Mein erster Gang heute früh ist zur Ecole vivante, ein interessantes Schulprojekt im „Glücklichen Tal“ Ait Bouguemès, geleitet von einer Deutschen. Stefanie kam während einer Studienfahrt nach Marokko und verliebte sich in den Reiseführer Haddou, mir bekannt aus der Tichkafamilie. Sie gab Studium und Leben in Deutschland auf, kam nach Marokko und führte zunächst zusammen mit ihrem Mann Reisegruppen. Aber schon bald merkte sie, dass dies nichts für sie ist, zudem gründete sie in dem kleinen Bergdorf Timit eine Familie und bekam vier Kinder. Etwa zu der Zeit, als ihr Ältester schulpflichtig wurde, kam sie in Kontakt mit einem schweizer Verein, der Schulprojekte im Ausland unterhält. Ermutigt durch diese Hilfe gründete sie schließlich zusammen mit ihrem Mann diese private Dorfschule und geht ganz in diesem Projekt auf. Hier werden die Kinder ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen nach unterrichtet, dennoch gemäß dem marokkanischen Schulplan. Die Schule ist offiziell anerkannt. Stefanie unterrichtet Französisch und Kunst, aber in erster Linie kümmert sie sich um die Leitung.
Angefangen hat alles vor vier Jahren mit der ersten Klasse. Jedes Jahr kommt eine neue Klasse hinzu, im Moment ist die vierte Klassenstufe erreicht, die marokkanische Grundschule hat sechs Klassen. Inzwischen gibt es 30 Schüler und eine große Nachfrage. Aber nicht nur die Kinder werden ausgebildet, auch die Lehrer lernen, dass es noch andere pädagogische Instrumente gibt als den Rohrstock. Konflikte zwischen den Schülern werden gewaltfrei gelöst. Haddou hat das Haus, in dem die Schule ist, einst für seine Familie und vielleicht noch als Gästehaus konzipiert, es ist also geräumig. Aber da Stefanie kein touristisches Projekt machen wollte, wird nun ein Teil des Hauses als Schule genutzt. Doch reicht dies nicht aus, die Familie wird bald in ein neues Haus umziehen und das alte kann komplett als Schule genutzt werden.
Schon der äußere Eindruck ist sehr viel anders als die staatlichen Schulen. Alles wirkt freundlich und einladend, im Garten wachsen Blumen, sind Tische und Stühle aufgestellt für die Frühstückspause. Dann gibt es Tee, Brot und Olivenöl. Die Toiletten sind sauber, arbeiten nicht mit Wasser, sondern mit Kompost, und auf einem Plakat wird den Kindern das Prinzip erklärt. In einer Ecke ist ein kleiner Schulgarten, die Beete säuberlich mit Namensschildchen versehen. Jeder Klassenraum ist mit den Werken der Schüler geschmückt, es gibt eine Bibliothek mit Büchern. Die Eltern müssen Schulgeld bezahlen, doch ist dies den Einkommensverhältnissen angepasst, eine Beamtenfamilie zahlt etwa 25 Euro im Monat, eine arme Familie vielleicht auch mal gar nichts. Und es gibt für etwa 7 – 8 Kinder einen Lehrer, das ist leider bei uns auch Utopie. Doch die Kinder hier müssen auch besonders gefördert werden. Sie kommen meist aus Berberfamilien und sprechen nur diese Sprache, in der Schule ist die erste Sprache Arabisch und die Kinder verstehen oft gar nichts.
Auf jeden Fall bekomme ich den Eindruck, dass die Kinder hier sehr gerne hingehen, auffallend war auch, dass keinerlei Geschrei zu hören war. Und natürlich kann auch diese Schule Unterstützung gebrauchen. Geld wäre natürlich ideal, um Lehrer zu bezahlen, um die Schule ausbauen zu können, Lernmittel anzuschaffen. Doch auch Sachspenden sind willkommen. Vor allem Wohnmobilfahrer, die in diese Gegend kommen, sind aufgerufen, den Platz in ihrem Gefährt zu nutzen. Helfen tut auch schon nur eine Transportmöglichkeit. Ein Unterstützer-Verein in Deutschland sammelt Sachspenden und benötigt ab und an Transportmöglichkeiten. Zur Frage an Stefanie, was denn aktuell benötigt wird, heißt es: Zahnbürsten und Fußbälle!
Also, wer kommt demnächst nach Marokko und kann einige Zahnbürsten mitbringen?
Kontakt: Itto Stefanie Tapal-Mouzoun, www.ecolevivante.com, info@ecolevivante.com, Tel. 00212 672 26 76 88
Die Schule darf gerne besichtigt werden, aber nur in der Frühstückspause:
Sommer 11:30 – 12 Uhr, Winter: 10:30 – 11 Uhr
Danach ging es noch nach Ibakklioune. Dieses wunderschöne und noch sehr original erhaltene Dorf ist nicht nur wegen den prähistorischen Dinosaurierspuren einen Abstecher wert. Alle Häuser sind aus dunkelbraunem Lehm errichtet, kein Beton stört den schönen Anblick. Am Dorfbrunnen waschen die Frauen ihre Wäsche, kommen die Hühner und Esel vorbei, um zu trinken. Die Menschen sind freundlich, weisen den Weg zu den Dinosaurierspuren. Diese sind über einen kleinen Weg zwischen den Häusern zu erreichen. Auf einer schrägen Felsplatte sind deutlich die Spuren von Dinosauriern zu erkennen. Vor 250 Millionen Jahren war an dieser Stelle noch ein großer See. Die Dinosaurier spazierten am Ufer entlang, Sand oder Schlamm füllten die Trittspuren, bevor sie verwittern konnten. Immer mehr Erde lagerte sich darüber ab und presste die Abdrücke über Millionen Jahre zu Stein, und durch die Faltung des Hohen Atlas später wurde die Felsplatte hochgeschoben. Durch Verwitterung wurde die Füllung ausgewaschen und die Spuren freigelegt.