Sanford

In Deutschland habe ich es nicht mehr geschafft, die Grippeschutzimpfung zu bekommen. Deshalb wollte ich das in Florida nachholen. Meine Walgreen Apotheke, die mir auch die Coronaimpfung gemacht hat, verlangte 35 $. Doch dann sah ich im TV die Ankündigung, dass an einigen Orten kostenlose Impfungen stattfinden für alle die Unversicherten, und heute sollte eine in Sanford sein. Sanford ist etwa 55 km entfernt und nur zum Impfen wäre es etwas umständlich. Aber ich kann das gut mit anderen Dingen verknüpfen, gibt es doch dort zum Beispiel auch schöne Biketrails.

Flu Shot

Zunächst ging es also zum Bike Shop Pedal Driven im Zentrum. Ab und zu hat man mir dort einige wenige Exemplare meines Fahrradführers abgekauft, aber so richtig gut ging es dort nicht. Ich zeigte mein Buch und man rief den Chef an, es gab einen Besitzerwechsel. Der war durchaus interessiert, wollte das Buch aber zunächst sehen. Daraufhin kaufte mir der Mitarbeiter sofort eins ab, er war ganz geil darauf und ich gab meine Telefonnummer. Mal sehen, ob ich angerufen werde. Dann machte ich mich auf die Suche nach dem Centra Care, wo die Impfung ab 14 Uhr stattfinden sollte. Und tatsächlich, viele Zelte waren aufgebaut, noch einige Minuten vor 14 Uhr, aber ich kam sofort dran. Musste nur einen Zettel auffüllen mit Name und Geburtsdatum und schon war die Spritze im Arm. Das ging fix.

Cross Seminole Trail

Direkt hinter der Impfstation begann ein Biketrail, da es der Rinehart Boulevard ist, dachte ich, es ist der Rinehart Trail aus meinem Buch. Erst nach einigen Kilometern, bei denen ich absolut nichts wiedererkannte, stellte ich fest, anhand der wirklich deutlichen Beschilderung, dass ich auf dem Cross Seminole Trail unterwegs bin. Schon wichtig, wenn ich darüber etwas schreiben will. Ich konnte also sehr gute Infos bekommen und machte mich auf den Rückweg. Allerdings ging es zunächst in die Mall, denn Sanford hat riesige Einkaufszentren. Dort allerdings tote Hose, absolut nichts los. Trotzdem fand ich in meinem Lieblingsladen Ross wieder etwas schönes.

Nun sollte es aber heim gehen, ich war müde und hungrig. Rad wieder aufs Auto gepackt und ab auf die Autobahn I4. Doch dort war Stau. Ich also raus. Und mich geärgert. Denn erstes konnte ich gerade noch sehen, dass sich der Stau auflöste und zweitens waren es mehr Kilometer über die Landstraße. Sauer. Ich fuhr am schönen Lake Monroe in Sanford vorbei und stoppte erst mal an einer Bank, in der Fahrradtasche hatte ich noch ein kleines Stärkungsmüsli. Den Nerven ging es nun besser und ich hörte in der Ferne Musik. Das muss ich ergründen. Und stellte fest, dass sich etliche Jugend-Musikgruppen aufgestellt hatten zu einer Parade. Startpunkt war genau der Moment wo ich eintraf. Danke für die Umleitung, das passt. Eine Menge junger Leute, eine Menge Zuschauer am Straßenrand, aber was ist nur los. Keine Faschingsparade im Oktober, kein Unabhängigkeitstag und auch kein Weihnachten. Also fragte ich die Umstehenden: Homecoming!

Gut, den Begriff habe ich schon gehört. Aber wirklich etwas darunter vorstellen kann ich mir nicht. Was sagt Mr. Google?

Homecoming

Homecoming ist eine jährliche Tradition an Universitäten, High Schools und Colleges in den USA, wenn das Footballteam der Schule nach 2 oder 3 Auswärtsspielen zum ersten mal wieder ein Heimspiel hat. Das ist meistens nach ein paar Wochen Saison im Oktober. Der Homecoming Ball ist normalerweise gleich nach dem Spiel in der Sporthalle oder am nächsten Tag. Bei diesem festlichen Anlass wird üblicherweise im späten September oder Anfang Oktober zu Ehren ehemaliger Schüler und Universitätsangehöriger ein Bankett oder ein Football-, Basketball- oder Eishockeyspiel oder ähnliches ausgerichtet. Anders als Prom und Senior Ball ist Homecoming Ball für alle Jahrgangsstufen, man sieht also auch viele Freshmen. Oft wird auch eine Parade durch die Straßen der Stadt abgehalten und ein Ball veranstaltet, als dessen Höhepunkt eine Homecoming Queen, eine Ballkönigin (und oft auch ein Homecoming King) gekrönt wird, sei es aufgrund von Beliebtheit, Schönheit oder Verdiensten um die Schule.

Und so komme ich also zum ersten mal in meiner USA-Zeit in den Genuss, eine solche Parade zu sehen. Musikkapellen spielen, die Cheerleader tanzen und die Queens und Kings der einzelnen Schulen werden in wunderschönen Cabrios dazwischen gefahren, Bonbons werden geworfen. Die ganze Parade in Sanford ist gerade mal 1.000 m lang, denn im Zentrum, vor dem berühmten deutschen Restaurant Hollerbach, steigen alle schon wieder aus. Die Musik geht aber weiter, es ist richtig was los.

Was ist das doch wieder ein schöner Tag, so richtig rundum gelungen. So etwas kann ich in Taunusstein nicht erleben.

Und hier die Parade: