Heute muss ich wieder ein ganz intimes Detail preisgeben: Mein A… tut weh! Ist richtig aufgerieben. Was ich aber nur merke, wenn ich mich morgens dusche und den Körper schrubbe. Und wer ist dafür verantwortlich? So ein dummes Kamel.
Aber mal wieder von vorne. Nach der schönen Nacht im Cafe du Sud fuhr ich auf weitere Recherche und stieg endlich im Riad Azawad für die Nacht ab, da es neu eröffnet wurde und ich es kennenlernen wollte. Daher hat es auch noch nicht zu viele Gäste, außer mir gab es nur ein Paar mit undefinierter Sprache und ich musste mich mal einen Abend ohne Unterhaltung gedulden. Aber das wurde mir dann versüßt durch ein ausgezeichnetes Mahl. Diesmal nicht marokkanisch, sondern international. Der Küchenchef, hier Koch zu sagen, wäre viel zu wenig, kam persönlich an den Tisch und fragte, ob alles in Ordnung sei. Wir unterhielten uns und er sagte, er habe kochen gelernt in Tafraout in der Auberge Marabout bei einem Portugiesen. In Tafraout? In einem Kaff am Ende der Welt, das noch nicht mal in Karten verzeichnet ist? In einer Auberge, die gerade mal eben Zimmer mit WC und Dusche hat, aber noch nicht mal elektrischen Strom? Ich konnte es kaum glauben. Aber es war vorzüglich und der Nachtisch Mousse au Chocolat hat mich sowieso umgehauen, das ist selten in Marokko. Die elegante Einrichtung der Zimmer erinnerte mich stark an das Biwak und das war kein Zufall, wie ich später vom Inhaber erfuhr. Es ist der gleiche Designer.
Im Camping Haven la Chance vertrieb ich mir die Zeit, zum Mittagessen mal wieder eine hochinteressante Frau getroffen, so dass ich irgendwann dann schnell zum Cafe du Sud rasen musste, was auf der neuen Straße vor den Dünen ja kein Problem ist. Denn ich hatte ja die Zusage erhalten, dass ich mit zum Camp kommen kann. Die 4 Camper warteten schon, wir alle hatten eine kleine Tasche gepackt, und ab ging es zum Kamel-Parkplatz am Beginn der Dünenstrecke. Dort ist am Abend richtig viel los. Einige reiten in langen Reihen zu ihren Camps, andere erklimmen nur die Dünen um den Sonnenuntergang zu erleben. Unsere Karawane war nur 7 Kamele lang, geführt von Moha ging es hinauf und hinab. Aber auch Autospuren waren zahlreich zu sehen, die Camps müssen ja auch versorgt werden. Mit Lebensmittel, Wasser und auch die Wäsche wird nicht hier gewaschen. Früher schlief man in der Wüste auf Matten und deckte sich mit einer alten Decke zu, die selten gewaschen wurde. Oft brachten sich Gäste ein Betttuch mit. Heute hat man King Size Betten mit exklusiver Hotel-Bettwäsche, Laken, Bezug und unzählige Kissen. Wer kam nur mal auf die Idee, Betten so mit Kissen vollzustopfen, dass man nachts nicht weiß, wo man die unterbringen soll. Außer uns noch ein japanisches Paar. Sie sprachen gut englisch. Ich schätzte sie auf Vater und Tochter, er Mitte 40, meine Freunde sagten, nein, er ist jünger und das seine Frau. Am nächsten Morgen kam ich mit ihm ins Gespräch. Tochter war richtig, aber der Vater 52. Beneidenswert, wie jung er aussah, wie faltenfrei seine Haut war. Und die Tochter wunderhübsch.
Unser Kamelritt dauerte gut eine Stunde, ich fand meinen Sattel eigentlich ganz bequem, während die anderen nur hin und her rutschten. Aber dennoch kam dieses Ergebnis zustande, siehe oben. Einstimmig waren wir Fünf uns, dass wir weder den Sonnenuntergang, noch den Sonnenaufgang sehen wollten, das überließen wir den Japanern, denn dafür hatten wir alle es schon zu oft gesehen. Und vielleicht schöner. Die anderen sind Segler und haben so was alle Tage.
Stattdessen labten wir uns an Tee und Plätzchen und suchten uns die schönsten Zelte aus. Danach ging es zum Abenddiner, zwei Flaschen Wein hatten die Freunde auch mitgebracht, es wurde natürlich wieder ein schöner Abend. Und dann spielte die Musik. Zuerst nur unser sehr netter Kellner Hussein, und ich dachte, na, das habe ich schon besser gehört. Doch dann kam das Küchenpersonal dazu und es wurde ein richtiger Ahidous daraus. Dazu stellen sich zwei Gruppen in Reihen gegenüber, schlagen auf die Trommeln, was sie nur können, und singen ein immer gleich lautendes Lied. Über das Leben der Nomaden, die Freiheit, die Liebe. Dabei schreitet man im Gleichklang vor und zurück, rechts und links, und Thea und ich ließen uns mitreißen. Ich, die ich immer zu schüchtern war, irgendetwas mitzutanzen, habe in Florida dank Carla irgendwie diesen Knoten zerschnitten, und es war einfach schön.
Am Morgen fuhren Thea und ich dann mit dem Versorgungswagen zurück über die Wüstenautobahn, Thea weil sie körperliche Probleme hat und das Kamelreiten nicht verträgt, ich weil ich schneller sein wollte, es stand ja ein langer Tag vor mir, an dem ich schließlich auch sehen sollte, wo der Koch sein Handwerk gelernt hat.