Tagmoute – Igherm

Die Hausfrau hat uns am Abend noch einen üppigen Couscous serviert und auch das Frühstück am Morgen war nicht übel. Da es sowieso keine Alternative in Tagmoute gibt, kann man diese Gîte im Rohbau durchaus empfehlen, die Halbpension kostet hier 250 DH pro Person mit Schlafen in einfachen Zimmerchen.

Doch nach dem Frühstück muss ich erst einmal einige Kilometer zurück fahren, denn Abdallah hat mir berichtet, dass es in Ait Kine (9 km) eine noch intakte Speicherburg gibt, die man besichtigen kann.

Ait Kine

Das ehemals befestigte Dorf Aït Kine liegt in einer Höhe von ca. 1050 m. Die Einwohner des abgelegenen Dorfes sind nahezu ausnahmslos berberischer Abstammung, und leben hauptsächlich als Selbstversorger von den Erträgen der Dattelpalmen und den dazwischen befindlichen Feldern, auf denen Getreide und Gemüse (Zwiebeln, Bohnen, Möhren) angebaut wird. Das befestigte Dorf war geschützt von ehemals fünf Wachtürmen, von denen drei noch existieren. Der dritte Turm befindet sich wegen der besseren Übersicht außerhalb auf einem Hügel.

Am Ortseingang ist eine Parkmöglichkeit vor einem großen Tor. Dieser teilweise rekonstruierte und heute freistehende Turm mit einem großen Tor war vormals der einzige Zugang zum Dorf. Durch eine schmale Gasse geht es zum mitten im Dorf stehenden Agadir. Eine alte hölzerne Eingangstür ist mit einfachen Dekorschnitzereien geschmückt, aber zu. Doch steht am Tor eine Telefonnummer, ich rufe an, und Hassan erscheint nach wenigen Minuten. Sehenswert ist die Speicherburg auf jeden Fall, sehenswert ist aber auch Hassan. Schlank, schmächtig, nicht mehr der Jüngste, langer grauer Bart und immer ein Grinsen im Gesicht. Innen führen Palmleitern zu den kleinen Türchen auf drei Ebenen, Hassan steigt geschwind wie eine Gemse hoch und winkt mir, ihm zu folgen. Nein, danke, das schaffe ich nicht. Er zeigt mir alles und hat auch absolut nichts gegen Fotos, ganz sicher wird irgendeins davon in mein neues Reisehandbuch kommen. Laut Abdallah aus Tagmoute beträgt der Preis 15 DH, ich habe ihm 20 gegeben und zwei Hemden. Er hat sich gefreut.

Es gibt noch ein zweites historisches Bauwerk im Ort, aber es ist bewohnt und die Familie schläft noch. Ich bin aber auch wirklich sehr früh. Doch kann ich die Ölmühle noch sehen. Sie ist natürlich nicht in Betrieb, die Ernte ist noch nicht so weit. Ein großes Wasserbecken enthält den Vorrat zur Bewässerung der Oase, Hassan zerschlägt mit einem Stein einige Dattelkerne und wirft sie ins Wasser. Schnell kommt ein ganzer Schwarm Fische und freut sich über das Futter. Damit ist doch wieder bewiesen, dass von einer Dattelpalme wirklich ALLES Verwendung findet.

Camping Tagmoute???

Nun geht es aber weiter Richtung Igherm. Am Ortsausgang von Tagmoute muss ich natürlich noch den Campingplatz besichtigen, den es geben soll, den ich aber noch nicht besucht habe. Abdallah hat abgewinkt. Konkurrenzdenken? Nein. Er hat recht. Von der Stadt wurde tatsächlich mal ein Campingplatz angelegt, Stromanschluss, Sanitärgebäude, alles da. Auf der anderen Seite auch eine Auberge. Aber alles zu, kein Mensch zu sehen. Auf dem Schild steht sogar „Piscine“. Nun, ich konnte keinen entdecken.

Dafür habe ich meine holländischen Meisjes gesehen, wie sie fröhlich dahin radeln. Ich halte sogar an, um ein Video zu machen. Weiter auf der Straße denke ich dann aber, OMG, die haben sich was zugemutet. Es geht ziemlich steil hoch. 140 km sind es bis nach Tafraoute, ich habe vergessen zu fragen, in wieviel Tagen sie es machen wollen. Die einzige Unterkunft unterwegs wäre Igherm in 40 km, aber dann sind es immer noch 100 km bis Tafraoute. Und sehr viel bergauf. Nein, ich bleibe mit meinem Rad doch lieber in Florida.

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