Walli und ich zogen um ins Hotel Saharien. Am Morgen wurde ich von dumpfen Trommelschlägen geweckt. Die Leute im Hotel konnten mir nicht so recht erklären, was es mit der Musik auf sich habe, so suchte ich also nach Kamel. Er erklärte mir, dass es sich um ein Fest zu Ehren eines Marabuts handelte, eines heiligen Mannes. Wir gingen zusammen zu dem Festplatz. Er liegt nicht weit vom Stadtzentrum neben einer Moschee, mitten in den Sanddünen. Gegenüber steht das Grabhäuschen des Marabut und vor diesem hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Diesmal waren die Menschen aber ganz strikt nach Männern und Frauen getrennt, Kamel sagte gleich zu Beginn, dass er auf mich warten wolle. Auf keinen Fall wollte er auf diesem Fest in Begleitung einer Frau gesehen werden. Ältere Männer in Djellabas mit einem Gewehr auf der Schulter (sicher nur zur Zierde) patrouillierten auf und ab und achteten streng darauf, dass die Ordnung eingehalten wurde. Kinder mussten bei den Frauen sitzen, schon etwa 10jährige Mädchen wurden sofort von der Männerseite vergrault. Wenn ich allerdings mal bei den Männern stehen blieb, sagte keiner etwas, ich war auch die einzigste Touristin.
Reiter stellten sich in ihren schönsten Trachten auf, man sah sowohl herrliche Araberpferde als auch Reitkamele. Wenn eine Gruppe beisammen war, jagten sie auf ein Zeichen hin durch die von den Zuschauern gebildete Gasse und schossen ihre reich verzierten Gewehre ab. Es war ein Schauspiel, so schön und so echt, dass es mir viel lieber war, als das ganze Saharafestival.
Von Kamel hatte ich gehört, dass der Sage nach in dem Häuschen des Marabut eine Schlange leben soll. Einmal im Jahr, an diesem Festtag, soll die Schlange erscheinen und ihr Biss soll völlig ungiftig sein. Kamels eigener Glaube daran war allerdings nicht sehr groß, er wollte sich lieber nicht beißen lassen. Die Menschen versammeln sich, um auf das Erscheinen der Schlange zu warten und verkürzen sich die Zeit mit diesen Reiterspielen. Ob die Schlange aber wirklich noch erschienen ist, kann ich leider nicht sagen.