Campingerlebnisse in Ouezzane

Der Tag fing an mit einem Besuch auf dem Camping Zerhoun Bellevue. Ich traf zwei deutsche Mopedfahrer, wir unterhielten uns und ich bot an, sie mitzunehmen nach Volubilis. Sie machten sich kurz fertig und ich unterhielt mich mit dem Betreiber, der schönes Olivenöl zum Verkauf anbot. Ich sah, dass ich noch drei 100-Dirham Scheine einstecken hatte, gab ihm einen und erhielt 20 DH zurück, blieben also noch 220 DH.

Wir fuhren nach Volubilis, ich setzte die beiden ab, und fuhr weiter zu dem kleinen Restaurant A l‘ombre des Oliviers, wo ich mich zum Essen verabredet hatte. Es war so witzig, am Tag zuvor schrieb Gerhard mich an, er sei gerade in Fes eingetroffen und würde gerne meine Bücher als PDF haben. Ich antwortete, ich sei in Meknes und es wäre doch viel besser, sie als Buch zu bekommen. Gesagt, getan, deshalb die Verabredung bei Volubilis. Wir haben eine schöne Zeit verbracht, Gerhard gab mir 450 DH und damit waren es 670 DH in meinem Geldbeutel. Wird noch wichtig. Das Essen hat Gerhard bezahlt, nicht ich.

Camping Panorama

Meine nächste Station war der Camping Panorama hoch auf den Bergen bei Ouezzane. Ich hatte den Platz vor etwa 6 Jahren besucht und ich schrieb im Campingführer:

Mohammed, der gut deutsch spricht, hat inmitten seines großen Obstgartens mit Weintrauben, Aprikosen, Feigen und Oliven begonnen, einen Campingplatz herzurichten. Noch ist viel zu tun. Die Flächen sind weder eben noch weisen sie einen festen Untergrund auf, aber jeder Platz hat ein Wasserbecken und Stromanschluss.

Nun sind ja sechs Jahre vergangen und ich war gespannt, was er in diesen Jahren alles erreicht hat. Man könnte es in einem Wort sagen: Nichts! Die von mir angeführten Wasserbecken waren nicht mehr vorhanden, viel schlimmer, sie waren zerschlagen worden und man hat die Brocken einfach liegen lassen. Mohammed sagte, die Touristikkommission wäre da gewesen, hätte die Wasserbecken zerstört, weil sie nicht auf einen Campingplatz gehörten. Es sah alles ziemlich unordentlich und schmuddelig aus, doch Mohammed erzählte stolz, wieviele deutsche Camper er hat, die durch mein Buch gekommen seien und sogar einige Tage blieben. Ein Franzose, der auch länger da war, fragte nach einer Waschmaschine, was Mohammed verneinte, und zwei Tage nach seiner Abreise kam ein LKW den Berg hinauf gekrochen und lieferte die Waschmaschine, die der freundliche Camper spendiert hatte. Schon da muss ich sagen, mir erschließt sich der Charme des Platzes nicht ganz, der zu solchen Taten führt.

Aber wir waren noch nicht fertig mit der Besichtigung. Stolz sagte er mir, dass er jetzt auch in booking.com sei. Dort wäre es aber Bedingung, dass er mindestens zwei Zimmer anbietet, worauf er auf der Dachterrasse noch eins gebaut habe. Wir stiegen hinauf. Ich war geschockt. Eine Tür führte zunächst in die Küche. So viel Unordnung und Schmutz sieht man selten in einer Küche. Von dort ging es in das berühmte booking.com Gästezimmer, das aber noch nicht ganz fertig sei. Oje, ein neuer Schock. Es war eine Kammer voller Gerümpel, doch nicht nur Gerümpel, auch originalverpackte neue Dinge standen da. Einmal die Waschmaschine. Abgestellt, nicht angeschlossen. Ein Kühlschrank. Ein Fax. Mehrere Fernseher, im Karton. Es wird von jedem Touristikunternehmen verlangt, dass es eine Kameraüberwachung gibt. Die war da. Originalverpackt. Der Computer auch.

Schäfchen zählen

Nun hätte ich gedacht, schlimmer kann es nicht mehr kommen, doch hatte ich mich geirrt. Im Erdgeschoss des Hauses sind einerseits die Sanitäranlagen, immer noch so primitiv und schmutzig wie vorher, doch jetzt mit Warmwasser, das ich auch nachprüfen sollte. Das war aber wirklich die einzige vorhandene Verbesserung. Aber, was viel, viel schlimmer war. Es stank erbärmlich im Haus, so ätzend, dass ich sofort Kopfschmerzen bekam. In diesem Erdgeschoss ist ein Salon, wo die Tochter vor dem Fernseher saß. Aber davor war eine abgeteilte Ecke und das war der Schafstall! Also mitten im Wohnbereich. Es hat unglaublich gestunken, wie ein Mensch das aushalten kann.

Mohammed erzählte den Hintergrund. Er habe drei Schafe gekauft, damit sie die Stellflächen schön abfressen. Diese Schafe hat er nachts auf der Dachterrasse untergebracht, also vor dem booking.com Zimmer. Das hat es aber heftig geregnet und seitdem sind die Schafe quasi im Wohnzimmer.

Ich versuchte, so schnell wie möglich weg zu kommen, Mohammed versuchte mit allen Mitteln, mich dazubehalten. Er wolle ein Tajine kochen, ich könnte auch da schlafen, man könnte ganz schnell ein Zimmer sauber machen. Nein, nur weg, mein Kopf platzte bald und der ätzende Gestank war noch länger in meiner Nase. Der Hammer ist übrigens, dass er ein Schweinegeld für seinen naturnahen Campingplatzt verlangt. Der französische Campingführer – Kollege sei dagewesen, völlig begeistert und meinte, da müsse er doch mehr verlangen. Es kostet pro Person 40 DH plus Wohnmobil 60 DH, Strom und Dusche extra. Ich frage mich, was er anderen über meinen Besuch und mein Urteil so alles erzählt. Der Schock saß so tief, dass ich nicht ein einziges Foto gemacht habe.

Motel Rif

Da gehe ich doch lieber zum Motel Rif, das ich schon lange kenne und in dem ich mich immer wohl gefühlt habe. Die Motelzimmer liegen um einen Pool mit grüner Wiese, sind natürlich alt und heruntergekommen, aber ich brauche ja nicht immer Luxus. Die Überraschung war jedoch der neue, sehr große Pool. Dort kann man direkt am Pool mit seinem Wohnmobil stehen, ich habe die Fotos aus der Saison gesehen, also wirklich ganz toll. Und die Gebühr auf jeden Fall billiger als im Panorama. Am Morgen können sich die Camper im Restaurant Brot und Crepe abholen und das ist reichlich. Diesen Platz kann ich auf jeden Fall empfehlen, obwohl man inzwischen viel mit Reisegruppen arbeitet, die kommen, um im Restaurant zu essen. Aber der Campingbereich ist etwas entfernt und es stört nicht.

Ich bekam ein Zimmer, konnte den Wagen direkt davor parken und war zufrieden. Am Abend spazierte ich oft herum, wollte schöne Fotos machen, traf nette Deutsche und unterhielt mich. Das Zimmer schloss ich dabei nicht ab. Ich habe in Marokko immer gute Erfahrungen gemacht, niemand stiehlt etwas. Als ich zum Essen ging schloss ich aber ab. Am Morgen dann Frühstück und als ich zurück kam stand die Tür etwas offen. Es muss nicht unbedingt etwas heißen, sie schließt manchmal schlecht, aber sicherheitshalber sah ich in meine Tasche, die auf der Kommode stand. Die war da, das Portemonnaie auch, aber alle Dirhamscheine weg, wie oben gesagt 670 DH.

Natürlich habe ich das sofort gemeldet und damit war die Stimmung im Eimer. Der Chef meinte zunächst, es gäbe ja Kameras, die Polizei würde das überprüfen, aber dann meinte er etwas anzüglich, wenn man niemand darauf sieht, der in mein Zimmer geht, könnte es gefährlich für mich werden. Gefährlich für mich? Wieso? Naja, dann hätte ich gelogen und das gäbe Probleme. Das Gespräch ging noch weiter und es waren so einige Unklarheiten darin. Ob und wer denn nun die Filme prüft, er verstrickte sich in Widersprüche, ein Polizist stieg gerade in sein Auto und er meinte, der würde nun die Filme mitnehmen.

Zufällig rief da Thomas an, der gute Thomas Friedrich, der seit Jahren in Marokko wohnt und die Verhältnisse gut kennt. Er deckte so manche Widersprüche auf und meinte, am besten ginge ich zum Kommissariat, um den Fall aufzuklären. Der Chef sah mich telefonieren, wusste natürlich nicht mit wem, und ich sprach ihn auf einige Punkte an, die Thomas aufgefallen waren. Natürlich hatte der Polizist die Filme nicht, er war Gast, hatte in dem Zimmer nebenan übernachtet. Ich wollte dann wissen, ob denn nun schon jemand nach den Filmen schaut, er meinte dann, der Computermann käme bald, um das zu tun. Ich meinte, Zitat Thomas, dann wäre es vielleicht sinnvoll, zum Kommissariat zu gehen. Da zog er 600 Dirham aus der Tasche und meinte, ich könne nun fahren.

Was ich tat.