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Reisebericht

La Vallée des Pommes

Also wenn einmal ein Name zutreffend ist, dann dieser. Msemrir liegt auf 2.000 Metern im Hohen Atlas und ist umgeben von Apfelplantagen. Das war mein heutiges Ziel. Vom schönen Chez Talout in Skoura ging es die Straße der Kasbahs entlang bis nach Boumalne, dort bin ich abgebogen in die Gorges de Dades, die Dades-Schlucht. Ich schaute mir die Campingplätze an, natürlich auch einige Hotels und kam dann nach Msemrir. Zum erstenmal war ich dort 1986, zusammen mit einer Freundin, es war eine sehr aufregende Pistenfahrt und am Ende wurden wir in einem Restaurant in Msemrir so abgezockt, dass wir tatsächlich die Polizei riefen. So ist es heute nicht mehr, der Tourismus hat zugenommen und die Einwohner sind sehr freundlich.

Eingeladen war ich von Ibrahim, er arbeitet in der kleinen Auberge La Vallée des Pommes, er hatte schon lange versucht, mich herzulotsen, und endlich hat es geklappt. Die Auberge liegt direkt an der Hauptstraße, ist nichts Besonderes, aber Ibrahim gibt sich viel Mühe. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und es gibt ein Bad mit Dusche und WC. Und natürlich ganz viele Äpfel drum herum, es ist gerade Erntezeit.

Zu der unscheinbaren Auberge gehört allerdings ein Neubau, einige 100 Meter entfernt, und da gibt es weitere Zimmer. Dieses Haus wird nur geöffnet, wenn sich Gruppen anmelden. Man kann hier 33 Personen in sehr sauberen Zimmern unterbringen. Dazu wird ein Campingplatz gehören, in einem ebenen, ummauerten Hof, mit eigenen Sanitäranlagen, nur die Papiere dazu dauern noch ein wenig. Die Bürokratie.

Aber wichtig ist auch, dass Ibrahim nun einen Fahrradverleih aufmacht, bzw. Gruppen auf den wunderschönen Pisten durch den Hohen Atlas führt. Dazu hat er gerade neue Räder geordert. Ich denke, das könnte sehr interessant werden.

Am Morgen dann sollte es Frühstück geben. Schön war, dass Ibrahim genau das brachte, was ich wollte und nicht Unmengen mehr. Schon am Abend hatte er mir genau wie bestellt ein Berberomelette gebracht. War gut. Mein Frühstück bestand aus einem Crèpe, dazu ein Omelette. Fertig. Nein. Nicht fertig. Denn natürlich sollte es dazu einen Kaffee geben, aber die antike Maschine machte einfach nicht mit. Aber wozu habe ich denn meine eigene Maschine im Auto? Im Handumdrehen war der Kaffee fertig.

 

Mit dem Rollstuhl nach Marokko

Ihr habt keine Ahnung, wie schwierig es ist, in der Dades-Schlucht eine Unterkunft zu finden, die auch einem Menschen mit Rollstuhl den Besuch ermöglicht. Irgendwie hat es sich in der letzten Zeit herum gesprochen, dass ich solche Reisen organisiere. Ich erwähne es auf meiner Webseite und bekomme immer mal wieder Anfragen:

https://marokko-luxusreisen.com/marokko-im-rollstuhl.html

Riad in Marrakech

Schon in Marrakech ist es nicht einfach. Natürlich könnten meine Kunden in fast allen Hotels unterkommen, die Aufzüge haben, aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Wer heute Marrakech besucht, will natürlich in einem orientalisch ausgestatteten Riad wohnen. Ein Riad ist immer ein Gästehaus mit besonders persönlichem, liebevollen Empfang, nur wenigen Zimmern, nettes Frühstück und schöner Dachterrasse. Okay, die Terrasse können wir natürlich gleich streichen, denn die in Riads üblichen, engen und steilen Treppen sind nicht machbar. Wir brauchen Zimmer zu ebener Erde mit so wenig Stufen wie möglich. Ein wirklich behindertengerechtes Zimmer wird man nicht finden, wir sind schon zufrieden, wenn es keine Stufen hat. Die Agentur nannte mir zwei Riads, wobei aber das Daria auch richtig teuer ist. Dann gäbe es noch Cologne. Dahin fuhren wir zunächst. Das war eine totale Enttäuschung. Am Eingang eine 15 cm hohe Stufe, gut, dafür kann man sicher Lösungen finden. Dann aber ein nur kleiner Innenhof mit Sesseln und niedrigen Tischen, kaum Platz sich zu bewegen und erst recht kein Tisch, um eine Mahlzeit einzunehmen. Dazu drei Zimmer, die ohne Stufen zugänglich sind, zwei davon aber eher klein. Das dritte ist die Suite, die konnte ich nicht sehen, war besetzt. Aber das Ausschlusskriterium ist der winzige Innenhof, wo sollen die Gäste sich denn aufhalten und essen, wenn sie nicht nach oben zur Terrasse können?

Dann ging es ins Daria. Das war schon was ganz anderes. Hier auch eine Stufe an der Tür, aber sofort sprang man herbei und brachte eine Rampe. Ja, das geht. Und eine Suite ist sehr geräumig und rollstuhlgerecht mit Griffen an WC und Dusche. Kostet allerdings 268 Euro, aber ist alles da, was man braucht. Habe dann zwar noch zwei weitere Riads gefunden, die zwar leichte Stufen haben, aber trotzdem für Menschen gut geeignet sind, die noch ein paar Schritte machen können. Aber leider, alles ausgebucht. Also wenn, dann muss man früh buchen.

Dades-Schlucht

Auf der Reise durch das Land ist es dann schon etwas einfacher. Nicht jedoch in der Dades-Schlucht. Das kann sich vermutlich jeder selbst gut vorstellen. Steile Bergwände ragen rechts und links der Fahrbahn auf und an diese Hänge sind dann Gästehäuser gequetscht, über viele Stufen zu erreichen. Und die sich dann auch noch über viele Etagen ausbreiten. Die Agentur nannte mir aber das Dar Jnan Tiouria. Ja, das ist schon eine gewaltige Anlage, auch sie geht über mehrere Etagen. Am Eingang gleich eine geflieste Rampe, das ist schön. Aber was muss ich dann zu meinem großen Staunen sehen? Treppen führen in die oberen Stockwerke und neben der Treppe eine Rampe, mit kleinen Tritten. Gut gedacht. Aber wer soll es schaffen, einen Rollstuhl hier hinaufzuwuchten. Dazu gehört Kraft und es geht auch noch um die Kurve. OMG, das ist schon heftig. Und das dann ja auch mehrmals am Tag.

Das Zimmer dann ist auch eine Enttäuschung. Zwar ist es geräumig, aber sowohl der Durchgang am Eingang als auch das Bad sind eher eng, hier kommt man kaum mit dem Rollstuhl durch.

Nun will ich das Jnan Tiouria nicht schlecht machen. Für Menschen ohne Bewegungseinschränkung ist es ein wunderbares Haus, schöne Zimmer und hervorragendes Essen. Nur für meine Rollstuhlmenschen ist es einfach nicht geeignet.

Im Grunde bleibt nur eine Lösung, das Hotel Xaluca Dades. Wenn ich auch grundsätzlich Hotels nicht so mag, die Xaluca Hotels sind schon eine Ausnahme. Hier stimmt immer alles. Man kann eben eintreten und die Rezeption erreichen, dann geht es im Aufzug hoch zum Zimmer oder auch zur Terrasse mit Pool und Jacuzzi. Es ist halt nicht so die persönliche Betreuung, die man in einem Gästehaus hat und das Essen wird als Büffet bereit gestellt.

 

Chez Talout

Auch mit dem Chez Talout hoch auf einem Hügel über dem weiten Palmenhain von Skoura verbindet mich eine lange Geschichte. Den ersten Fuß hier hinein gesetzt habe ich im Jahr 2003, als ich eben diese denkwürdige Reise mit dem MX5 machte. Begleitet wurde ich damals von Ali, dem Plüschkamel, über dessen Abenteuer ich danach ein Kinderbuch gemacht habe. Das Buch könnt ihr noch heute in meinem Shop finden.

Und es gab so ein schönes Foto von Ali im Talout, doch danach krachte mein PC und ich habe viele Fotos verloren. Jaja, die Anfänge der digitalen Fotos.

Ein paar Jahre später, als ich anfing selber Reisen nach Marokko zu organisieren, wählte ich dieses Hotel als Etappenquartier, und das ist es bis heute geblieben. Einfach eine superschöne Anlage und liebe Menschen zum Empfang. Und das Essen ist köstlich. Auf der verglasten Terrasse wird das Frühstück serviert zu einem 360 ° Rundblick.

Von Marrakech über Demnate nach Skoura

Wie schön, wieder im Auto zu sitzen und weiter zu fahren. Für heute steht auf meiner To-Do-Liste, die Strecke Demnate – Skoura abzufahren. Hier hatte ich mal ein interessantes Erlebnis. Etwa im Jahr 2000 oder 2001, als ich noch liebend gerne Pisten fuhr, war ich in Ouarzazate, wollte nach Marrakech und fand in der Karte eine Piste über den Atlas Richtung Demnate. Hatte sonst keinerlei Infos. Ganz zu Anfang noch Asphalt, dann Piste und je höher ich auf den Berg kam, desto schmaler wurde die Piste, bis es nur noch eine Maultierspur war. Das Problem war, die Piste lief am Hang entlang, rechts Berg, links tiefer Abgrund, ich steckte fest und keinerlei Möglichkeit, das Fahrzeug zu drehen und zurück zu fahren. Das war in einer Zeit, als man noch keine digitalen Fotos machte, deshalb kann ich euch darüber nichts zeigen. Es war echt heftig. Auf dieser extrem schmalen Spur musste ich zurück fahren, Schritt für Schritt, und eine Kamera hatte das Auto auch noch nicht. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Als ich es endlich geschafft hatte, sah ich abseits ein kleines Dorf und fuhr hinein, um mich zu erkundigen, aber auch, um meine Nerven zu beruhigen. Man wollte mir sofort ein Maultier besorgen, wenn ich denn über den Berg muss, aber nein, mit Auto geht es nicht. Es war eine ganz liebe Familie, es wurde sofort ein Essen für mich gekocht und da ich zurück nach Ouarzazate musste, gaben sie mir noch die Oma mit, die eine andere Tochter dort besuchen wollte. Und Eier bekam ich auch noch mit. So hatte der Schrecken ein gutes Ende.

Das Jahr 2003 war aber ein besonderes Jahr für mich. Es war das erste und einzige Mal, dass ich nicht mit 4×4 nach Marokko reiste, sondern mit einem Mazda MX5, also einem absolut nicht pistentauglichen Zweisitzer. Ich wollte die gleiche Familie wieder besuchen und war völlig baff, als ich feststellte, dass es nun eine fast komplett durchgehende Asphaltstraße gab, die ich tatsächlich mit dem Roadster fuhr. Hier einige Fotos dieser Reise, denn inzwischen war ich digital geworden. Das erste zeigt das Dorf, das mir damals Zuflucht gab.

 

Aber genau diese Asphaltstraße hat es in sich. Hart sind die Winter im Atlas, und jeder Regensturm kann wieder große Schäden anrichten. Es ist geradeso, als wollten die Berge die Straße nicht. So kann man sich nicht darauf verlassen, dass man durchkommt und muss vor einer Fahrt sich bei Einheimischen, am besten LKW-Fahrer, erkundigen, wie der Zustand ist. Ich war nun schon eine Weile nicht mehr da und weil so oft danach gefragt wird, bin ich also nun gestern die Strecke R 307 /N 23gefahren.

Gleich nach Imi-n-Ifri war dann auch eine wunderbare breite Asphaltstraße und ich fragte mich schon, warum hier nicht mehr Leute fahren, war ich doch für lange Strecken alleine auf der Straße. Gut, am Ende wusste ich dann, weshalb. Und auch empfehle ich allen Lesern, vor Antritt der Fahrt nach dem Zustand zu fragen und vor allem, bei Regen nicht zu fahren. Jaja, aber das gilt doch nicht für mich, oder?

Jedenfalls wurde es mir ganz schön mulmig, als immer mehr Straßenschäden auftraten und zudem schwarze Wolken am Himmel auftauchten. Es kommt mir ja keiner entgegen, werde ich durchkommen? Oder muss ich den ganzen Weg zurück nach Marrakech und dann den Tizi-n-Tichka fahren? Habe mir für heute Abend ja das schöne Chez Talout gebucht, darauf möchte ich auf keinen Fall verzichten.

Teilweise war die Straße vollkommen weg gerissen, aber die Bagger waren überall im Einsatz. Manchmal musste ich warten, bis mir ein Weg frei geschaufelt wurde. Aber ich kam durch. Vor allem, als ich die große Brücke über das Oued Tessaout gequert hatte, wurden die Wolken dunkler und ich fuhr, ohne in Toufghine anzuhalten. Schade, denn dort ist eine kleine Auberge, die ich kenne.

Ich beeilte mich also, und auf dieser letzten Etappe kamen mir doch tatsächlich auch ein paar Autos entgegen. Es regnete mal kurz, aber das war es dann, und ich kam gut im Chez Talout in Skoura an. Aber die Bilder, die am Abend durch Netz gingen, zeigten mir, was für ein Glück ich hatte. Sturzbäche kamen nur ein wenig weiter westlich herunter, bei Toundout, Straßen waren blockiert und das hätte ich nicht auf dieser Strecke erleben wollen.

Die Straße ist und bleibt ein Abenteuer.

Hier das Video der Strecke:

Marrakech Medina

Seit ich in Marrakech bin haben wir täglich bis zu 40 ° C. Ich liebe Hitze, aber für so eine Stadt ist das schon viel. Vor allem wenn man zB. Über den Jemaa el-Fna geht, also direkt unter Sonneneinstrahlung, dann ist es schon heftig. In den überdachten Souks ist es schon besser, aber trotzdem bin ich nach 1, 2 Stunden schon ziemlich geschafft und freue mich, in mein kühl klimatisiertes Zimmer im schönen Riad Tawargit zurück zu kommen. Meine Terrasse mit Sonnenliege kann ich immer noch nicht nutzen, aber morgen soll es besser werden.

Aber auch sonst macht mir Marrakech keinen Spaß diesmal. Zu der Hitze kommt ja noch der Krach. Die Medina ist überströmt mit Mopeds und Transport-Dreirädern, es ist Krach und Gestank, nein, schön ist es nicht. Aber auch der Jemaa el-Fna ist eine Katastrophe, da dort viel gebaut wird. Die Moschee dort war ja vorher schon baufällig, wurde dann aber beim Erdbeben noch mehr zerstört, nun wird da gebaut und ein Teil des Platzes ist abgesperrt.

Richtig schön war es nur gestern Abend. Da war ich bei Gabi eingeladen, die Chefin des Riad Noga, das tatsächlich gerade um die Ecke von meinem Riad liegt. Da konnten wir Zwei bisschen klönen zu einem Cocktail gefolgt von gerillten Sardinen.

Am Abend zieht es sich zu, es wird stürmisch. Sieht so aus als ginge die Hitzewelle zu Ende. Aber Regen kommt keiner.

Ach, irgendwie bin ich froh, dass es morgen wieder weiter geht.

Riad Tawargit

Gestern Abend saß ich so wunderbar auf meiner Terrasse im Eau de Vive und genoss einen Rosé. Heute würde ich das auch so gerne tun, habe ich doch wieder eine wunderbare Terrasse inmitten der Medina von Marrakech. Aber es geht nicht. Es ist einfach immer noch zu warm.

Aber von vorn. Man hatte für mich ein Riad inmitten der Medina gebucht und dazu einen Parkplatz für mein Auto. Natürlich kenne ich den Weg nicht wie ein Marrakschi und verließ mich auf Google Maps. Doch das war ein Fehler. Die suchen einfach den kürzesten Weg, ja, einen für Autos, aber natürlich für die hier üblichen Kleinwagen mit heimischem Fahrer. Es war heftig, aber dann kam eine Ecke wo google mich links schicken wollte, was verboten war, Einbahn. Aber es war sowieso viel zu eng. Alle Anwohner umringten mich, zusätzlich etwa eintausend Mopeds. Hupend und schreiend. Einer winkte mich nach links, wohin ich ja nicht darf, ich versuchte es und irgendwann steckte ich völlig zwischen den Hauswänden fest. Am liebsten hätte ich den Wagen stehen gelassen und das Weite gesucht, so aber habe ich mir nur die Haare gerauft. Die Agentur rief an, wollte einen Standort, aber wie soll ich das nur machen in dem Chaos. Ich gab das Telefon an einen der Umstehenden. Der winkte mich schließlich zentimetergenau um die Ecken, stieg ein und brachte mich zum Parkplatz. Der groß und geräumig ist und an einer Straße liegt, die ich durchaus hätte fahren können, wenn Google nur gewollt hätte.

Ein Mitarbeiter vom Riad Tawargit stand schon bereit und half mir mit dem Gepäck, er war so lieb, dass meine Nerven sich langsam wieder beruhigten. Die Agentur, mit der ich arbeite, wenn ich Reisen nach Marokko organisiert, nutzt häufig das Riad Tawargit, es liegt günstig, ist nett und noch bezahlbar. Hat natürlich auch viele Treppen, weshalb ich es nicht nutzen kann für Kunden mit Rollstuhl, die ich öfter habe.

Also habe ich mich erstmal ein wenig erholt und einen kleinen Lunch zu mir genommen. Dann ein paar Sachen für die Reinigung zusammen gesucht, so etwas findet man ja an jeder Ecke und es kostet nicht viel. Morgen kann ich es abholen.

Einen Spaziergang durch die Medina gemacht. Was heute unerlässlich ist, natürlich dabei immer das Smartphone im Auge. Und was schreibt ein Freund aus USA da gerade in Facebook: Soon the best country to live in will be the country with the fewest muslims.

Ich fass es nicht. Eigentlich ein sehr guter Freund, aber eben … Was mache ich als Antwort? Ich sende ihm ein Video von meinem Riad. Das hat ihm schon gefallen, vor allem die Tadelakht-Wände. So was kannte er nicht. Es ist eben so, Menschen, die nicht reisen, die andere Kulturen nicht kennen, sind oft sehr engstirnig. Ich gebe noch eins drauf und sende ihm auch noch ein Video aus der Medina.

Aber zurück zur Medina. Eigentlich habe ich ja gar nichts vor, laufe nur so rum. Ein Mann spricht mich an, möchte mir eine Tour in den Süden verkaufen. Er würde ja alle schönen Orte in Marokko kennen. Ich so ungefähr: lieber Mann, ich glaube, ich kenne Marokko besser als Sie.

Ein Wort gab das andere, und natürlich landete ich irgendwann in seinem Büro bei einem langen Gespräch und einem Tee. Er stammt ursprünglich aus Agdz und sehr schnell stellten wir fest, dass wir die gleichen Leute kennen. Er erwähnte einen Freund aus Agdz, der gerade ein neues Gästehaus eröffnet hat, ja das interessiert mich. Also hat er ihn angerufen und mir das Telefon in die Hand gedrückt. Ich sagte meinen Namen und klar kannte der Freund mich. Wer kennt mich nicht, haha. Wir haben also vereinbart, dass ich vorbei fahre sobald ich in Agdz bin.

Dann ging es wieder zurück ins Riad. Bin ganz allein hier. Ich glaube alle anderen haben heute Abend etwas vor, nur ich nicht. Aber morgen gibt es für mich auch etwas Schönes. Gleich nebenan ist das Riad Noga, geführt von der Deutschen Gaby, die ich schon lange kenne, und morgen bin ich da zum Abendessen eingeladen.

Tja, und nun sitze ich in meiner klimatisierten Master-Suite, weil es auf der Terrasse draußen einfach noch zu warm ist, selbst jetzt noch um 21 Uhr.

Dar L’Eau de Vive

Die Fahrt von Arougou über die N 8 ist völlig ereignislos, sowohl Khenifra als auch Beni Mellal konnte ich umfahren. Ich freute mich ja schon auf das Gästehaus, in dem ich angemeldet war.

Ich glaube, im Campingführer von 2015 war das Eau de Vive zum erstenmal aufgeführt, als kleiner Campingplatz hoch über dem Zufluss zum Bin-el-Ouidane. Ich schrieb: Alles ist schön angelegt mit blühenden Blumen, liebevoll gepflegt. Ein kleiner gemütlicher Platz, der sehr zu empfehlen ist. Dazu gibt es drei sehr einfache Gästezimmer.

Und es waren auch immer einige meiner Leser dort. Die Zufahrt war eng, viel Platz gab es nicht. Dann kam Corona und als ich 2022 wieder dort war hatte es sich komplett verändert. Keine Campingfläche mehr, sondern eine Erweiterung des Gästehauses, und die ist vollkommen gelungen. Ein traumhaft schönes Plätzchen. Am steilen Hang gibt es nun 22 schöne Zimmer, alle mit Bad und Klima, und die meisten haben noch eine Terrasse davor. Dort am Abend zu sitzen, einen Tee zu trinken (oder einen Rosè, wenn man ihn denn mitgebracht hat), ist einfach wunderschön. Ein blühender Garten, der sehr gepflegt wird und dazu auf vielen Terrassen ein Restaurant, in dem auch Durchreisende gut verpflegt werden. Ein kleiner Pool sorgt für Erfrischung. Die Zimmer kosten je nach Lage und Ausblick zwischen 600 und 1.000 DH für zwei mit Frühstück.

Ich habe mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt hier und am Nachmittag hieß es, willst du nicht mal Kayak fahren? Und das mir. So laut konnte ich gar nicht ja schreiben. Das war einfach wunderschön, ich stieg den steilen Berg hinunter zum Fluss und konnte bis zur hohen Staumauer paddeln. Ein Traum bei diesem heißen Wetter. Am Tag waren es gut 35 Grad, jetzt am Abend ist es etwas kühler.

Heute geht es weiter nach Marrakech, aber ganz ehrlich, ich bin traurig. Dies hier ist ein Ort zum Bleiben.

Ein paar Fotos:

Und ein Video

Ain Leuh – Arougou (Khenifra)

Diese Strecke ist wunderschön und die Straße gut ausgebaut. Sehr schöne Gebirgslandschaft mit Zedern- und Eichenwäldern, erinnert an den Schwarzwald, nur dass zwischendurch Affen herum laufen. In meinem Reisehandbuch als Route D 7 wurde noch von schlechter Straße gesprochen, aber das hat sich geändert, sie ist heute für alle Fahrzeuge machbar. Es geht vorbei an der Quelle des Oum-er-Rbia, der später bei Rabat-Salé in den Atlantik mündet. Es waren ziemlich viele Autos dort am Straßenrand geparkt, während ein neu angelegter asphaltierter Parkplatz gesperrt war. Schade, so hielt ich also nicht an.

 

Palais de Cèdre

Mein Ziel war Arougou, 10 km vor Khenifra, wo ich in einem Hotel angemeldet war, dem Palais de Cedre. Das stellt man sich großartig vor, aber die Wirklichkeit hielt nicht stand. Man hatte zwar nicht ein einfaches Zimmer für mich vorbereitet, sondern sogar ein komplettes „Chalet“, aber trotzdem war ich enttäuscht. Schon die Architektur der Anlage ist irgendwie völlig unpraktisch. Zu Beginn gibt es erstmal einen großen Festsaal mit eingestaubtem Springbrunnen davor, die Rezeption muss man erstmal suchen, dahin geht es verschlungen durch schmale Wege.

Hinter der Rezeption sind einige Zimmer, aber mir wurde ja ein Chalet gegeben. Dazu muss ich erst den Pool umrunden und dann über sehr verzweigte Treppen nach oben gelangen. Also umständlicher geht es nicht, zum Glück wurde mir mit dem Gepäck geholfen. Die Chefin war allerdings sehr nett und fragte, was ich zum Abendessen haben möchte. Wir einigten uns auf ein Omelette mit Gemüse, und das war allerdings recht gut. Ein Arbeitsessen in meinem Chalet.

Arougou

Sie wies mich darauf hin, dass ich noch einen kleinen Spaziergang machen sollte, und das war allerdings eine gute Idee. Die beste. Nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt ist ein groß angelegtes Freizeitgelände, das ich so noch nicht gesehen habe. Um einen rauschenden Bach haben sich jetzt am Freitagabend viele Familien gelagert. In den Buden darum herum bekommt man etwas zu essen und zu trinken oder man bringt selbst etwas mit. Es ist richtig viel los und sieht sehr romantisch aus. Auch die Marokkaner müssen sich nach einer langen Arbeitswoche erholen. Das ganze Tal ist bewachsen mit Feigenbäumen, die gerade jetzt viele Früchte tragen und so ist auch ein kleiner Obststand aufgebaut mit den Produkten der Region. Es gibt auch Weintrauben, allerdings habe ich die Weinstöcke noch nicht gefunden. Kann nicht weit weg sein.

Azrou – Mireille – Ain Leuh

Die Marokkaner, die ich gesprochen hatte, konnten ja nicht verstehen, warum man von Azrou nach Khenifra nicht die Hauptstraße nimmt, keiner wollte begreifen, warum ich durch die Berge wollte. Aber diese Route ist natürlich sehr viel schöner. Herrliche Natur mit Eichen- und Zedernwäldern und natürlich auch Affen. Die Straße war früher schlecht, so dass sie für Wohnmobilfahrer nicht unbedingt zu empfehlen ist, aber das hat sich geändert. Ist fast auf der ganzen Strecke neu ausgebaut. Mein erstes Ziel lag kurz vor Ain Leuh: Mireille!

Wenn ihr mal in meinen Campingführer schaut so findet ihr auf Seite 78:

Chez Mireille, N33 19.313 W05 16.557, Tel. 0668 – 49 83 57, mireilleduval328@yahoo.fr. Mireille hat mit ihrem Sohn Yassine auf einem großen, baumbestandenen Grundstück eine Stellfläche für Wohnmobile (auch große) und 4×4 geschaffen. Einrichtungen wie Entsorgung und Strom gibt es nicht, aber Wasser. Hier geht es frei zu, was auch den Preis betrifft.

Diese Information hatte ich nicht selbst recherchiert, sondern von meinen französischen Freunden übernommen, die wohl schon seit Jahren zu ihr fahren. Nun bitte nicht sofort zu diesem GPS-Punkt losfahren, sondern lest erstmal weiter. Ich rief von Azrou kurz an, um zu hören, ob sie zuhause ist. Ja, war sie. Dann fuhr ich stur zu diesem GPS-Punkt und landete in der Wildnis an einem Brunnen. Der natürlich falsch war und kaum Platz zum Wenden hatte. Also bloß nicht mit WoMo. Ich rief nochmal an und Mireille meinte, sie setzt sich ins Auto und sucht mich. Ich dachte mir aber gleich, die weiß ja gar nicht, wo sie suchen soll. Ich fuhr also weiter und fand zum Glück jemand, den ich fragen konnte. Also, ich habe Mireille gefunden, und die Punkte im Buch sind völlig falsch.

Übrigens, ich finde ja einiges Neue auf meiner Tour. Wenn ich mal etwas Zeit habe stelle ich das alles zusammen und als Update in den Shop, es dauert ja noch ein wenig, bis ihr alle losfahrt.

Irgendwann kamen Mireille und ich dann tatsächlich zusammen und ich konnte mir ein Bild machen. Sie ist nicht mehr jung, die 8 vorne gibt es schon, und sie hat sich auf diesem schönen Landanwesen zur Ruhe gesetzt, mit etlichen Katzen und Yassine. Das ist nicht wirklich ihr Sohn, eher ein Pflegesohn. Es war Mittagszeit und ich musste mich sofort mit ihr an den Tisch setzen, eine marokkanische Bekannte hatte gekocht und es war köstlich. Es ist also ein größeres Anwesen, zu erreichen über 1 km Piste und man kann einfach kommen und bleiben. Sie verlangt noch nicht mal Geld, nur Gesellschaft. Man kann toll mit ihr klönen, aber, leider nur auf Französisch. In der Gegend sind wunderbare Spiergänge möglich und es lohnt sich, ein paar Tage zu bleiben.

Hotel Relais Saiss

Irgendwann muss ich auch dem schönsten Hotel auf Wiedersehen sagen und es ging Richtung Azrou. An dieser Strecke habe ich doch für euch eine schöne Stellmöglichkeit gefunden. Das Relais Saiss liegt 25 km nach Fes an der Straße nach Azrou und ist so ein typisches Hotel, das man in Marokko immer öfter direkt bei Tankstellen findet, was nicht unbedingt schlecht sein muss. Aber der Hammer, wir können es auch als Stellplatz benutzen. Man bleibt also nicht an der Tankstelle, sondern fährt durch das Hoteltor, neben dem Gebäude ist dann eine sehr große Fläche, die als Stellplatz genutzt werden kann. Strom gibt es nicht, aber zum Hotel gehört ein Terrassencafé und dort sind Toiletten, die auch in der Nacht offen sind. Hier steht man ruhig und sehr sicher. Und kann auch in den Pool springen. Motorradfahrer, die mal kein Zelt aufbauen möchten (was möglich wäre), nehmen wahrscheinlich lieber ein Hotelzimmer, das kostet für zwei 400 DH mit Frühstück. Stellplatz kostet 50 DH pro Person und pro Fahrzeug.