Der Wetterbericht kündigte für heute Regen an. So gegen 11 Uhr würde es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit regnen. Im Landesinnern war die Prozentzahl etwas niedriger. Heute ist Samstag und es gibt etliche Möglichkeiten, was Schönes zu tun, die meisten im Freien. Zu Hause kann ich arbeiten, hab immer genug zu tun, aber schön ist das ja nicht gerade. Was also? Es war ganz klar, wohin mich mein Herz zog. Zu dem Seminole-Wekiwa Trail. Er wurde mir schon lange empfohlen, ist aber 70 km weit weg. Bleibt es trocken?
Trails haben wir ja auch in der Nähe genug, aber dieser ist eben etwas Besonderes. Paint the Trail ist das Motto. Hier der Hintergrund:
Jeff Sonksen ist der Maler hinter den Promi-Porträts entlang des Seminole Wekiva Trail. Mehr als eineinhalb Jahre nachdem Sonksen mit dem Titel „Paint the Trail“ begonnen hatte, erstreckt sich das ständig wachsende Wandprojekt in Longwood nun über eine halbe Meile und umfasst fast 500 Gemälde. „Ich habe jetzt alle möglichen verrückten Charaktere da draußen“, sagte er. Zu diesen „verrückten Charakteren“ gehören: Die Ghostbusters, Gene Simmons von KISS , Michael J. Fox , die Besetzung von „Lost“, Morrissey, David Bowie, Ronald Reagan, Catwoman, James Brown, Nelson Mandela und viele, viele mehr.
Sonksen begann im Jahr 2012 am Zaun vor dem Haus seiner Eltern Popkultur-Wandgemälde anzubringen. Obwohl Sonksen für den Trail bekannt geworden ist, hat er immer noch keinen Weg gefunden, das Projekt zu finanzieren. Sonksen schätzt, dass er mehr als 15.000 Dollar für Paint the Trail ausgibt.
„Ich bezahle das selbst“, sagte Sonksen, der hofft, eines Tages Sponsoren für die Gemälde zu finden. „Da es von mir finanziert wird, kann ich nur so viel tun.“ Er hält die Kosten niedrig, indem er gespendete Zäune verwendet, und er verwendet ausrangierte Farbe, die von einer nahegelegenen Müllumladestation kommt. Sonksen nennt es eloquent „Dump Paint“. Es gibt jedoch andere Kosten, einschließlich Schrauben, Klarlack, um die Gemälde und das Holz zu schützen. Die meisten Promi-Wandbilder sind Vorschläge von seiner Paint the Trail-Facebook- Seite. Er hat auch begonnen, Denkmäler für die kürzlich verstorbenen und gefallenen Veteranen zu malen. Da der Pfad weiter wächst, hofft Sonksen, dass andere einheimische Künstler beginnen, ihre Arbeit dem Projekt hinzuzufügen. Sonksen betrachtet Paint the Trail nicht als seinen persönlichen Ort, um seine Arbeit zu präsentieren. „Es ist für alle offen“, sagte er. „Es ist keine Kunstshow … niemand beurteilt es.“ Wie lange wird Sonksen dem Weg also noch hinzufügen? Fünf Meilen, sagte er „Das wird es genau dort beweisen … ich bin verrückt.“
Das wollte ich also endlich selbst sehen. Wie immer genügen mir die Infos, die das Web hergibt, nicht. Es ist zu ungenau. Ich wusste nicht so recht, wo genau ich anfangen sollte. Schließlich entschied ich mich für den Jones Trailhead. Ein Parkplatz entlang des Trail, kein WC, aber mit einer Reparaturstation. Kurze Unterhaltung mit einem Biker und es war klar, in welche Richtung ich fahren musste. Nach nur wenigen 100 Metern fand ich die ersten Gemälde. Der Pfad führt durch eine Villengegend, wunderschöne Häuser umgeben von großen Grundstücken. Also, wenn ich mit dem gleichen Beruf, den ich in Deutschland hatte, in der gleichen Einkommensgruppe, in Florida gelebt hätte, ich hätte auch ganz anders gewohnt. Die Möglichkeiten sind hier ganz anders, es ist so viel einfacher, sein eigenes Haus zu haben. In einer wunderschönen Gegend. Alle diese Häuser sind von einem sogenannten „Privacy Fence“ eingezäunt, einem leichten Holzlattenzaun, der weitgehend den Einblick verhindert. Und eben an diesen Zäumen sind die inzwischen etwa 500 Kunstwerke. Ich kenne die Künstler nicht, aber was ich so sehe ist grandios. Eine Kunstgalerie mit 500 Werken bei freiem Eintritt, brauchst nur dein Fahrrad.
Ich fahre immer weiter und komme zum Ende des Trails. Umkehren. Das kommt mir gelegen. Noch immer scheint die Sonne, aber irgendwann soll es ja regnen. Ich komme trocken zurück zum Jones Trailhead, lege eine Pause mit Snack ein. Und entschließe mich, den Trail auch in der anderen Richtung noch weiter zu fahren. Bin einfach neugierig, denke, irgendwann ein Buch über Trails in Central Florida zu veröffentlichen und möchte wissen wie es weiter geht. Hatte mir vorgenommen, einen anderen Tag wieder zu kommen und den Trail nach Norden zu fahren.
Ich fahre also diesen Trail bis zum Lake Mary Boulevard. Dort ist ein Shoppingcenter mit schönen Restaurants, das Panera hat sogar einen Bike-Parkplatz. Also parke ich, esse eine Kleinigkeit und fahre zurück. Im Auto schaue ich nach, finde den Wekiwa State Park in der Nähe und will hin. Kurz vorher jedoch sehe ich ein Trail Crossing, also meine Straße kreuzt einen Biketrail. Ich weiß zunächst nicht wo ich bin, parke, packe mein Bike aus und fahre den Pfad weiter. Nicht lange und ich komme zum Markham Trailhead. Ein Parkplatz ziemlich am Anfang des Seminole-Wekiwa Trails. Einfach nur super. Ein Haus mit WC für Männlein und Weiblein, Trinkwasser, Fahrrad-Reparaturstation und eine Fahrradwaschanlage! Also, das schafft mich. Das habe ich noch nie gesehen. Auch ein Mountainbike-Kurs ist hier. Was Florida für die Fahrradfahrer tut ist einfach grandios. Da kann sich Deutschland eine dicke Scheibe abschneiden. Und kurz danach komme ich dann tatsächlich zum Ende des Trails am Wekiwa River. Habe also alles an einem Tag erkundet und kann darüber schreiben in meinem neuen Bikebook Florida. Ganz, ganz langsam ziehen Wolken auf, aber ich komme bequem noch zurück zu meinem Parkplatz ohne einen Tropfen Regen. Es war einfach ein gelungener Tag!