Und noch eine Piste

Nachdem ich nun schon entgegen meiner Planung in der Dadesschlucht gelandet war statt in Imilchil entschloss ich mich, von der Schlucht aus direkt über Agoudal nach Imilchil zu fahren. Auch hier ist wieder ein Stück Piste inbegriffen und obwohl das so eine touristische Strecke ist hatte ich sie tatsächlich noch nie gefahren und deshalb wäre es ganz gut, sie für mein Reisehandbuch abzufahren. Infos hatte ich keine darüber, aber es hieß, sie sei gut.

Und es stellte sich heraus, dass es eine wirklich kommunikative Piste ist.

Schon gleich zu Beginn kam ich an eine Gabelung, da heißt es immer 50:50, ich entschied mich für links. Nach 1 km tauchte ein Dorf auf, auch mein GPS wollte eigentlich diese Strecke nicht, so drehte ich noch vorher um. Doch dann kam mir ein alter Mercedes entgegen. Ich dachte, ein örtlicher Taxifahrer. Aber nein, es war zwar ein Marokkaner, aber auch auf Urlaub und der Suche nach Imilchil. Ich schickte ihn zum Nachfragen ins Dorf und tatsächlich kam er nach wenigen Minuten zurück, die andere Richtung ist unsere.

Ich fuhr dann so gemütlich dahin, die Piste war trotz endloser Steigung ganz gut, aber schmal. Ich notierte gerade, dass es für Gegenverkehr immer Ausweichmöglichkeiten gibt, da kamen mir fünf Geländewagen entgegen. Und kein Platz rechts oder links. Nichts. Nur ein steiler Abhang und ein felsiger Berg.

Aus dem anderen Fahrzeug stieg jemand aus. Edith, bist du das? Es war Hamid, ein Fahrer, der früher für Sahara Experience gefahren ist. Und Abdelouahad aus Zagora, beide alte Bekannte. Ja, so geht das in Marokko. Sie begleiteten eine Gruppe von Israelis, die zwar die gemieteten Geländewagen selbst fahren, aber einen Führer dabei haben. Abdelouahad stieg in mein Auto, ich dirigierte ihn dicht an den Abgrund und die anderen fuhren vorsichtig vorbei.

Ein Stückchen weiter gerade ein Nomadenumzug. Babies und kleine Ziegen waren samt Zelten oben auf die Kamele gepackt, der Rest musste laufen. Ich durfte ein Foto machen. Hatte noch Zigaretten für den Mann. Und noch ein paar Kilometer weiter ein Auto mitten auf der Straße, umringt von Männern. Sie kamen aus dem 15 km entfernten Agoudal und hatten kein Benzin mehr. Also so richtig kann ich das nicht verstehen. Das hätte sie doch schon in Agoudal wissen müssen. Denn vor sich haben sie bestimmt 100 km ohne Tankstelle. Naja, wie auch immer, ich nahm einen mit, der einen Kanister holen sollte.

Und dann kam der Hammer! Bisher hatte ich Glück und war das einzige Fahrzeug in meine Richtung. Denn so schwer es auch manchmal ist, Gegenverkehr durchzulassen, noch schwerer ist es, ein langsameres Fahrzeug zu überholen. Und vor allem in seiner Staubwolke zu fahren. Deshalb würde ich auch freiwillig nie im Konvoi mit anderen fahren. Zum Glück traf ich die beiden gemieteten Jeeps erst kurz vor Agoudal. Aber der Klops kam, als wir in den Ort einfuhren. Die Fenster auf und genau wie beim Mainzer Karnevalszug rechts und links die Bonbons und Schokoriegel rausgeworfen, unter lautem Gekreische der Kinder. Nur dass sie hier nicht Helau sondern Haloua rufen, das bedeutet Bonbons. Heftig. Kein Wunder, dass andere, die nichts rauswerfen, dann manchmal mit Steinen beworfen werden.

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