Save Food

Oh, was habe ich gerade so gut gegessen. Es gab Lachs auf Rahmporree und Penne, mit Käse überbacken. Zum Nachtisch dann ein schönes Stück Obsttorte. Einfach köstlich. Und nichts davon habe ich selbst gekauft und bezahlt, alles sind gerettete Lebensmittel.

Wenn ich das im Bekanntenkreis erzähle ist jeder sehr erstaunt. Aber du bist doch nicht Hartz 4 oder so. Stimmt. Hier geht es nicht um die Überlebensversorgung von armen Menschen, sondern um das Retten von Lebensmitteln. Ich habe es durch Zufall entdeckt und es macht total Spaß. Geht so:

Man braucht einen Mittelmann. Hier in Taunusstein ist das ein sehr aktives Paar, die sich unglaublich engagieren. Sie haben selbst nicht viel Geld, aber fahren jede Woche viele Kilometer, um Lebensmittel in Geschäften und Restaurants abzuholen, die kurz vor dem MHD sind. Die werden dann an eine Gruppe von Interessenten verteilt. Die Grundbedingung war ursprünglich nicht, dass es um Menschen gehen muss, die nicht genug Geld zum Leben haben. Es ging darum, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu bewahren. Und wenn man erst einmal hinter die Kulissen schaut, ist man wirklich total erstaunt. Neulich fuhr ich mit zum Abholen. Eine Bäckerei schießt Samstags um 13.30 Uhr. Unser Abholtermin war 13.20 Uhr. Wir kamen hin, die Regale in der Bäckerei waren noch ziemlich voll. Brot, Brötchen, Kuchen, sogar belegte Brötchen. Alles wurde eingepackt und ins Auto verladen.

Samstagabends ist dann der Termin zum Verteilen. Wir treffen uns auf einem Parkplatz. Alles übrigens völlig legal und mit der Ordungsbehörde abgesprochen. Während vorher es völlig unerheblich war, wer genau diese Lebensmittel bekommt, es ging ja ums Retten, so kommen nun immer mehr Menschen, die von der wachsenden Inflation erschlagen werden. Oder auch zum Beispiel die Nachbarsfamilie, um die ich mich kümmere. Sie kamen im Juni aus der Ukraine und haben 3 Kinder. Sie können wirklich jedes Teil gebrauchen, das es hier gibt.

Bewundern muss man die Helfer, die viele Kilometer fahren, um diese Lebensmittel abzuholen, und auch die viele Zeit, die sie investieren. Deshalb gibt es bei den gestiegenen Spritpreisen nun auch die Ansage, dass jeder ein paar Euro für Benzin an die Abholer gibt. Aber das kommt spielend wieder rein bei den vielen schönen Sachen, die hier verteilt werden.

Ich habe auch mal gefragt, warum diese Lebensmittel nicht an die Tafel gingen. Die Antwort war sehr leicht zu verstehen. Die Tafel hat nur bestimmte Tage zur Abholung, nicht am Wochenende. Und wenn also am Samstag die Bäckerei ihre nicht verkauften Waren abgibt, so müssten die bei der Tafel bis zum Montag liegen. Die können einfach nicht so flexibel sein wie die privaten Abholer. Und die haben dann jeweils einen kleinen Kreis von Menschen, die davon profitieren. Natürlich kommt immer die Tafel an erster Stelle. Aber die privaten nehmen dann Lebensmittel, die die Tafel nicht brauchen oder zeitlich nicht abholen kann.

Es hat mir echt weh getan in der Bäckerei, zu sehen, wie viele Backwaren dort am Samstag übrig waren. Ich bin sehr froh, dass es diese Initiative gibt und das Ganze nicht im Abfall oder bei den Schweinen landet.

Und wenn ihr mitmachen wollt könnt ihr euch hier informieren:

https://foodsharing.de/

Den heutigen Lachs habe ich nicht fotografiert, aber dies ist eine „gerettete Lauchtorte“. Es ist einfach inspirierend, irgendetwas zu retten und sich dann etwas leckeres einfallen zu lassen, was man daraus zubereiteten kann.