Stippvisite in Barcelona

Also gleich zur U-Bahn. Ja, aber wie komme ich auf die Ramblas? Der große Plan zeigt mir das irgendwie nicht. Also habe ich drei Frauen mit Hund angesprochen und die eine konnte Englisch. Erst die blaue Linie, dann in die grüne umsteigen. Klingt einfach. Aber ich brauche ja noch einen Fahrschein. Also auf dem Automat herum gedrückt und dann, ich traue mich kaum es zu sagen, meine Bankkarte in einen Schlitz gesteckt. Nur war das nicht der Schlitz für die Karte, sondern für Banknoten. Und die bekommt man ja nicht zurück. Puh! Anfang der Reise und meine EC-Karte ist schon weg? Bevor ich einen Herzanfall bekam war doch tatsächlich ein spanischer Engel neben mir und konnte helfen. Großes Schlüsselbund geholt, Maschine aufgeschlossen, EC-Karte gefunden. Ich sags ja, das ist mein Glückstag, es geht alles irgendwie gut aus heute. Und dann war ich tatsächlich mitten auf der Ramblas.

Als ich etwa 8 – 10 Jahre alt war, war ich mit meinen Eltern in Barcelona und wir spazierten über die Ramblas, daran kann ich mich noch gut erinnern. Vor allem auch, weil ich dort in einem tollen Puppenladen eine wunderhübsche Puppe gekauft bekam, die ich Mariquita nannte, weil das Geschäft auch so hieß. Diese Puppe habe ich sehr geliebt und sie bekam immer die schönsten Kleidchen, eine richtige Spanierin eben. Habe mal gegoogelt, die Puppen haben inzwischen Sammlerwert, aber meine habe ich wohl irgendwann auf dem Flohmarkt verkauft.

Ein paar Jahre später waren wir nochmal dort und mir prägte sich ein gegrilltes Sandwich ein, das wir an einem Straßenstand kauften, war total lecker und bei uns in Deutschland war so etwas noch nicht bekannt. War Anfang der 1960er. Danach bin ich tatsächlich nie mehr nach Barcelona rein gekommen, war immer viel zu beschäftigt mit der Anreise nach Marokko.

Aber diesmal habe ich nun den Nachmittag. An der Ramblas wird gebaut, Straßen neu angelegt, Versorgungsleitungen gelegt, viel Krach. Trotzdem ist es schön und voller Leben. Elvis tanzte an einem Fenster, Marilyn auch, Mädels feierten den Junggesellenabschied und die Hare Krishna Jünger sangen. Ich ging bis runter zur Kolumbus-Statue am Hafen. Ein Highlight war aber bestimmt der Besuch des Marktes La Boqueria. Ein Traum. Noch nie habe ich einen so schönen Markt gesehen. Man kann natürlich dort auch an den Ständen essen, aber ich habe mir nur ein Serrano Bocadillo gekauft.

Aber irgendwann taten mir die Füße weh und ich wollte sitzen. Dachte an einen Vino Rosado in einer Bar, fand aber stattdessen eine Irische Kneipe. Auch gut. Es gab 2 für 1 Bier, 5,95 Euro. Das ist doch mal ein Preis und Durst habe ich auch. Am Nachbartisch saßen zwei Männer so Anfang 20 und sprachen Englisch. Nein, Florida-Südstaatendialekt war es nicht, klang nördlicher. Also musste ich fragen und die Jungs waren aus New York. Wir haben fast eine Stunde da gesessen und gequatscht. War so schön. Habe ich schon einmal erwähnt, wie wenig ich mein heimatliches Taunusstein mag? Barcelona ist doch ganz was anderes und Reisen sowieso.

Gut, nun musste ich aber zurück ins Hotel, die Füße machen einfach nicht mehr mit. Wieder zur U-Bahn. Nun weiß ich ja genau, wie man ein Ticket bekommt. Denkste! Der Ablauf ging gut bis ich zum Punkt zahlen kam. Ging nicht. An die zweite Maschine. Ging nicht. Ein freundlicher Helfer kam und meinte geht nur mit Cash. Hab kein Kleingeld und möchte diesem merkwürdigen Automaten keinen 50-Euro Schein anvertrauen, also sage ich, ich habe kein Cash. Er nickt und meint ich soll mitkommen. Führt mich wieder die Treppe hoch zur Ramblas und zeigt auf einen Geldautomaten. Ich könne da ja 10 Euro ziehen. Oh nein, sicher Gebühren höher als der Fahrpreis. Also gehe ich die Treppe runter zu dem Automat auf der anderen Seite der Metro und schaffe es doch tatsächlich, dort ein Ticket zu ziehen. Ich bin nicht die einzige mit diesen Problemen, zwei füllige schwarze Frauen machen das gleiche. Wir gehen rüber zur richtigen Richtung und müssen dann unser Ticket einstecken. Wird nicht akzeptiert. Wir probieren es an allen Eingängen, wir alle drei, und keiner kommt durch. Offensichtlich geht das Ticket aus der Gegenrichtung nicht. Dann kommt eine Frau mit einem richtigen Ticket, wir Drei schauen uns an und quetschen uns hinter der Frau durch. Hat geklappt.