Ich kenne den Erg Chebbi noch, als es in den Dünen drei Cafés gab, null Hotels, kaum Touristen, die nur abends in Landrover-Karawanen eintrafen, um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Dann ging es wieder in ihr Hotel in Erfoud zurück. Nur vor der großen Düne bei Merzouga gab es das Hotel Merzouga, kein Strom, Zimmer nut mit primitiven Betten, WC auf dem Gang, von Klimaanlage träumte man damals nicht einmal. Ich habe trotzdem dort geschlafen, im Café Dune dÒr auf Matten. Am Abend kamen auf Mopeds ein paar Jungs und haben getrommelt bis das Zwerchfell platzte. Es war eine schöne Zeit. Keine Fotos dazu, denn damals gab es die nur auf Papier, zückte nicht dauernd jemand sein Smartphone.
Dann kamen immer mehr Hotels, dann wurde die Teerstraße gebaut, die Sanddünen mit Biwaks zugepflastert. Finde ich das gut? Nein. Kann ich es aufhalten? Nein. Quads tauchten auf. Schon 2014 schrieb ich in meinem Reisehandbuch:
Ein weiteres Problem stellen die Offroad- und vor allem Quadfahrer dar, die mit ihren Fahrzeugen die Dünen zur Teststrecke erkoren haben. Die Landschaft wird zerstört, die Tierwelt vertrieben, aber es bringt das große Geld. Das ist leider das einzige was zählt. Seit 2005 ist das Befahren der Dünen offiziell verboten, aber es kümmert sich niemand darum. Der Erg Chebbi sollte gerade nach dieser Katastrophe (Unwetter mit Überschwemmung und Zerstörung vieler Auberges) zum Naturschutzgebiet erklärt werden, aber wahrscheinlich ist es dafür schon zu spät. Hoffentlich geschieht nicht das gleiche am bisher noch recht natürlich erhaltenen Erg Chegaga.
Konnte ich damit irgendetwas aufhalten? Nein. Quads und Buggies nehmen immer mehr zu, Ruhe findet man in den Dünen nicht mehr.
Ali Oubassidi vom schönen Gästehaus Ksar Bicha
Und so habe ich auch die Einladung von Ali Oubassidi von dem schönen Gästehaus Ksar Bicha akzeptiert, mit dem Buggy zum Sonnenuntergang zu fahren. Ich soll das verdammte Ding fahren. Aber ich habe doch Angst! Ali ist tatsächlich ein geprüfter Fahrlehrer für Quads und Buggies, künftige Rallyefahrer lernen bei ihm. Zudem spricht er gut Deutsch, in schnellen Situationen von Vorteil. Ich kann ihm vertrauen. Und so rasen wir die Dünen hinauf und hinunter. Wenn es hoch geht sehe ich ja absolut nicht was dahinter kommt, und was kommt ist meist sehr steil abwärts. Aber das Ding meistert alles. Zudem ist man gut festgehalten durch den Gurt sowie den Überrollbügel, selbst bei einem Sturz würde wenig passieren. Das sieht bei Quads schon anders aus, da gibt es öfter Unfälle mit Verletzten. Und trotzdem, mir reicht eine kurze Tour, ich bin doch zu ängstlich. Kann verstehen, dass es den großen Jungs viel Spaß macht, aber ich möchte doch lieber zurück.
Biwak
Ali will mir seine Biwaks auf der anderen Seite des Erg zeigen. Mitten in den Dünen sind ja nun keine festen Camps mehr erlaubt. Ich sage, dann fährst du aber. Er sagt, dann fahren wir mit dem Auto. Zurück an der Werkstatt lässt er Luft ab aus den Reifen. Mir hätte schon da böses schwanen müssen. Denn anstatt die bequeme Piste um Erg Chebbi zu fahren geht es nun über die allerhöchsten Dünen. Ali sagt, man muss immer über die hohen Dünen, um den besten Überblick zu haben. Eine wilde Jagd. Gemütlich ziehen die Kamele dahin, um die Gäste zu den Biwaks zu bringen, um sie nicht zu stören geht es also wieder hinauf. Wir trinken Tee im Biwak, die Gäste treffen ein, machen sich hügelan auf den Weg für den Sonnenuntergang, also fahren auch wir wieder los. Wohin? Überflüssig zu fragen, natürlich in Richtung auf die höchste Düne. Dort stehen bereits drei Touristen, fest umhüllt mit blauen Chechs, ich habe ein schlechtes Gewissen, ihre Ruhe zu stören, Ali saust darauf zu. Und die Gäste? Schimpfen? Nein! Begrüßen uns mit fröhlichem Hallo und wollen alle ein Foto mit dem Wagen. Ich frage nach der Nationalität: Marokko! Was? So sehen sie nicht aus. Sind drei Geschwister und wohnen in Marrakech, Dänemark und Kalifornien. Und sind doch tatsächlich Gäste in Alis Biwak, obwohl es noch gut 90 andere gibt an den Dünen.
Der Sonnenuntergang ist grandios und Ali muss versprechen, die Gäste morgen früh persönlich aus dem Biwak abzuholen mit diesem tollen Wüstenauto, das hat sie sehr beeindruckt.
Wer das Abenteuer nachmachen möchte, hier gibt’s die Fahrzeuge:
Merzouga Desert, Hassi Labiad, Tel. 0650 – 03 14 56, www.merzougadesert.com, merzougadesert@yahoo.com
Oder quartiert euch doch gleich im schönen Ksar Bicha ein und redet mit Ali, www.ksarbicha.com