Gern wäre ich noch ein paar Tage an diesem schönen Ort geblieben, aber mein „ständiger Begleiter“ verleidete mir den Aufenthalt etwas. Also fuhr ich weiter, ich wusste noch nicht, wohin mich dieser Tag bringen würde. Zunächst ging es wieder entlang der Erdölpiste. Zum Brunnen Bir Soltane führt eine Abzeigung, er liegt zwei Kilometer entfernt. Ich füllte meinen Kanister mit frischem, klarem Trinkwasser. Ein Arbeiter half mir an der Motorpumpe, die in einem kleinen Häuschen untergebracht ist. Der Brunnen steht ganz allein hier, es gibt keine Ansiedlung, nur etwas weiter entfernt ein Militärlager. Aber die Nomaden kommen hierher, um ihr Vieh zu tränken und ihre eigenen Vorräte aufzufüllen.
Bald hinter Bir Soltane musste ich die schön ausgebaute Piste verlassen und nach Douz abbiegen. Bisher kam mir ab und zu mal ein Wagen entgegen, aber jetzt war ich ganz allein auf der Strecke. Die Piste ist manchmal vom Sand überweht, aber man kommt ganz gut durch. In Douz trank ich in einem Cafe eine Cola, aber sofort kam ein junger Mann, der sich als Führer anbieten wollte. Ich weiß wirklich nicht, was er mir noch zeigen soll, ich habe meinen Weg auch allein gut gefunden und wurde etwas unfreundlich. Er schimpfte hinter mir her. Ich wollte mich nicht länger in Douz aufhalten, da nach Weihnachten hier ein Sahara-Festival anfangen wird und ich dann noch einmal zurückkommen will.
Also fahre ich weiter nach Kebili. Das ist ein etwas größerer, aber nicht sehr schöner Ort, aber hier gibt es ein gutes Hotel und nach fast 300 Kilometer Piste sehne ich mich nach etwas Komfort und einem kühlen Bad. Beim Abendessen im Restaurant fragt mich der Direktor persönlich, ob es mir gefällt, es hat schon Vorteile, als Frau allein unterwegs zu sein.
Kebili ist der südöstliche Ausgangspunkt für die Fahrt über das Schott Jerid. Der Salzsee – aus Karl May’s Geschichten hinlänglich bekannt – hat viel von seinem Flair von Abenteuer und Gefährlichkeit verloren, seit es von einer Asphaltstraße durchschnitten wird. Vor Jahren hatte ich einmal eine organisierte Busfahrt in Tunesiens Süden gemacht und war dabei über das Schott gefahren. Seitdem hegte ich den Wunsch, einmal allein, ohne eine Reisegruppe hinter mir, über den See zu fahren und anhalten zu können, wo immer ich möchte. Und nun war ich endlich angekommen. Ich parkte das Auto und ging ein paar Schritte über das Salz. An den meisten Stellen ist das gut möglich, es sieht nicht aus, als sei man auf einem See, feiner Kies bedeckt den Boden. Zunächst gab es noch einige Pflanzen, die den salzhaltigen Boden aushalten, aber später findet man nicht mehr die geringste Vegetation. Und unvermittelt gibt es Wasserlöcher, an deren Rand sich dicke, pastellfarbene Salzkrusten gebildet haben. Ich versuche mit einem Taschenmesser einige Kristalle abzulösen, es ist nicht leicht. Mehrere Pisten führen über das Schott, aber ich probierte keine aus, später sollte ich noch leidliche Erfahrungen damit sammeln.
Gegen Mittag komme ich in Tozeur an und schlendere über den kleinen Markt. Tozeur ist ein Zentrum für Datteln und so werden sie an jeder Straßenecke angeboten. In kleine Kisten verpackt oder am Strang, so, wie sie am Baum wachsen. Ich kaufe einige Datteln und Orangen, einerseits fürs Mittagessen, andererseits, um eine eiserne Reserve dabei zu haben, man weiß ja nie, was einem so alles passieren kann.