Von Ait Benhaddou ging es durchs Ounila-Tal nach Telouet. Das war früher eine sehr schwierig-steinige Piste, ich bin sie öfter gefahren, aber die professionellen Tour-Chauffeure haben die lieber vermieden. Das hat sich nun geändert, die Straße ist durchgehend asphaltiert, das bedeutet aber auch, dass sie von langsamen LKW gefahren wird. Aber ich kam immer gut an ihnen vorbei, die Fahrer sind auch sehr verständnisvoll und unterstützen beim Überholen. Auch auf diesem Weg gab es einige Campingmöglichkeiten aus meinem Campingführer zu besichtigen, was aber recht schnell ging. Wenn ihr den Campingführer Marokko 2025 noch nicht habt könnt ihr ihn hier bestellen.
In Telouet wollte ich mich nicht lange aufhalten, ich kenne es gut und auch wenn Mohammed in seinem Palace de Telouet super Essen hat, es ist noch früh und ich bin so satt nach diesen letzten Wochen Hotel-Vollstopfen. Ich wollte schnell nach Marrakech, in das reservierte Hotel Chems, das zwar schon älter ist, sicher nicht mehr seinen vier Sternen entspricht, aber eine super Lage hat zwischen der Medina und Gueliz und zudem einen guten, leicht zu erreichenden Parkplatz. Meine Reise ist ja quasi vollendet, nach Marrakech geht es zügig zur Fähre und die Highlights in Marokko sind abgeschlossen.
Dachte ich.
Kurzer Stopp an der Auberge Telouet, trank einen Kaffee mit Mohammed, dem Chef. Er hat ja einerseits ein schönes Hotel mit direktem Blick zur Kasbah des Glaoui, aber er hat auch einen Stellplatz für Wohnmobile.
Palace de Telouet
Weiter zum Restaurant Palace de Telouet. Viele Leute davor, sie winkten mir, kein Mohammed. Ich sprach nicht mit ihnen, immer diese falschen Führer und so, stattdessen rief ich Mohammed an. Er sagte, er sei auf dem Weg, ich solle warten, und er sagte etwas von einem Fest. So richtig blickte ich nicht durch, wollte ja auch weiter, parkte aber mein Auto und stieg aus. Da kam der winkende „falsche Führer“ und stellte sich als guter Bekannter Aissa heraus. Ich habe echt ein riesiges Problem. Ich kann mir Straßen sehr gut merken, Landschaften auch, deshalb ist das Schreiben des Reisehandbuchs genau mein Ding, aber ich kann mir absolut keine Gesichter merken. Namen schon, aber keine Gesichter. Ich spreche jetzt mit jemand, sehe ihn 10 Minuten später an einem anderen Ort und erkenne ihn nicht wieder.
Ich war erstaunt, dass vor dem Restaurant keine Tische standen wie üblich, sondern Teppiche lagen. Ging hinein, komplett voll. Nicht mit Gästen, sondern mit Mitgliedern einer Folkloregruppe. Die Frauen ganz wunderschön gekleidet und geschmückt in der Tradition des Hohen Atlas. Und schon nahmen die Männer, in weißer Djellabah mit Silberdolch, ihre große Trommel und gingen hinaus auf die Teppiche. Das „Fest“ ging los wie eigens für mich gemacht. Ich habe schon sehr viel Folklore in Marokko erlebt, sie ist in den einzelnen Regionen immer ein wenig anders. Aber tatsächlich noch nie die vom Hohen Atlas. Es war einfach wunderschön. Der Kopfschmuck der Frauen wirklich einzigartig, sie machten den Unterschied aus. Die Männer waren, wie in allen südlichen Folkloregruppen, in hauchdünne weiße Djellabahs gekleidet und trugen den Silberdolch umgehängt an einer roten Kordel.
Und ich konnte filmen soviel ich wollte. Bin ein wenig traurig, dass mein Buch schon im Druck ist, das wäre ein Titelbild wert gewesen. Hassan aus Ait Kine ist zwar auch ein Original, aber diese Frauen hätten sehr viel mehr Farbe eingebracht.
Noch ein Tipp für euch: wenn ihr ab Marrakech in den Süden fahrt plant einen Mittagsstopp in Telouet ein, es lohnt sich auch ohne Fest, besucht die Kasbah, esst bei Mohammed, und fahrt dann zum Übernachten nach Ait Benhaddou. So vermeidet ihr dort den Touristenrummel.
Hier ein paar Fotos:
So wird das neue Reisehandbuch aussehen
Und hier das Video zum Fest





