Marrakech 2. Tag

Der heutige Tag ist aber ganz für Gueliz vorgesehen. Nach dem Frühstück schaue ich in den Spiegel und traue meinen Augen nicht. Bin ich das wirklich? Mit diesen furchtbaren Haaren. Die sind seit USA nicht mehr geschnitten worden, so kann es nicht weitergehen. Ich nutze Marrakech oft für ein paar Schönheitsbehandlungen, doch die Pediküre, die nach Wochen im trockenen Wüstensand dringend nötig ist, habe ich bereits im White Camel machen lassen. Aber die Haare gehen so nicht mehr. Ich laufe all die bekannten Friseursalons ab, die ich von früher kenne. Aber es hat sich doch viel getan in Marrakech, sie sind nicht mehr da. Dagegen gibt es etliche luxuriöse Schönheitstempel, wo ich mich noch nicht mal traue, nach dem Preis zu fragen. Doch schließlich finde ich einen kleinen Salon gerade um die Ecke von meinem Hotel, ich sags ja, hier gibt es wirklich alles in greifbarer Nähe, und über den Friseur kann ich mich auch nicht beklagen. Jung, tätowiert, mit schicker Frisur, schnippelt er auch an mir sehr sorgfältig herum. Man macht sich hier eine Mühe, die ich aus Deutschland nicht mehr kenne, klippt die Haare hoch und schneidet sie dann schichtweise. Und vor allem das Fönen! Das ist in Marokko eine wichtige Kunst, man geht zum Friseur oft auch nur zum Fönen, wenn man abends ausgehen möchte. Mit dem Ergebnis sind wir beide recht zufrieden.

Was mir nun noch fehlen würde, ist ein Anlass, diese neue Frisur auch zu zeigen. Aber es gibt in ganz Marrakech zur Zeit niemand, den ich kenne. Früher war das anders, da gab es Kamal, den Filmemacher, oder Peter, der im Carre Eden eine Wohnung hat, es wäre nur 4 Minuten von meinem Hotel, oder der Tichka-Direktor, dessen Hotel meine zweite Heimat war. Aber das Tichka ist lange zu, der Direktor in Meknès und Peter in Deutschland. Kamal dreht einen Film in Rabat. So bestelle ich mir im Hotel eine Pizza aufs Zimmer, weil ich keine Lust habe, alleine in ein Restaurant zu gehen. Ich habe keine Angst, ist nur langweilig. Aber die Pizza war nicht so gut, trotz dem vorzüglichen Rose, und für morgen muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.