Agadir Tizgui am Djebel Siroua

Von Tafraoute aus ging es über Igherm nach Taliouine. In diesem Gebiet sind auch einige neue Teerstraßen gebaut, zum Beispiel eine schnellere Verbindung nach Taroudannt, aber das konnte ich heute nicht ausprobieren, das muss warten bis zum nächstenmal. Ich wollte zwischen Taliouine und Taznakht etwas erkunden und eigentlich zuvor in Taliouine in der Auberge Souktana schlafen. Aber ich konnte Ahmed, den Inhaber, den ich seit 1986 kenne, telefonisch nicht erreichen und so organisierte ich eine Übernachtung in Ait Benhaddou.

Doch zuvor schaute ich mir den neuen Campingplatz in Taliouine an. Und war begeistert. Die Auberge Safran, die schon lange existiert, hat nun einen Campingplatz angefügt, und ich bin sicher, das wird der Renner in Taliouine, da kommt der alte Toubkal außerhalb des Ortes nicht mit. Man hat eine herrliche Aussicht auf die alte Kasbah. Dann fuhr ich doch kurz an der Auberge Souktana vorbei. Mein alter Kumpel Ahmed musste erst aus dem Bett geholt werden. Eigentlich mag ich ihn ja und im letzten Jahr haben wir auch tolle Ausflüge zusammen im Djebel Siroua gemacht, aber man muss doch sagen, dass er völlig fertig ist. Er war früher mal mit einer Französin verheiratet und hat auch Kinder, aber die haben ihn schon lange verlassen und er wurschtelt sich so irgendwie durch. Es geht total bergab mit ihm und seiner Auberge und ich war ganz froh, dass ich eine andere Übernachtungsmöglichkeit gewählt hatte.

Im letzten Jahr hatte mir Ahmed einige schöne Stellen gezeigt und mich auf den Agadir Tizgui aufmerksam gemacht, aber wir hatten es nicht mehr geschafft, dorthin zu fahren. Und da die Route in meinem Buch ist wollte ich ihn also diesmal sehen. Die Abzweigung von der Hauptstraße ist ganz gut zu finden, aber dann geht es 7 km auf Piste. Die ist durchaus mit einem PKW zu schaffen, wenn man Einheimischer ist. Mein Land Rover ist ja etwas breiter und die Schwierigkeit hier ist nicht die Bodenbeschaffenheit, sondern der enge Pfad. Es geht durch mehrere Dörfer, und zwar ganz knapp an den Häusern entlang. Wenn man nie hier war und kein Reisehandbuch einem schon die Strecke beschreibt, weiß man ja nicht, wie es weiter geht. Komme ich durch? Oder bleibe ich irgendwo stecken und finde keinen Platz zum Umdrehen. Irgendwann kam ich an einer Schule vorbei, die Kinder kamen gerade heraus und der Lehrer fragte mich, ob er ein Stück mitfahren darf. Das war mir gerade recht. So kam ich also zumindest um die Ecken der nächsten 2 km. Dann stieg er aus und ich war wieder allein. Als ich dann kurz vor Tizgui, einem Dorf, das oben an dem Felsen klebt, eine breite Kurve fand, wo ich drehen kann, parkte ich meinen Wagen. Und tatsächlich gab es gleich da einen Wegweiser zu einem Fußweg zum Agadir.

Naja, Fußweg kann man es nicht unbedingt nennen. Es war ein wüster Klettersteig quer über die Felsbrocken und immer bergauf. Ich hörte Stimmen, brauchte dann aber doch noch einige Kurven, bis ich die dazu gehörigen Leute sah. Offenbar sieht der Hüter des Agadir schon lange vorher, wenn sich Touristen nähern, und wartet vor der Tür. Wäre er mir doch mal entgegen gekommen. Denn der Weg ist ganz schön steil und gefährlich, ich hätte eine helfende Hand gebrauchen können.

Dieser Agadir ist nicht wie die meisten anderen Speicherburgen der Gegend auf einer Bergspitze gebaut, wo er leicht zu verteidigen war, sondern klebt wie ein Adlernest an der steilen Felswand. Hier lagerte der Stamm seine Vorräte und Wertsachen, das musste sicher vor Feinden geschützt werden. Und diese Lage sieht für mich sehr sicher aus. Als ich dann so weit dran war, dass ich fotografieren konnte, entschied ich mich, zurückzukehren. Der Weg ist echt gefährlich, ich allein, und Geld für den Wächter hatte ich auch nicht eingesteckt. Ich fand dann den Weg zum Dorf und sah, dass ich auch noch hätte weiter fahren können, der Fußweg vom Dorf wäre auch nicht ganz so schwierig gewesen.

Ohne weiteren Aufenthalt ging es dann direkt nach Ait Benhaddou, wo man in der Kasbah Rayane auf mich wartete.