Immer wenn ich längere Zeit an einem Ort bin fällt es mir schwer, weiter zu fahren. Und wieder in neue Gegenden zu kommen, dort wo keine Freunde auf mich warten. Aber es muss ja sein, ein wenig muss ich noch arbeiten. Und schweren Herzens entschließe ich mich also, dem schönen Dratal den Rücken zu kehren und Richtung Taliouine und später Hoher Atlas zu fahren. Die Wetteraussichten sind ja nicht so rosig, am Freitag sollen es in Asni nur 9 Grad werden, und ich will Freitag in Imlil sein, was noch ein wenig höher liegt. Lust habe ich darauf ganz bestimmt nicht. Und auch die Aussichten, danach in Marrakech wieder in meine schöne Suite zu kommen, sind schlecht, denn Ostern nähert sich und damit die Hochsaison in Marrakech. Ich habe mir nun ein Limit gesetzt, am Ostersonntag werde ich für drei Nächte in Tanger sein und dann die Fähre nach Spanien nehmen. So ganz langsam schleicht sich bei mir doch die Lust auf zu Hause ein. Was mir fehlt ist der Komfort der eigenen Wohnung, dort einfach nur mal dem Sofa zu liegen und fernzuschauen, oder am Abend in die Sauna hinunterzusteigen, und auch der Taunuswald direkt vor der Tür, in dem ich meine morgendlichen Runden in herrlicher Luft drehe, nur Rehe als Zuschauer. Und dann mal wieder was Leckeres essen, ein knackiges Brötchen am Morgen, halt so die Lieblingsgerichte.
Von Agdz aus fahre ich nach Taznakht, eine Route, die zur Zeit teilweise im Bau ist. Ich muss sagen, dass im Moment die Verbindung Foum Zguid – Zagora trotz Piste besser zu fahren ist als Agdz – Foum Zguid. Die schmale Teerstraße ist voller Schlaglöcher, die die schweren Lastwagen hineingefahren haben, die die Erze aus den Minen transportieren. Deshalb wird sie zur Zeit verbreitert und ist im Moment wirklich schlechter als eine Piste. Bis zur nächsten Wintersaison wird sich das natürlich wieder komplett ändern, dann dürften beide Strecken eigentlich ganz gut befahrbar sein. Aber über Bou Azzer ist auch ziemlich viel Lastwagenverkehr, ich würde die Verbindung Foum Zguid – Zagora auf jeden Fall bevorzugen.
In Taznakht ist zwar kein Souk, aber trotzdem ziemlich viel los. Ich halte mich nicht lange auf, denn ich will nach Taliouine. Den Camping Toubkal besichtige ich jedes Jahr, der wird mir nicht viel Neues bringen, mich interessiert mehr Zagmouzen. Den Besitzer Ahmed kenne ich von meiner ersten Marokkoreise vor vielen Jahrzehnten, und seinen Campingplatz habe ich gesehen, als er ihn gerade aufbaute. Als ich aber vor drei Jahren dort war, war der Platz wegen einem Todesfall gerade geschlossen. Ich halte deshalb an der Auberge Souktana, die auch Ahmed gehört, und treffe ihn an. Ahmed hatte die Auberge mit seiner französischen Frau Michelle als eine der ersten schönen Häuser vor 30 Jahren aufgebaut. Inzwischen ist er geschieden, die Auberge noch in genau dem gleichen Zustand, es wurden nicht wie so oft in anderen Orten mehr und mehr Zimmer angebaut. Ahmed scheint aber die Auberge trotz einer Alkoholfahne ganz gut im Griff zu haben, alles ist schön sauber und ordentlich, was sicher auch dem guten Personal zu verdanken ist, das seit Beginn hier arbeitet. Und auch der Camping Zagmouzen ist offen. Es ist ein kleiner Platz für alle, die nicht so gerne auf Massenplätzen stehen, ideal auch für 4×4 mit Dachzelt. Die Anfahrt ist möglich bis zur normalen Standardgröße, es gibt zwei ebene Stellflächen für je etwa vier Fahrzeuge und saubere Sanitäranlagen. Im schattigen Garten sind kleine Bungalows, auch die schön sauber, die Sanitäranlagen des Camping werden genutzt. Und im hinteren teil ein kleiner Bauernhof.
Ahmed freut sich mich zu sehen, kann sich noch gut an meinen ersten Besuch erinnern und lädt mich ein, in der Auberge zu übernachten. Ich nehme gerne an, wenn ich auch ein wenig Bedenken habe, ob es am Abend nicht Probleme geben wird. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Und der Temperaturunterschied ist bereits deutlich zu spüren. Ganz abgesehen von dem starken Wind, der draußen weht.