Zur Zeit spiele ich Touristin in Agadir. Das tue ich immer mal zwischendurch zum Ausruhen und habe dabei ganz verschiedene Hotels getestet. Vor drei Jahren war ich im Tivoli, einem Mittelklassehotel, das ich deshalb gewählt hatte, weil es mit Lufthansa-Punkten zu bezahlen war. Die Halbpension kostete so um die 28 Euro. Das Zimmer war ganz nett, groß, gut eingerichtet, hat mir gefallen, wenn auch die Möbel älter waren. Der Pool war nur klein, sonst gab es im Hotel keine Angebote, und das Essen war bescheiden, aber akzeptabel. Dann im letzten Jahr der Tiefpunkt. Ich wählte aus sentimentalen Gründen das Tagadirt, weil ich auf meiner ersten Marokkoreise dort war. Ich buchte über FTI eine Woche, umgerechnet 18 Euro pro Tag Halbpension und es war natürlich klar, dass man dafür nichts bekommen kann. Das Essen schlechter als Kantinenqualität, das Zimmer klein und mickrig im Jugendherbergsstil, der Pool winzig. Die Gäste deutsche Rentner an der Armutsgrenze. In diesem Jahr wollte ich da mal raus, ich habe es ja schon oft bemerkt, dass mein Freund Abdou mich total verdorben hat, indem er mich an den Luxus gewöhnte. Fast zwei Stunden saß ich über booking.com und wählte schließlich das Palais des Roses. Es liegt abseits des Zentrums im neuen Hotelbereich Founty und ich fand es schon immer schön, genauso wie das daneben liegende Sofitel. Und wollte immer schon mal hin. Eine normal gebuchte Nacht kostet mehr als 100 Euro, aber booking bot mir trotz der Osterwoche einen guten Preis mit 57 Euro für ein Zimmer mit Frühstück.
Bei der Ankunft war ich ein wenig enttäuscht. In der Beschreibung heißt es, dass alle Zimmer auf den Pool, das Meer oder den schönen Garten zeigen, meines ging zu einer hässlichen Mauer. Ich beschwerte mich sofort, aber der junge Mann an der Rezeption sagte nur lapidar, dass die anderen Zimmer einen Aufpreis von 20 Euro kosten. Dabei haben wirklich fast 90 % der Zimmer einen schönen Ausblick und ich war schon ziemlich sauer, dass man mir so einen miesen Blick gab. Vielleicht auch, weil es als Einzelzimmer galt, denen gibt man immer das schlechteste. Aber heute früh war ich nochmal an der Rezeption und man versprach mir, dass ich um 14 Uhr wechseln kann. Und nun habe ich einen schönen Ausblick zum Pool. Und sogar Wi-Fi im Zimmer, obwohl man mir bei der Beschwerde sagte, es gäbe keine Zimmer mit wi-Fi. Der Kerl gestern war wirklich blöde, aber heute früh geriet ich direkt an den Chef der Rezeption, das war hilfreich.
Ansonsten ist es wirklich ein tolles Hotel. Das Zimmer ist geräumig, ich habe zum Doppelbett noch eine bequeme Couch, einen kleinen Tisch mit Stuhl, große Schränke mit Bügel und Safe, einen Kühlschrank und einen Balkon mit Tisch und 2 Stühlen. Und das Frühstück heute Morgen war Spitze. Das Büffet ist wirklich abwechslungsreich, auf der Terrasse steht eine Frau, die frische Crèpe backt und ein Koch, der Eierspeisen nach Wunsch frisch zubereitet. Das Publikum ist für mich überraschend. Im Tourismussektor in Marokko hat sich einiges geändert, Deutsche und Franzosen stehen nicht mehr unbedingt an erster Stelle, sehr viele Gäste hier sind aus arabischen Ländern. Vielleicht einige auch aus Marokko, das kann ich nicht genau erkennen. Aber in booking.com kann man sehen, dass gerade aus Saudi-Arabien viele Buchungen kommen.
Das hat dann vermutlich auch damit zu tun, dass die Sportangebote nicht angenommen werden. Stretching um 10 oder Aquagymnastik um 11, kein Mensch war da und alleine wollte ich nicht rumturnen. Da gehe ich lieber in den Fitnessraum und laufe mit Blick auf die wirklich herrliche Poollandschaft. Das Palais des Roses hat vielleicht den schönsten Pool mit dem herrlichsten Garten hier in Agadir, sehr groß und vielseitig. Um wirklich draußen zu liegen ist es mir noch nicht warm genug. Auch der Wellnessbereich ist sehr groß und schön, aber natürlich kostenpflichtig, so dass ich nur den kostenfreien Fitnessraum nutze.
Dafür bin ich dann am Morgen den langen Weg an der Strandpromenade entlang Richtung Zentrum. Diese neu angelegte Promenade ist wirklich wunderschön und sehr gepflegt, sie hat Agadir zu einem schönen Strandbad gemacht. Viele Kilometer kann man hier spazieren, joggen oder mit dem Elektroscooter fahren und die verschiedenen Straßenhändler – Marokkaner und Senegalesen – sind eher eine unterhaltsame Abwechslung. Es gibt Sonnenbrillen, Hüte, Tücher, Djellabahs, Bilder, Figuren, Obst, eigentlich alles, was man sich denken kann. Doch die Händler sind nicht aufdringlich, dafür ist die Security viel zu groß. Nicht nur Polizei und Militär patrouillieren hier, jedes Hotel hat noch seine privaten Security Leute und es kann eigentlich nichts passieren. Auch Frauen allein können unbelästigt spazieren gehen.