2. Algerienreise 1989

Dann begann das für mich bisher schönste Stück der Reise. Die Fahrt nach Algerien. Endlich mal etwas Neues. Ich wollte die Piste nach Boudenib ausprobieren, deren Anfang ich beim letztenmal gesehen hatte. Und da war endlich das Abenteuer. Endlich war Neues zu entdecken. Diese Piste war so voller Neues, aber leider viel zu kurz. Und endlich Einsamkeit. Auf der ganzen Strecke ist uns nicht ein Mensch begegnet, nicht ein Haus oder Zelt war zu sehen. Herrlich nach all der Anmache bisher. Doch bald waren wir in Boudenib. Es ist nur ein kleiner Ort, aber alles zu haben. Ein einfaches Hotel gab es, war aber geschlossen. Nicht ein Mensch sprach uns an, eine Wohltat. Man merkt, dass nicht viel Touristen hierher kommen.

Bouarfa

Wir fuhren also weiter und hofften, noch irgendwo ein Hotel zu finden. Aber die wenigen Orte waren so klein, da gab es nichts. Einen geeigneten Platz im Freien fanden wir auch nicht und Traute fror sehr, da sie eine Erkältung hatte. Es wurde schon dunkel. Plötzlich sahen wir in der Ferne eine Lichterkette. Was war das? Ein beleuchteter, fahrender Zug? Hier gibt es doch keine Eisenbahn. Eine Moschee mit Lichterkette, ein Fest? Die Neugierde und das Rätsel wurden immer größer. Wir fuhren und fuhren, die Lichter kamen nicht näher. Erst nach 40 km dann die Auflösung, es war die Straßenbeleuchtung von Bouarfa. Wie verschwenderisch hier mit Licht umgegangen wird. Und das in einem so entfernten Winkel von Marokko. Wir waren auch über die Größe der Stadt sehr überrascht. Ein richtiges Geschäftszentrum. Und es gab auch zwei Hotels, so dass für die kranke Traute ein warmes Bett gefunden wurde. Die Zimmer waren zwar ohne fließend Wasser, auch draußen gab es keine Dusche, aber für eine Nacht reichte es. Am nächsten Morgen um 8 Uhr wollten wir aufbrechen, aber das Hotel lag in tiefem Schlaf, die Tür war verschlossen. Zum Glück fand ich eine Hintertür und bezahlt hatten wir auch schon. Im hellen Tageslicht fanden wir auch einen hübschen Rastplatz, der nun für eine Frühstückspause genutzt wurde.

20.4. Einreise nach Algerien

Nun ging es weiter nach Figuig. Dieser Ort macht einen hübschen Eindruck und lohnt eine Besichtigung auf der Rückreise. Wir wollten aber gleich zum Grenzübergang. Die Abfertigung verlief sehr unarabisch geordnet, zwar wurde sehr genau nach Devisen gefragt und das Gepäck durchsucht, aber alles verlief völlig vorschriftsmäßig. Nach knapp zwei Stunden betraten wir algerischen Boden.

Taghit

Hinter der Grenze ist gleich eine Tankstelle, so kamen wir sofort in den Genuss des billigen algerischen Diesels. Die Straße nach Bechar bietet keine Abwechslung. Auch die Straße, die hinter Bechar nach Taghit abzweigt, bietet nur langweilige Landschaft. Ich konnte mir bis kurz vor Taghit nicht vorstellen, dass ich bald in einer malerischen Oase sein sollte. Aber dann, wenige Kilometer vor Taghit, tauchten hinter der Oase plötzlich riesige goldgelbe Sanddünen auf. Nein, so etwas hat Marokko nicht zu bieten. Im Tal davor eine grüne Palmenoase, ein Gewässer fließt träge dahin, am Rand blüht der Oleander und Feigenbäume. Ein Paradies. Und in dem Paradies zu allem Überfluss noch ein ansprechendes Hotel. Die ehemals sehr schöne Anlage mit Gärten und Swimmingpool ist leider etwas herunter gekommen. Hier, wo sowohl Wasser als auch Elektrizität knapp sind, läuft das warme Wasser im Bad und in der Toilette ohne Unterbrechung. Mit ein paar Dichtungen könnte man eine Menge Geld sparen.

Kurz vor Sonnenuntergang besteigen wir die Dünen, um den schönen Ausblick zu genießen. Aber woran liegt es nur, jeder Schritt fällt unheimlich schwer, wir sind völlig fertig, als wir oben ankommen. Ein paar einheimische Kinder machen das im Laufschritt. Hier fällt mir wieder der große Unterschied zu Marokko auf; keiner spricht uns an, keiner bettelt, kein Fossilienverkäufer sitzt schon auf der Düne.

Später im Garten des Hotels sehe ich den Vollmond. Es ist so hell, man könnte einen Fußmarsch in die Wüste unternehmen. Halbzeit im Ramadan. Bisher hatten wir nicht die geringsten Probleme damit. Allerdings wollten wir auch tagsüber noch nie etwas zu essen haben. Die Leute sind alle freundlich zu uns, keiner ist aggressiv, nur manchmal heißt es, ich bin müde. Das macht der Ramadan.

Am nächsten Morgen machten wir einen Ausflug zu den Felsgravuren. Sie sind leicht zu finden, eine Teerstraße führt direkt zu dem Felsabhang an dem sie sich befinden. Das heißt natürlich auch Touristenbusse. Viele Gravuren sehr neuen Datums sind dazu gekommen, viele Besucher mussten sogar ihre Namen verewigen. Wenn man nach links etwa 1 km weiter spaziert kann man noch besser erhaltene Gravuren finden. Heruntergelaufene Wachsreste zeigen, dass hier jemand Abdrücke gemacht hat.

Hier in Taghit gibt es außer dem Hotel ein Cafe, wenige Läden, Post und ein Souvenirgeschäft. Dort gibt es kaum etwas zu kaufen und das wenige ist sehr teuer. Abends werden wir noch zu einem Tee eingeladen. Ein junger Mann sprach uns im Hotel an, lud uns in sein Haus ein und wir gingen prompt mit. Dort wartete ein zweiter junger Mann und mir wurde sehr unbehaglich zumute. Wir tranken unsere drei Gläser Tee und machten uns dann wieder davon. Irgendwie ist die Atmosphäre hier in Algerien anders.