Höllenfahrt mit Ali vom Ksar Bicha

Heute früh war ich mit Ali vom Ksar Bicha verabredet, der mir zeigen wollte, wo nun seit der großen Änderung seine Wüstenbiwaks sind. Bisher gab es inmitten der Sanddünen viele feste Camps, aber die wurden nun verboten. Und damit wir alles gut erreichen können stand Ali mit seinem Buggie bereit. Bisher bin ich schon Quad gefahren, diese geländetauglichen Motorräder mit vier Rädern, aber immer nur hinten drauf, eine kurze Probefahrt zeigte mir, dass ich nicht dafür gemacht bin. Diesmal also Buggie. Hier wird Sicherheit groß geschrieben, es gibt einen Helm und einen Sicherheitsgurt. Man kann bei Ali auch eine Tour mit einem solchen Gefährt buchen und selbst fahren, aber es gibt Regeln zu beachten und es ist immer ein Führer dabei. Ich nahm also auf dem Beifahrersitz Platz. Nun bin ich über die Jahrzehnte natürlich genug Wüstenpisten gefahren, auch sandige, blieb auch mal stecken, aber immer habe ich mir die einfachste Passage gesucht. Ali macht etwas ganz anderes, er sucht immer die höchsten Dünen aus, die danach scharf abfallen, was man vor allem nicht einsehen kann. Mit vollem Karacho also den Dünenberg hinauf, über uns nur der Himmel und dann geht’s abwärts. Es macht Spaß, daneben zu sitzen, aber ein ganz klein wenig Angst habe ich schon. Ali zeigt mir die schönsten Stellen, zeigt mir, wo seine Gästen hinreiten, um den Sonnenuntergang zu bewundern, ich sehe den leeren Platz des alten Camps und die Reihe der neuen Biwaks hinter den Dünen. Sie müssen nun etwas Abstand vom Sand halten, nicht nur, um die Natur zu schützen, ich vermute, man denkt auch an einen Notfall. Ein Gast, der vom Kamel stürzt und ein Krankenwagen muss anfahren, aber auch – Gott möge es verhüten – ein Anschlag. So etwas ist noch nie vorgekommen, aber die Marokkaner sind vorsichtig. So mittendrin könnte man nichts machen. Die wilde Fahrt ist einfach toll. Muss natürlich sagen, dass ich im Grunde gegen die Dinger bin, wegen dem lauten Knattern und der Natur. Aber ich glaube, es gibt kaum jemand, der wenn er darauf sitzt, nicht doch total begeistert ist. Von Angsthasen mal abgesehen.

Wir kommen in Alis Lager an, das wirklich einen schönen Platz hat. Nicht in den Dünen, wie vorgeschrieben, dennoch mit herrlichem Blick darauf und vor allem, keine direkten Nachbarn. Es gibt andere Stellen, da sind auf 100 Meter fünf Camps und die Generatoren dröhnen. Ali hat ein Standard und ein Luxuscamp direkt nebeneinander. Sehr schön.

Wir wollen zurück. Er sagt, du fährst! Ich? Kann ich nicht. Doch kannst du, du folgst einfach immer nur den Spuren.

Okay. Also wieder Helm auf und los. Ein bisschen Angst habe ich schon, vor allem wenn ich seitlich schräg am Abhang hänge. Und dann die hohen Dünen. Ich muss auch da hinauf. Natürlich mit Karacho, weil ich sonst nicht rüber komme. Bin ich zu langsam muss ich zurück und einen neuen Anlauf nehmen. Ein eigenartiges Gefühl, mit voller Wucht hochzubrausen und nicht zu wissen, was dahinter kommt. Aber die anderen Spuren vor mir haben es ja wohl geschafft und Ali will seinen Buggie auch nicht verlieren. Ich bin mir nicht sicher, ob es jetzt einfacher oder schwieriger als Fliegen ist, irgendwie habe ich mich als Pilotin im kleinen Flieger doch sicherer gefühlt. Hier wie dort kann man hart landen.

Ein Traum. Es war superschön und ich danke Ali, dass er es mir zugetraut hat.