit dem nächsten Schiff mitkomme, wo doch auf meinem Ticket 13.30 Uhr stand, aber ein Mitarbeiter versicherte mir, kein Problem. Und das Schiff war dann tatsächlich auch ziemlich leer. Worauf ich dort dann ganz gemütlich mein Büro aufbaute und so schon einiges erledigen konnte.

Und nur mal so zur Info, weil kürzlich danach gefragt wurde. Auf marokkanischer Seite gibt es keinen „Carlos“, also ein Büro, das man so richtig empfehlen kann. Doch kann man bei Carlos auch per Email für die Rückreise buchen, wenn man noch kein Ticket hat:

ticket.gutierrez@telefonica.net

Campingerlebnisse in Ouezzane

Der Tag fing an mit einem Besuch auf dem Camping Zerhoun Bellevue. Ich traf zwei deutsche Mopedfahrer, wir unterhielten uns und ich bot an, sie mitzunehmen nach Volubilis. Sie machten sich kurz fertig und ich unterhielt mich mit dem Betreiber, der schönes Olivenöl zum Verkauf anbot. Ich sah, dass ich noch drei 100-Dirham Scheine einstecken hatte, gab ihm einen und erhielt 20 DH zurück, blieben also noch 220 DH.

Wir fuhren nach Volubilis, ich setzte die beiden ab, und fuhr weiter zu dem kleinen Restaurant A l‘ombre des Oliviers, wo ich mich zum Essen verabredet hatte. Es war so witzig, am Tag zuvor schrieb Gerhard mich an, er sei gerade in Fes eingetroffen und würde gerne meine Bücher als PDF haben. Ich antwortete, ich sei in Meknes und es wäre doch viel besser, sie als Buch zu bekommen. Gesagt, getan, deshalb die Verabredung bei Volubilis. Wir haben eine schöne Zeit verbracht, Gerhard gab mir 450 DH und damit waren es 670 DH in meinem Geldbeutel. Wird noch wichtig. Das Essen hat Gerhard bezahlt, nicht ich.

Camping Panorama

Meine nächste Station war der Camping Panorama hoch auf den Bergen bei Ouezzane. Ich hatte den Platz vor etwa 6 Jahren besucht und ich schrieb im Campingführer:

Mohammed, der gut deutsch spricht, hat inmitten seines großen Obstgartens mit Weintrauben, Aprikosen, Feigen und Oliven begonnen, einen Campingplatz herzurichten. Noch ist viel zu tun. Die Flächen sind weder eben noch weisen sie einen festen Untergrund auf, aber jeder Platz hat ein Wasserbecken und Stromanschluss.

Nun sind ja sechs Jahre vergangen und ich war gespannt, was er in diesen Jahren alles erreicht hat. Man könnte es in einem Wort sagen: Nichts! Die von mir angeführten Wasserbecken waren nicht mehr vorhanden, viel schlimmer, sie waren zerschlagen worden und man hat die Brocken einfach liegen lassen. Mohammed sagte, die Touristikkommission wäre da gewesen, hätte die Wasserbecken zerstört, weil sie nicht auf einen Campingplatz gehörten. Es sah alles ziemlich unordentlich und schmuddelig aus, doch Mohammed erzählte stolz, wieviele deutsche Camper er hat, die durch mein Buch gekommen seien und sogar einige Tage blieben. Ein Franzose, der auch länger da war, fragte nach einer Waschmaschine, was Mohammed verneinte, und zwei Tage nach seiner Abreise kam ein LKW den Berg hinauf gekrochen und lieferte die Waschmaschine, die der freundliche Camper spendiert hatte. Schon da muss ich sagen, mir erschließt sich der Charme des Platzes nicht ganz, der zu solchen Taten führt.

Aber wir waren noch nicht fertig mit der Besichtigung. Stolz sagte er mir, dass er jetzt auch in booking.com sei. Dort wäre es aber Bedingung, dass er mindestens zwei Zimmer anbietet, worauf er auf der Dachterrasse noch eins gebaut habe. Wir stiegen hinauf. Ich war geschockt. Eine Tür führte zunächst in die Küche. So viel Unordnung und Schmutz sieht man selten in einer Küche. Von dort ging es in das berühmte booking.com Gästezimmer, das aber noch nicht ganz fertig sei. Oje, ein neuer Schock. Es war eine Kammer voller Gerümpel, doch nicht nur Gerümpel, auch originalverpackte neue Dinge standen da. Einmal die Waschmaschine. Abgestellt, nicht angeschlossen. Ein Kühlschrank. Ein Fax. Mehrere Fernseher, im Karton. Es wird von jedem Touristikunternehmen verlangt, dass es eine Kameraüberwachung gibt. Die war da. Originalverpackt. Der Computer auch.

Schäfchen zählen

Nun hätte ich gedacht, schlimmer kann es nicht mehr kommen, doch hatte ich mich geirrt. Im Erdgeschoss des Hauses sind einerseits die Sanitäranlagen, immer noch so primitiv und schmutzig wie vorher, doch jetzt mit Warmwasser, das ich auch nachprüfen sollte. Das war aber wirklich die einzige vorhandene Verbesserung. Aber, was viel, viel schlimmer war. Es stank erbärmlich im Haus, so ätzend, dass ich sofort Kopfschmerzen bekam. In diesem Erdgeschoss ist ein Salon, wo die Tochter vor dem Fernseher saß. Aber davor war eine abgeteilte Ecke und das war der Schafstall! Also mitten im Wohnbereich. Es hat unglaublich gestunken, wie ein Mensch das aushalten kann.

Mohammed erzählte den Hintergrund. Er habe drei Schafe gekauft, damit sie die Stellflächen schön abfressen. Diese Schafe hat er nachts auf der Dachterrasse untergebracht, also vor dem booking.com Zimmer. Das hat es aber heftig geregnet und seitdem sind die Schafe quasi im Wohnzimmer.

Ich versuchte, so schnell wie möglich weg zu kommen, Mohammed versuchte mit allen Mitteln, mich dazubehalten. Er wolle ein Tajine kochen, ich könnte auch da schlafen, man könnte ganz schnell ein Zimmer sauber machen. Nein, nur weg, mein Kopf platzte bald und der ätzende Gestank war noch länger in meiner Nase. Der Hammer ist übrigens, dass er ein Schweinegeld für seinen naturnahen Campingplatzt verlangt. Der französische Campingführer – Kollege sei dagewesen, völlig begeistert und meinte, da müsse er doch mehr verlangen. Es kostet pro Person 40 DH plus Wohnmobil 60 DH, Strom und Dusche extra. Ich frage mich, was er anderen über meinen Besuch und mein Urteil so alles erzählt. Der Schock saß so tief, dass ich nicht ein einziges Foto gemacht habe.

Motel Rif

Da gehe ich doch lieber zum Motel Rif, das ich schon lange kenne und in dem ich mich immer wohl gefühlt habe. Die Motelzimmer liegen um einen Pool mit grüner Wiese, sind natürlich alt und heruntergekommen, aber ich brauche ja nicht immer Luxus. Die Überraschung war jedoch der neue, sehr große Pool. Dort kann man direkt am Pool mit seinem Wohnmobil stehen, ich habe die Fotos aus der Saison gesehen, also wirklich ganz toll. Und die Gebühr auf jeden Fall billiger als im Panorama. Am Morgen können sich die Camper im Restaurant Brot und Crepe abholen und das ist reichlich. Diesen Platz kann ich auf jeden Fall empfehlen, obwohl man inzwischen viel mit Reisegruppen arbeitet, die kommen, um im Restaurant zu essen. Aber der Campingbereich ist etwas entfernt und es stört nicht.

Ich bekam ein Zimmer, konnte den Wagen direkt davor parken und war zufrieden. Am Abend spazierte ich oft herum, wollte schöne Fotos machen, traf nette Deutsche und unterhielt mich. Das Zimmer schloss ich dabei nicht ab. Ich habe in Marokko immer gute Erfahrungen gemacht, niemand stiehlt etwas. Als ich zum Essen ging schloss ich aber ab. Am Morgen dann Frühstück und als ich zurück kam stand die Tür etwas offen. Es muss nicht unbedingt etwas heißen, sie schließt manchmal schlecht, aber sicherheitshalber sah ich in meine Tasche, die auf der Kommode stand. Die war da, das Portemonnaie auch, aber alle Dirhamscheine weg, wie oben gesagt 670 DH.

Natürlich habe ich das sofort gemeldet und damit war die Stimmung im Eimer. Der Chef meinte zunächst, es gäbe ja Kameras, die Polizei würde das überprüfen, aber dann meinte er etwas anzüglich, wenn man niemand darauf sieht, der in mein Zimmer geht, könnte es gefährlich für mich werden. Gefährlich für mich? Wieso? Naja, dann hätte ich gelogen und das gäbe Probleme. Das Gespräch ging noch weiter und es waren so einige Unklarheiten darin. Ob und wer denn nun die Filme prüft, er verstrickte sich in Widersprüche, ein Polizist stieg gerade in sein Auto und er meinte, der würde nun die Filme mitnehmen.

Zufällig rief da Thomas an, der gute Thomas Friedrich, der seit Jahren in Marokko wohnt und die Verhältnisse gut kennt. Er deckte so manche Widersprüche auf und meinte, am besten ginge ich zum Kommissariat, um den Fall aufzuklären. Der Chef sah mich telefonieren, wusste natürlich nicht mit wem, und ich sprach ihn auf einige Punkte an, die Thomas aufgefallen waren. Natürlich hatte der Polizist die Filme nicht, er war Gast, hatte in dem Zimmer nebenan übernachtet. Ich wollte dann wissen, ob denn nun schon jemand nach den Filmen schaut, er meinte dann, der Computermann käme bald, um das zu tun. Ich meinte, Zitat Thomas, dann wäre es vielleicht sinnvoll, zum Kommissariat zu gehen. Da zog er 600 Dirham aus der Tasche und meinte, ich könne nun fahren.

Was ich tat.