Von Tinerhir nach Erfoud

Meine Etappe heute hat nur etwa 150 km, doch gibt es dort zwei wichtige Stopps, an denen ich gerne anhalte. Es gibt zwar noch einen dritten, El Khorbat, aber zu dem fühle ich mich nicht so hingezogen. Die Straße N 10 ist gut ausgebaut, nicht zu viele Ortschaften, und so erreiche ich schon bald die Source Lalla Mimouna. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Zaid Abou hat in Heidelberg Germanistik und Philosophie studiert, hat später unter anderem in Agadir als Reiseleiter gearbeitet, sich aber eher zum Künstler berufen gefühlt und macht vor allem wunderschöne Kalligraphien, und hat auch verschiedene Bücher publiziert. Er hat 10 km vor Tinejdad ein beeindruckendes Projekt geschaffen mit Freilichtmuseum, den Garten der Worte.

Source Lalla Mimouna

Zwar waren die vier sprudelnden, mineralhaltigen Quellen schon lange bei den Einheimischen bekannt, doch wurden sie nicht genutzt und vermüllten immer mehr und wurden teils von der Regierung zubetoniert. Der vielseitige Zaid hat das Areal gekauft und im Jahr 2002 mit seinem Projekt begonnen. Da, wo vorher nur ein kleines Wasserbecken mit einem Häuschen war, hat er ein weitläufiges Museum angelegt. Er hat über Jahrzehnte Gebrauchsgegenstände aus ganz Marokko gesammelt und sie mit deutscher Gründlichkeit und Ordnung nach Themenbereichen ausgestellt, teils im Freien, teils in extra gebauten Häuschen. Es macht Spaß, von Zaid durch das Gelände geführt und alles von ihm selbst erklärt zu bekommen. Man kann aber auch stundenlang alleine herumwandern, was aber das Besondere ist, auf seinem Gelände ist ein riesiger, ebener Parkplatz und Wohnmobilisten sind eingeladen, dort kostenfrei zu übernachten. Der Eintritt ins Museum kostet 50 DH.

Hinter Tinejdad biege ich ab Richtung Erfoud und freue mich schon, gleich Bachir wiederzutreffen. Seit Ende 2019 mein Reisehandbuch herauskam glänzt er auf dem Titelbild und ich bin seitdem nicht mehr vorbei gekommen.

Foggaras

Entlang der R 702 kurz vor Fezna verlaufen parallel zur Straße in regelmäßigen Abständen Erdhügel. Es handelt sich nicht um natürliche Hügel, sondern um die Einstiegslöcher zu unterirdischen Wasserstollen, den Foggaras bzw. Khettaras, mit denen Wasser von einer wasserführenden Gesteinsschicht in den Bergen über 140 km zu der tiefer gelegenen Oase befördert wurde. Die bis zu 50 m tiefen Galeriestollen haben ein leichtes Gefälle, damit das Wasser fließen kann, sie sind Sippen­eigentum und müssen ständig gepflegt werden. Heute sind die Khettaras kaum noch in Betrieb, da Diesel- und Elektropumpen ihren Dienst tun. Zudem ist der Grundwasserspiegel schon vor vielen Jahren unter die vorhandenen Foggaragänge abgesunken. Die Inhaber haben in gemeinsamer Arbeit die Foggaras wiederhergestellt und als Museum geöffnet. Dazu gehören jeweils ein Zelt mit Restaurant und Souvenirladen. Ein Stopp, der sich unbedingt lohnt.

Dies ist vor allem für die Einwohner der Region eine Einnahmequelle, und es ist tatsächlich nicht viel, was sie dabei verdienen, deshalb sollte man das unbedingt unterstützen. So ungefähr jede Familie hat also einen eigenen Eingang geschaffen, mit einem Zelt oder Hüttchen davor und freut sich nun über Besucher, die die Stollen besichtigen möchten, mit einem Tee als Abschluss. Bachir ist einer davon, ich kenne ihn schon seit Jahren und er ist immer sehr freundlich. Trotz dieser kleinen Einnahme durch die Foggaras ist die Familie immer noch eher arm und er freut sich total, wenn ich ihm ein paar Sachen mitbringe. Natürlich möchte er mich am liebsten länger dabehalten und auch zum Mittagessen einladen, aber da habe ich noch einen weiteren Stopp vor mir. Ich bin halt einfach in MEINEM Marokko angekommen, wo ich so viele liebe Menschen kenne. Aber ich frage Bachir nach seiner Mutter, die ich letztesmal kennengelernt habe und muss leider erfahren, dass es ihr gar nicht gut geht und sie im Krankenhaus ist. Ich drücke ihr die Daumen.

Restaurant des Dunes

Weiter geht es nach Erfoud, wo ein Stopp im Restaurant des Dunes bei meinem Freund Seddiq unvermeidlich ist. Hier gibt es nicht nur leckere Pizza, im gleichen Ofen wird auch die Medfouna gebacken, das leckere Fleischgericht im Brotteig. Und das muss einfach sein, wenn ich doch auch ein wenig kürzer treten will. Seddiq schickt mich dann ins Tombouctou am Erg Chebbi, aber das kommt im nächsten Beitrag.

Video zur Source Lalla Mimouna

Video zu den Foggaras