Schlagwort-Archive: mhamid

14.4. Mhamid

Ich bin nun schon einige Tage in Mhamid. Das Leben geht hier einen ruhigen Gang. War mal kurz auf den Campingplätzen, aber es sind kaum Leute da. War wieder sehr froh, dass ich alleine lebe. Ich kam auf dem Al Khaima zu einer Gruppe von zwei Wohnmobilen mit zwei Paaren, die sich kannten. Der eine Mann war draußen und ich sprach ihn an. Was für ein Kotzbrocken. Dann kamen die Frauen dazu, sehr nette Damen. Wir unterhielten uns freundlich, er warf immer mal was bösartiges dazwischen. Zum Beispiel, dass ich doch den Tourismusminister anschreiben solle, um ihm zu sagen, wie verdreckt die Campingplätze seien. Der zweite Mann kam erst gar nicht aus seinem Wagen, obwohl seine Frau ihn herbeirief. Ach, wie schön ist es, allein und unabhängig durchs Land zu reisen. An Gesprächen mangelt es mir hier nicht, und die meisten sind doch wesentlich netter, als das was ich bei diesen Leuten erlebt habe. Ich habe hier auch Isolde besucht, die ebenso gerne alleine lebt und gestern Abend einen sehr schönen Abend mit Paru erlebt, die nicht weit von Isoldes Café ein Meditationszentrum mit Gästehaus hat. Auch sie ist Deutsche und lebt allein und glücklich.
Eigentlich kam ich ja hierher wegen dem Moussem. Es sollte ein schönes Fest sein, zu dem Nomaden aus nah und fern kommen. Wie es hier so üblich ist wusste niemand genau, wann es anfängt und wie es abläuft. Aber dann konnte ich an der Musik doch hören, dass es angefangen hatte und ich fuhr hin. Also von Nomaden keine Spur. Stattdessen jede Menge schöne Frauen und Mädchen aus Mhamid. Es findet nämlich gleichzeitig ein kleiner Markt statt, der bei den Frauen sehr beliebt ist. Das Warenangebot kam mir sehr bekannt vor, ich glaube die meisten Sachen, Malhafas und Gandoras sowie Schmuck, waren aus Mauretanien.
Die Fantasia war dann alle drei Tage immer das gleiche. Sie bestand aus einer Gruppe von etwa sieben Pferden, schön geschmückt, die Reiter mit langen Flinten bewaffnet, und einer Kamelreitergruppe von sechs Kamelen, ohne Flinten, aber mit Tuaregsättel, in denen die Jungs noch nicht mal richtig sitzen konnten und auch ab und zu mal herunterfielen. Da hab ich in anderen Ländern schon wesentlich besseres gesehen. Die rotteten sich jeweils ein wenig entfernt von dem Zelt mit den Notablen zuammen und sprinteten dann aufs Zelt zu, wobei die Pferdereiter ihre Flinten abfeuerten, während die Kamelreiter sich etwas unprofessionell durchschütteln ließen. Dazwischen Gesang und Getrommel, und alles in unendlicher Wiederholung.
Hier ein Video

Aber das beste ist mein kleiner Hund. Vor drei Tagen war der Welpe heimlich in die Kasbahanlage gekrochen und hatte sich einen kleinen Verschlag, in dem Getränke gelagert werden, als Zufluchtsort ausgesucht. Dort lag er zitternd vor Angst und Hunger und versteckte sich bei jedem menschlichen Anblick in die hinterste Ecke. Bis ich ihm dann was zum Fressen brachte. Seitdem sieht er mich als seine Mutter an und springt immer zwischen meinen Beinen umher. Ich füttere ihn nun dreimal täglich, denn er scheint vollkommen ausgehungert zu sein. Da es ein Junge ist hab ich ihn auf gut hessisch „Bubsche“ gerufen, und das ist nun sein Name. Zum Glück ist die Hotelanlage groß. Der hintere Teil ist in Händen der Katze, Bubsche muss sich auf den vorderen Teil beschränken, was sie durch deutliches Fauchen klar gemacht hat. Und die Essenstische sind ebenfalls tabu für ihn. Doch dafür hat er ja mich, ich bringe ihm immer mal was leckeres und in der Küche steckt man mir Knochen und Sardinenbüchsen zu.
Aber wie es weitergehen soll weiß ich nicht. Das arme Tierchen tut mir leid, aber ich kann mich wirklich nicht mit einem Hund belasten.