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Was ist eigentlich das Gegenteil von Heimweh? Keine Ahnung, kann es nicht benennen, nur fühlen. Bald muss ich heim und ich will absolut nicht. Jetzt gibt es wieder die Superschlauen, die sagen, ja bleib doch. Wandere aus. Aber leider ist dies nicht so einfach, es gibt eine Menge Gründe dagegen, die ich euch jetzt nicht aufzählen werde. Zu persönlich. Ergebnis ist, ich muss heim.

Wenn es irgendetwas Schönes an dieser Tatsache gibt, so ist dies nur der Flug. Auf den freue ich mich wirklich. Mein Hinflug ging ja über die DomRep, so dass ich nun einen extra Rückflug brauchte. Also nur Einweg. Habt ihr so etwas schon mal gebucht? Schweineteuer! Hätte in der billigsten Economy etwa 1000 Euro gezahlt, nur einfach ohne Gepäck. Schließlich habe ich für nur wenig mehr einen Roundtrip gefunden in der besten Economy Klasse. Delta hat umgebaut und bietet nun in Economy drei Klassen an. Ich habe die Premium Select, nur ein wenig schlechter als Business und es scheint sogar Zugang zu der Lounge zu bieten. Kann gerne nach dem Flug über die Erfahrung berichten. Das heißt natürlich auch, dass ich für den Herbst schon meinen Rückflug nach Florida habe und dann wieder vor der gleichen Situation stehe, zurück nach Deutschland zu müssen.

Aber so weit sind wir ja noch nicht. Erst einmal geht es um das Negativ-Heimweh. Ich bin hier inzwischen so sehr verwurzelt und werde gebraucht, dass ich mich nur sehr schwer lösen kann. In Taunusstein wartet kein Schwein auf mich, braucht mich niemand. Das ist schon schwer.

Snowbird

Eine Bekannte sagte einmal zu mir, du bist doch immer nur kurz dort, da kannst du doch keine Beziehungen aufbauen. Wie falsch das war. Florida ist einfach einzigartig, dies ist ein State, in den viele Amerikaner und Kanadier, sogar ein paar Deutsche, tatsächlich nur für den Winter kommen. Das ist hier das normale Leben, darauf ist alles aufgebaut. Und es hat tatsächlich eine lange Tradition. Schon vor über 100 Jahren haben hier die Reichen aus New York überwintert, haben den Staat erst aufgebaut. Und wie schön, dass dies heute auch für Nicht-Reiche so wie mich möglich ist. Fast alle Leute, mit denen ich zu tun habe sind nur im Winterhalbjahr hier und alle Serviceprodukte sind darauf aufgebaut. Nehmen wir einmal Internet und TV. Letzteres brauche ich nicht, da ich streame, aber Internet ist sehr wichtig. Mein Provider, Spectrum, bietet da einfache Lösungen. Entweder ich kündige jeweils bei meiner Abreise und melde mich danach wieder neu an. Das kostet eine Gebühr. Oder ich melde eben seasonal an, also eine Auszeit für den Sommer. Das kostet pro Monat ebenfalls eine Gebühr, aber gering, so dass die beiden Alternativen in etwa aufs Gleiche rauskommen. Diesmal habe ich seasonal gewählt, da ich ja auch durch den Rückflug den genauen Tag kenne, wo ich wiederkomme, und automatisch habe ich von diesem Tag an wieder Internet.

Strom und Wasser lasse ich immer weiter laufen, aber wichtig ist mir da noch mein Sportstudio. Schon allein der normale Preis ist der Hammer. Ich zahle monatlich knapp 30 $ für ein komfortables Studio mit Pool, Sauna und Jacuzzi. Auch hier könnte ich mich einfach ganz abmelden, oder gegen geringe Gebühr den Vertrag einfach einfrieren. Diesmal war ich nicht so ganz sicher, ob ich vielleicht doch kündige, zögerte, und schon bot man mir an, den Vertrag ohne Gebühr einzufrieren. Das ist Service.

Und dann sind wir beim Autofahren. Darüber habe ich schon oft berichtet, aber man kann einfach nie genug darüber sagen. Für mich ist Autofahren einfach ein humanitäres Recht, ich brauche es und möchte nicht darauf verzichten. Und hier kann man dies einfach entspannt. Zwar schossen auch hier durch den Krieg in der Ukraine die Benzinpreise in die Höhe, aber sie sind immer noch nur halb so hoch wie in Deutschland. Aber das ist es nicht alleine. Gerade kürzlich lese ich in Facebook in der Gruppe Polizeikontrolle von den täglichen Blitzern, die irgendwo stehen. Das gibt es hier einfach nicht. Hier kann man recht entspannt fahren. Ich rede hier nicht zugunsten von Rasern, das ist natürlich nicht richtig, aber jedem normalen Autofahrer kann es passieren, dass er mal zu schnell ist und schon ist es kriminell. Hier nicht. Hier läuft es entspannt und ich habe noch nie ein Ticket bekommen. Auch Rotlichtkameras gibt es so gut wie nicht.

Dass es überall Parkplätze gibt habe ich ja früher schon erwähnt, aber auch die reinen Fahrzeugkosten sind viel niedriger, so dass sich wirklich jeder ein Auto leisten kann. Einen TÜV und die damit verbundene Gebühr gibt es nicht, auch eine Autosteuer nicht, nur das Tag, also die Zulassung, muss jährlich bezahlt werden, Kosten unter 50 $. Und auch die Autoversicherung, die auf deutschem Niveau ist, lässt sich bequem absenken für die Zeit, die das Fahrzeug unberührt in der Garage steht.

Ein paar Gründe fürs Hierbleiben, aber es gibt noch so viel mehr. Das Wetter, die niedrigeren Hauspreise, das entspannte Leben. Ach, ich mache lieber nicht so viel Reklame, sonst kommen alle.