Lake Apopka North Shore Loop

Im Februar 2020, kurz bevor Corona um die Welt ging, war ich in Apopka, um die schönen Bike Trails hier zu recherchieren. Und stieß auf den North Shore Loop, den ich aber zeit- und kraftmäßig leider nur zur Hälfte fahren konnte. Und seitdem stand dieser Loop auf meiner Wunschliste, denn er ist in meinen Augen der schönste, den Central Florida zu bieten hat. Es ist ein Wildlife Drive durch ein Naturschutzgebiet mit unzähligen Vogelarten, aber auch dicken fetten Alligatoren.

Lake Apopka Wildlife Drive

Im Grunde fahre ich nur bis zu 30 – 35 km pro Tag, da ich ja doch schon eine ältere Dame bin und hier kein eBike zur Verfügung habe. Es war klar, der Loop ist länger, aber ich habe ja auch den ganzen Tag. Dazu etwas Obst, es wird schon gehen.

Bloß, zu Beginn kam ich einfach nicht weiter. Schon gleich am Anfang lagen dicke fette Alligatoren am anderen Ufer in der Sonne und ließen sich wärmen. Und die Vögel! Einer schöner als der andere. Zwar habe ich tatsächlich schon alle Vögel selbst fotografiert, die man in Central Florida so sehen kann, und auch schon ein Buch darüber gemacht, aber trotzdem musste ich immer mal anhalten, weil es einfach doch wieder ein schönes Motiv gab.

Es waren sehr, sehr wenige Menschen unterwegs und überhaupt keine Radler. Die kommen alle eher am Wochenende. Wenn mir hier etwas passiert bin ich auf mich selbst gestellt, und nein, ich habe kein Flickzeug dabei. Nur den schon vielfach genutzten Schutzengel. Am alten Pump House sitzen zwei Männer mit dickem Teleskop und warten auf Vögel, den fetten Alligator, der gleich daneben liegt, haben sie noch nicht mal bemerkt. Ist nicht in ihrem Beuteschema. Doch frage ich sie, ob sie mich mal vor dem Gator knipsen können.

Mein Ziel ist der Green Mountain, Endpunkt des Trails. Ein Berg in Florida? Ja doch, ganze 41 m hoch. Das ist schon was. Deshalb führt ein Serpentinenweg hinauf und oben gibt es einen Outlook, von dem man auf die Marsch schaut. Ein lohnenswertes Ziel, wenn man keinen Himalaya hat. Am Ziel angekommen habe ich schon gut 25 km geschafft, nicht schlecht für mich. Aber natürlich muss ich das gleiche wieder zurück, denn einen lieben Engel, der mich jeweils am Ende abholt, habe ich leider nicht. Die Trails in Florida sind leider nie Rundwege, man muss auf dem gleichen Weg zurück. Aber zuvor suche ich noch die Toilette auf. Das ist einfach vorbildlich in USA. Es gibt immer saubere und kostenfreie Toilettenanlagen, da muss sich Deutschland eine Scheibe abschneiden. Auch Trinkwasser ist da und die Möglichkeit, seine Trinkflasche zu füllen.

Zwar wünsche ich mir manchmal auf der Strecke, ein Pickup von einem Ranger würde mich auflesen, aber doch nicht wirklich. Ich habe natürlich den Ehrgeiz, es zu schaffen und bin noch nicht mal sehr kaputt, als ich wieder am Pumphaus ankomme. Ein einzelner Mann sitzt auf der Bank und telefoniert. Laut. Zwar dachte ich manchmal, ist da nicht ein deutscher Klang in der Sprache, aber er spricht eindeutig englisch. Mein Freund der Gator liegt nun nach Stunden immer noch unbeweglich auf seinem Platz und ich mache ein Video. Ob ich ihn mal streicheln soll? Der Telefonierer ist fertig und fragt mich, ob er richtig gehört habe, dass ich mit dem Alligator Deutsch gesprochen habe. Ja, genau. Und er ist Österreicher. Lebt aber schon lange in USA. Zunächst in Kalifornien, das er aber, wie angeblich auch viele andere, verlassen hat, weil dort die Coronamaßnahmen so streng sind. Und ich muss mir eine lange Litanei über Coronapolitik anhören und warum man sich nicht impfen lassen sollte.

Ich flüchte. Auf dem letzten Stück zum Parkplatz dann Wegelagerer. Im Abstand liegen dort vier Alligatoren auf dem Weg. Was macht man da? Man filmt!