Moulay Bousselham

Der Tag startete sehr erfreulich. Nach dem opulenten „Ramadan-Frühstück“ am Abend zuvor war an diesem Morgen nichts von einem Frühstück zu sehen. Also kochte ich mir selbst einen Kaffee und fuhr das kurze Stück, um die Campingplatzsituation in Asilah zu checken. Der erste Platz war gut gefüllt, auch Deutsche waren dort, man bot mir Kaffee an und es folgte ein schönes Plauderstündchen. Auf dem zweiten Platz war es nicht viel anders, auch hier super nette Leute und ich wollte eigentlich gar nicht mehr weg. Verspüre einfach keine rechte Lust zu fahren. Aber ich muss ja.

So war die nächste Station Moulay Bousselham. Es ist ja bekannt, dass die beiden früheren Campingplätze geschlossen haben. Sehr schlecht für die Einwohner, natürlich auch für die Camper, denn die schöne Lagune lohnt einen Besuch und die Fischer wollen ja den Touristen etwas verkaufen, sei es nun so schöne fette Krabben oder eine Fahrt mit dem Boot, um die Vogelwelt in diesem geschützten Reservat zu erkunden. Zwar darf man durchaus eine Nacht auf dem großen Parkplatz in der Ortsmitte stehen, für 50 DH, aber hat keine Versorgung, stattdessen ständigen Besuch von Kindern und Fischern. So kamen denn einige schlaue Menschen auf die Idee, eine Alternative anzubieten, was natürlich nur in sehr kleiner Zahl geht. Mohammed ist zum Beispiel ein Krabbenfischer, der diese auch für die Besucher lecker zubereitet. Da er das schöne Ferienhaus eines Ausländers betreut, das auf dem Vorplatz Stellmöglichkeit für zwei Wohnmobile hat, bietet er das an für 150 DH die Nacht. Wasser und Strom vorhanden.

Und Kbir hat ein kleines Anwesen unten bei der Lagune und bezeichnet das als Campingplatz. Immerhin ist es umschlossen, man sehr sicher, muss etwas kurven, aber 2 – 3 Fahrzeuge passen rein. Es gibt sehr einfache WC und Dusche sowie Strom. Noch kein WiFi, habe ich ihm aber empfohlen. Am Fischerhafen, da wo der alte Campingplatz war, stehen ja die Fischer und bieten Touren an. Und wer da mit einem Wohnmobil erscheint wird von den Leuten zu Kbir geschickt. Etwas schwer zu finden für Fremde, es ist ja kein offizieller Platz und er kann keinen Wegweiser aufstellen. Er verlangt 130 DH die Nacht mit Strom, 4×4 80 DH. Bei den Fischern traf ich ein holländisches Paar mit Camper, die ich zuvor in Asilah getroffen hatte. Wir fuhren dann zusammen zu Kbir, ihm hat es gut gefallen und auch ich blieb noch eine Weile. In dem geschlossenen Hof konnte ich mein Picknick zu mir nehmen, was ja in der freien Landschaft nicht geht im Ramadan. Und dann stellte sich heraus, dass Kbir und ich uns bereits von früher kannten. War also ein richtig schöner Nachmittag.

Bis es dann passierte. Ich bin ja kein Camper, schlafe in Gästehäusern. Und da gibt es die schöne Villa Nora direkt am Atlantik, in der ich früher schon gewohnt habe und die in meinem Buch empfohlen ist. Schon zuvor wollte ich schauen, ob noch alles in Ordnung ist, ging ein paar Schritte zu Fuß, stolperte und fiel auf meine Knie. Stand aber auf und ging weiter. Erst als ich bei Kbir im Garten saß fing das Knie plötzlich sehr stark an zu schwellen, es wurde fußballdick. In der Apotheke bekam ich eine Salbe und Pillen gegen eine Entzündung, aber es wurde richtig schlimm und ich konnte kaum laufen oder Auto fahren. Schaffte es zur Villa Nora. Der Besitzer sollte ja erst Abend kommen, hatte mich für 19 Uhr bestellt, aber ich rief ihn an und er meinte, ich solle das Zimmer nehmen und mich ausruhen. Seine etwa 10jährige Tochter Kensa war einfach unglaublich. Sie kümmerte sich sehr, sehr nett um mich, half wo sie nur konnte, bot mir Essen und Trinken an und ich bekam die schöne Suite mit Blick zum Meer.

Trotzdem fühlte ich mich einsam in so einer Situation. Niemand mit dem ich reden konnte, wie es weitergehen soll. Und alle meine Kontakte und Freunde sind sehr viel weiter im Süden. Ich rief trotzdem Abdou an, meinen besten und langjährigen Freund. Und da war es dann mit der Einsamkeit vorbei. Die Ambulanz, die er schicken wollte, konnte ich gerade noch vermeiden, aber er rief doch tatsächlich den Polizeichef des Ortes an, der einen Gemeindevertreter organisierte, der sich um mich kümmern sollte. Hier ging laufend die Tür auf und zu. Am Ende kam dann auch ein Arzt, zum Glück für ihn noch kurz vor dem Fastenbrechen, sah sich das Ganze an, punktierte die Schwellung, umwickelte das Knie mit einem Verband und schickte mich nach Larache zum Röntgen. Mit der Ambulanz! Nein!!!!

Nach Verhandlungen haben wir nun die Lösung. Der Besitzer des Gästehauses wird mich heute am Sonntag zum Krankenhaus fahren und dann wird geröntgt. Hoffentlich ist nichts gebrochen.