Ein Besuch in der türkischen Hammam

Meine Schwiegertochter hatte Geburtstag und keiner war da. Tochter bereits in Urlaub, Ehemann geschäftlich verhindert. Bleibt nur die Schwiegermutter. Und ich dachte mir, was kann meine gestresste Geli besser entspannen als ein Besuch in der Hammam.

Nun ist ein kurzer Flug nach Marrakech ja doch etwas aufwändig. Eine Internetrecherche ergab, es gibt tatsächlich eine Hammam in der Region, in Kastel. Aber eine türkische, bisher kenne ich nur marokkanische Hammams.

Die auf der Webseite veröffentlichten Preise sind ganz schön happig, so kostet unser Paket 69 Euro pro Person. Aber auf Groupon kann man einen Gutschein für 2 Personen buchen, der zusammen nur 79 Euro kostet. Enthalten ist laut Beschreibung:

  • Begrüßung mit einem türkischen Tee
  • Hamam Benutzung
  • Sauna Benutzung
  • Dampfbad Benutzung
  • Hamam Natur Seife
  • Ganzkörper Peeling (10 min.)
  • Seifen Schaum Massage (10 min.)
  • Ganzkörper Ölmassage (15 min.)
  • Ruhe- und Entspannungsraum
  • Obstteller
  • Türkischer Tee
  • Ein Getränk nach Wahl

Voller Erwartung fuhren wir also los. Die Örtlichkeit ist nicht unbedingt ansprechend, im Industriegebiet direkt über einem Autohaus. Aber immerhin reservierte Parkplätze für die Hammam. Doch die erste Etage, auf der sich die Wellness-Oase ausbreitet, ist sauber gefliest und ordentlich. Der Empfang durch die junge Dame war eher kühl. Nirgendwo auf der Website war beschrieben, was wir mitbringen sollten. Wir hatten Bademantel, Handtuch und Shampoo dabei. Zu empfehlen ist aber ein zweites Tuch, Bikini und Badeschlappen. Wenn man Handtücher und dergleichen braucht gibt es dafür eine Leihgebühr, wir erhalten ein türkisches Hammamtuch, es soll laut Liste 2,- Euro kosten, aber sie berechnete uns nichts. Einen Tee zur Begrüßung gab es nicht.

Die Dame, durchweg türkisches Personal, nicht alle Damen sprechen deutsch, zeigte uns die Räumlichkeiten. Dann begaben wir uns in den eigentlichen Hammamraum. Verglichen mit einer marokkanischen Hammam war dieser sehr groß, mit unzähligen Wasserstellen, alles mit Marmor gefliest, in der Mitte ein weiter Marmortisch zum Liegen. Hier sollten wir uns zunächst im heißen Dampf aufhalten und weichen. Es war ziemlich warm und meine Geli hat das nicht so lange ausgehalten. Dann wurden wir in einen kleinen Nebenraum gerufen. Dort mussten wir uns nacheinander auf einen mit einer Gymnastikmatte abgedeckten Marmortisch legen und wurden bearbeitet. Zunächst mit dem berühmten rauhen Handschuh abgerubbelt, aber nicht mit der schwarzen Seife, die ich aus Marokko kenne. Versprochen auf der Webseite war, dass jeder einen eigenen Handschuh bekommt, den er später mit nach Hause nehmen darf. Auch das kenne ich aus Marokko, wurde hier aber nicht gemacht, es war ein bereits benutzter (hoffentlich gewaschener Handschuh), den wir auch nicht mitbekamen. Für uns beide der gleiche. Danach wurde es interessant. Ein Leinenbeutel wurde mit Seifenlauge aus einem Eimer gefüllt, hin und her geschüttelt, wobei sich schöner Schaum bildete und der dann auf unserem Körper ausgeleert. Dreimal das Ganze und dann wurde massiert. Insgesamt muss ich sagen, dass die Zeiten, die im Programm angegeben war, doch eher verkürzt wurden. Auch die 15 minütige Massage später, die in Marokko immer mindestens 30 Minuten dauert.

Danach ging es in den Ruheraum. Da Geli Geburtstag hatte, hatte ich für uns ein Piccolo dabei, aber das wurde uns nicht erlaubt. Speisen und Getränke darf man nicht mitbringen. Es gab dann ein Glas türkischen Tee und eine kleine Obstplatte, das war wirklich nett, aber ein Extragetränk wie in der Beschreibung gab es nicht. Der Ruheraum ist angenehm mit großen, bequemen Liegen, auf denen allerdings keine Tücher lagen. Die anderen Damen war zum Teil Türkinnen, zum Teil aber auch Deutsche. Ein Badeanzug ist übrigens vorgeschrieben. Die 7 Wochentage sind streng aufgeteilt, 3 Damentage und 4 für Männer, mal wieder total ungerecht.

Zwischendurch kam die Masseuse und holte uns ab in den Massageraum. Es wurde nur auf der Rückseite massiert, vielleicht 10 Minuten und dann wurde ich in Handtücher eingepackt, um noch ein wenig zu ruhen. Wieder zurück im Ruheraum beschlossen wir, auch die Sauna einmal auszuprobieren, wir sind beide wirklich erfahren darin. Aber hier konnten wir es nicht aushalten. Es war fast 120 Grad heiß, 5 Minuten war das Äußerste, dann mussten wir raus, wobei ich mich noch an den Schrauben verbrannte, mit denen der Türgriff angeschraubt ist. Dann noch ein wenig ruhen und nach knapp 3 Stunden ging es wieder nach Hause.

Als Fazit kann ich sagen, wenn man die schönen Hammams in Marokko kennt (über die Türkei kann ich nicht urteilen) ist das Angebot hier eher unterdurchschnittlich zu einem stolzen Preis. Wir haben es genossen, weil es ein besonderer Tag war, aber ich müsste nicht noch einmal hin. Vor allem nicht zu dem offiziellen Preis.

Für mehr Infos: www.omhara-hamam.de