That’s life

Drei Tage es nun geregnet, wo ich fast nichts machen konnte. Zudem musste ich feststellen, dass mein Dach etwas undicht ist, da kommen hohe Kosten auf mich zu, abgesehen von der Radlager-Reparatur am Auto, die auch eine Stange Geld gekostet hat. Von daher waren die letzten drei Tage nicht so positiv. Heute dagegen sieht es schon anders aus. Zunächst einmal scheint heute die Sonne. Dann musste ich einen Roofer finden, also einen Dachdecker, und durchsuchte meinen Vorrat an Businesskarten. Die dritte brachte mich direkt mit einem Mann ins Gespräch, der auch bald vorbei kam. Brian hieß er, wie mein Sohn, und schnell konnte ich erkennen, dass er Ahnung von der Sache hat. Eine Reparatur ist möglich, er muss ein paar Teile bestellen und nächste Woche soll es los gehen. Das war also schon mal positiv.

Heute ist Grün-Abfall-Tag und da der Regen endlich aufgehört hat wollte ich schnell noch meine Tonnen füllen, bevor sie abgeholt werden. Es ist immer sehr viel Arbeit im Garten, wenn ich so lange nicht im Land bin, und was mich einschränkt, ist nicht so sehr meine körperliche Leistungsfähigkeit, sondern die Kapazität der Tonnen. Meine Freunde schenkten mir mal zu Weihnachten ein kleines Bäumchen im Topf, eine Araucaria columnaris. Ich setzte sie vors Haus und nun ist ein riesiger Baum daraus geworden, nicht zur Freude meiner Nachbarn. Mir gefällt er, vor allem weil er ein guter Sichtschutz zu einem unangenehmen Nachbarn gegenüber ist. Aber die anderen Nachbarn, die auch in der Hurrican Saison im Land sind, haben schon mehrmals angedeutet, dass sie ziemliche Angst haben, wenn der Sturm den Baum durchwirbelt. Aber wie auch immer, es liegen eine Menge Blätter und Äste auf dem Boden und ich muss alles mal aufräumen. Dachte, eine Tonne reicht. Am Ende waren es zwei Tonnen, zwei Kisten und ein Berg Äste, ich nass geschwitzt und noch immer ist nicht alles weg. Dann muss ich zittern, ob der Lastwagen auch kommt, denn manchmal drückt er sich. Aber er kommt, meine Behältnisse sind leer und können wieder neu gefüllt werden. Wieder ein Pluspunkt für den Tag.

Dann endlich konnte ich zum angenehmen Punkt des Tages kommen, meine Biketour. In Daytona ist auf etwa 2 km ein neuer Trail angelegt worden, ich hatte ihn schon mal kurz abgefahren, aber musste es genau recherchieren für mein Buch mit GPS-Punkten und so. Die Fahrt dorthin sind 8 km, wollte ich mit dem Auto fahren, aber auch, weil am Beginn kein Parkplatz ist, bin ich mit dem Rad hin. Das ist nicht immer schön, weil es lange Strecken über verkehrsreiche Straßen geht. Für den Rückweg entschied ich mich, über die A1A zu fahren, sie geht parallel zum Strand, es bedeutet aber auch, zweimal über hohe Brücken zu fahren, ohne eBike und ohne funktionierende Gangschaltung. Okay, so weit so gut. Die ganze Tour sollte am Ende 27 km haben, aber noch war ich vor der zweiten Brücke und sehr durstig. Immerhin haben wir heute so etwa 28 Grad und ich war schon kaputt.

Vor der Brücke ist ein nettes kleines Lokal und eine Pause und ein Bier dort wären nicht schlecht. Hatte zum Glück Geld eingesteckt. Gedacht, getan. Bike auf dem Deck geparkt, zum Tresen, Bier bestellt. Erst dann sah ich, dass auf der anderen Seite des Tresens eine riesige Schlange war, Mittagszeit, aber egal, ich bekam mein Bier sofort. Den Preis konnte ich nicht verstehen. Neben mir saß ein Typ, der wollte gerade bezahlen und holte, typisch amerikanisch, eine Geldrolle heraus, zusammengehalten von einem Gummi. Meine Augen wurden schon etwas größer, als ich sah, dass es hauptsächlich 100er waren. In einem Land, wo meist an der Kasse ein Schild hängt, dass keine Scheine über 20 angenommen werden. Ich fragte ihn, ob er den Preis für mein Bier verstanden hätte. Er sagte nein. Ich wollte der Bardame Geld hinstrecken, er sagte irgendwas, und die Bardame sagte, ist schon okay, der Herr übernimmts.

Hah? Ich war gebügelt. Er steht auf und geht. Für mich ist der Tag einfach gerettet mit diesen ganzen schönen Begebenheiten. So eine nette Geste. Eine, die ihn nicht ärmer macht, mich nicht reicher, aber das Highlight meines Tages ist. Danke dir. Ich suchte mir einen schönen Deckstuhl und genoss einfach die Sonne und den Tag. Ich schaute den Pelikanen zu, aber bekam das Gefühl, dass sie mir ebenso zuschauen. Mal sehen, was die komischen Menschen so machen. Ich bin so glücklich, dass ich diese doch etwas schwierige Flucht auf mich genommen habe, weg aus diesem coronaverseuchten Deutschland und hin in dieses freie und schöne Florida.