Nach dem Frühstück ging es wieder auf die Autovia und die Fahrt bis nach Algeciras verlief ohne Probleme und berichtenswerte Ereignisse. Zunächst ging es zu Carlos im Gewerbegebiet vor Algeciras. Sein Büro Viajes Normandie ist seit Jahrzehnten bei Campern beliebt, da er die Tickets für die Fähren auf Auktionen ersteigert und günstige Preise bieten kann. Heute arbeitet Carlos nur noch wenig, hat aber gute Mitarbeiter, die englisch sprechen. Und immer gibt es einen Beutel mit Kuchen und Wein zum Abschied.
Ich fahre gerne mit der Schnellfähre von Tarifa nach Tanger Stadt, weil einfach alles schnell geht. Einschecken und Überfahrt. Doch Carlos überredete mich dazu, die Fähre ab Algeciras zu nehmen, sie hat eine längere Fahrzeit und ist auch viel größer, was natürlich alles mehr Zeit kostet. Aber dafür hat er einfach den besseren Preis. Um 15 Uhr sollte die Fähre gehen, ich war um 13 Uhr da und spazierte noch mal in die Stadt. Das Gebiet um den Hafen ist rein marokkanisch, Geschäfte, Restaurants, Einwohner, da ist nichts Französisches mehr zu finden. Als ich dann zum Schiff kam waren wir nur 5 PKW, ich die einzige Touristin, ansonsten alles LKW. Es ist irre zu beobachten, wie die großen Wagen da mühselig verladen werden, meist müssen sie rückwärts reinfahren. Ich möchte kein LKW-Fahrer sein. Als dann endlich alle drin waren gingen die Tore zu und wir 5 PKW standen immer noch da. Panik! Was ist denn hier los? Ich rannte zum Lademeister, doch der klärte mich auf, dass ich zum völlig falschen Schiff schaute. Meines war nebenan, aber wir standen in der anderen Bahn, um die Laster beim Rangieren nicht zu stören. Denn hier waren noch viel mehr LKW. Ob ich da noch mitkomme?
Aber endlich war es soweit und wir konnten rein. Zu meinem großen Erstaunen war innen noch ziemlich viel Platz, wo sind nur die vielen LKW geblieben? Und im Personenraum war natürlich auch wenig los, denn zu jedem großen Fahrzeug gehören ja nur zwei Personen. Das Restaurant war zwar geöffnet, aber niemand aß, es ist Ramadan und die Fahrer holten sich Beutel mit Speisen für die weitere Fahrt, wenn sie denn endlich zum Sonnenuntergang wieder essen dürfen.
In Tanger Med war die Ausschiffung einfach, wir fünf PKW durften als erste raus. Die Zöllner waren sehr streng, nahmen die marokkanischen Wagen total auseinander, aber ich musste noch nicht mal den Kofferraum öffnen und war nach wenigen Minuten durch.
Nun hatte ich zwei wichtige Ziele, tanken und meine Maroc Telecom Karte erneuern, so dass ich Internet zur Navigation habe. Ich fuhr zum Marjane, weil ich von früher wusste, dass dort ein Maroc Telecom Laden ist. Also ein Stück Autobahn und kurz vor Tanger auf die N2. Oje, das war ein Fehler. Der Verkehr dort, auch in ganz Tanger, ist völlig überlastet, es ging im Stop and Go sehr langsam vorwärts. Unterwegs schnell getankt, sodass wenigstens das erledigt war. Im Marjane dann alle Läden geschlossen, keine Spur mehr von Maroc Telecom. Ich kam mit einer jungen Familie ins Gespräch und fragte danach. Man sagte mir, wo der nächste Laden ist, aber ich hatte ja keine Ahnung, was genau sie meinten. Also fuhr der Familienvater kurzerhand mit mir, um mich hinzubringen. Zurück in den Stau auf der N2. Es war grässlich. Und als wir dann zum Laden kamen war er zu. Montag wieder. Nebenan Orange hatte auf, also kaufte ich mir dort eine neue Telefonkarte. Aber das Internet geht nicht richtig und vermutlich finde ich keine Lösung vor Montag.
Der Familienvater wollte in der Stadt einiges erledigen, ich brauchte ihn also nicht zurück zu bringen und fuhr weiter Richtung Asilah. Der reinste Horror, was in dieser Stadt am Abend los ist. Natürlich will auch jeder rechtzeitig zum Fastenbrechen heim kommen.
Kurz vor Asilah ist dann die Hotelanlage Briech mit einem Campingplatz. Meine erste Aufgabe, nachschauen, was der Camping so macht und die neuen Preise notieren. Ich kenne den Platz schon lange, aber habe nie dort gewohnt. Er ist ziemlich teuer, aber ordentlich und durchaus zu empfehlen, zudem gibt es einen großen Pool. Das Wasser für die Sommersaison wurde gerade eingelassen, was ja ein paar Tage dauert, und alles ist frisch gestrichen. Der Patron kam hinzu und wir unterhielten uns. Schließlich lud er mich ein, die Nacht dort zu verbringen. Das Angebot hat mich gefreut, denn ich war von der Reise ziemlich geschafft und hatte tatsächlich keine Lust, weiter nach Asilah zu fahren und mir dort erst ein Zimmer zu suchen. Zudem es dort auch nur Parkplätze am Straßenrand gibt und mein vollgepacktes Fahrzeug hier besser aufgehoben ist.
Und dann lud er mich noch zum Iftar ein, dem Fastenbrechen, mit Harira, Datteln und Couscous. Das ist doch mal ein schöner Empfang in Marokko. Freund Thomas, der in Marokko lebt, rief an und meinte, warum kommst du im Ramadan? Da sind doch alle nervös und unfreundlich. Aber das ist meine Erfahrung überhaupt nicht.